Offen und zugänglich ist der Altarbereich in der evangelisch-lutherischen Johanniskirche in Michelau nach dem Umbau geworden. Seit 2021 wird die Kirche in mehreren Bauabschnitten saniert. Nun steht das Herz des Gotteshauses an: die liturgische Ausstattung. Lesepult, Osterleuchter und Meditationsbereich werden erneuert. Um diese harmonisch in den Raum zu integrieren, hatte die Gemeinde einen Kunstwettbewerb veranstaltet. Seit Montag steht die Gewinnerin fest: Meide Büdel.
Sie freue sich sehr, sagte die Bildende Künstlerin aus Nürnberg. Als sie der Anruf am Montagabend erreichte, war die 61-Jährige gerade von einem langen Tag nach Hause gekommen. „Unterwegs war ich noch bei einem Unfall bei Zapfendorf als Ersthelferin im Einsatz, ein ereignisreicher Tag“, erzählte sie.
Die Johanneskirche in Michelau habe durch die Sanierung sehr gewonnen, findet Büdel. „Das barocke Ensemble kommt nun wunderbar zur Geltung. Mit meinem Entwurf will ich diese bestehende Situation mit der Sprache der zeitgenössischen Kunst behutsam ergänzen und insgesamt zu einem positiv erlebbaren Ganzen gestalten.“

Meide Büdel hat bereits mehrere Werke für Kirchen und Kapellen kreiert – aus Holz, Beton, Glas und Stahl. Im Jahr 2008 gewann sie für ihre innovativen Vorschläge zur Gestaltung von Kirchenräumen den Kunstpreis der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Unter anderem entwarf sie für die Ottobrunner Michaelskirche die Installation „Die große Schwebe“ (Titelbild) und für die Nürnberger Christuskirche einen an vier Stahlseilen im Raum schwebenden Altar, 1,8 Tonnen schwer.
Harmonisierung des Raums

Entwürfe von drei Künstlern lagen am Montag vor der zehnköpfigen Auswahlkommission: Neben Meide Büdel sind außerdem die Konzepte von den Künstlern und Bildhauern Matthias Engert und Wolfgang Stefan in die engere Auswahl gekommen. „Alle Entwürfe hatten unterschiedliche Haltungen, aber waren auf Augenhöhe“, sagte Kunsthistoriker Kirchenrat Helmut Braun, Leiter des Kunstreferats der Bayerischen Landeskirche nach der Jurysitzung. Bernhard Heidberg vom landeskirchlichen Baureferat fügte hinzu: „Es ist selten, dass es drei so starke Konzepte gibt.“

Ziel der Neugestaltung ist laut dem Dekanat Michelau eine verbesserte Funktion liturgischer Abläufe und eine „beruhigende Harmonisierung des Raumes“. Man wünsche sich eine Gestaltung, die sich gut in das barocke Gesamtbild einfügt. „Das Konzept von Meide Büdel ist in sich stimmig und hat uns sehr gut gefallen. Es ergänzt die historischen Elemente sehr harmonisch. Mit Blick auf die Umsetzbarkeit und hinsichtlich Detailfragen war es am Ende ein eindeutiges Votum für ihren Entwurf“, begründete Dekanin Stefanie Ott-Frühwald das Ergebnis des Wettbewerbs.
Rund 20.000 Euro hat der Kirchenvorstand für die Gestaltung der liturgischen Ausstattung im Altarbereich befürwortet. Dafür gebe es bereits Spenden, unter anderem von Jubelkonfirmationen. Der landeskirchliche Kunstfonds wird einen Zuschuss geben. Mehrkosten – zum Beispiel durch die Teuerung von Material – sollen ebenfalls durch Spenden finanziert werden. Wann die neue Gestaltung des Altarbereichs fertig sein wird, sei angesichts der zu klärenden Detailfragen und Lieferzeiten für Material noch nicht absehbar.
Wie tanzende Musiknoten

Da die Johanneskirche – am Main-Radwanderweg gelegen – als „offene Kirche“ gilt, soll es künftig einen meditativen Ort geben, mit einer Möglichkeit, Kerzen anzuzünden. Dafür will Meide Büdel in einer Nische zwölf feine Rundstangen aus „silbrig anmutendem Edelstahl“ montieren. Diese enden in verschiedenen Längen und auf ihnen sollen kleine Kuben befestigt werden, in die Teelichter gestellt werden können. Im Modell schweben die Lichter – sie wirken wie Musiknoten auf einer Zeile.
Die Nische neben dem Altar soll außerdem dienen, um Getaufter sowie Verstorbener zu gedenken. Meide Büdels Idee ist es, eine Art „Wolke“ zu schaffen. „Bei den Täuflingen könnte die ,Wolke‘ silbrig hell sein, bei den Verstorbenen dunkler, warm braungrau brüniert“, heißt es im Entwurf. „Die knapp ein Kilo schweren Kuben können von der Familie oder den Angehörigen mit den Daten des jeweiligen Menschen beschriftet werden und in einer feierlichen Aktion der jeweiligen ,Wolke‘ zugefügt werden.“

Bei der Gestaltung will die Künstlerin Formen und Farben aus dem barocken Duktus des Raums aufnehmen. Der Ambo soll eine Konstruktion aus brüniertem Stahl werden. Der Osterleuchter nimmt in Gestaltung, Farbe und Rhythmus Bezug auf die Meditationswand, das Lesepult, den Taufstein und den Raum. Laut Kunsthistoriker Kirchenrat Helmut Braun gliedern sich die silbrigen und warmen Braungrautöne gut ins Gesamtkonzept ein.

Kirchweih am Sonntag
Am Sonntag, 6. August, feiert die Kirchengemeinde Michelau um 10 Uhr einen Gottesdienst zur Kirchweih in der Johanneskirche. Zu diesem Anlass werden die Ergebnisse des Künstlerwettbewerbes zu sehen sein. Im Anschluss sind alle Mitfeiernden zum Weißwurstfrühstück im Kirchhof willkommen.