„Wir fertigen hochpräzise Metallbauteile durch Drehen, Fräsen, Schleifen und Erodieren mit hochmodernen Geräten“: So bringt Christian Stumpf auf einen ganz einfachen Nenner, was bei „Scerox Erodiertechnik“ in Redwitz an jedem Arbeitstag geschieht. In Wirklichkeit ist natürlich alles viel komplizierter und differenzierter, denn das junge Unternehmen stellt Produkte her, die allerhöchsten Ansprüchen an Form, Qualität und Genauigkeit entsprechen müssen. „Wir haben uns darauf spezialisiert, mit extremer Präzision zu arbeiten“, sagt der in Küps geborene und inzwischen in Redwitz wohnende 40jährige Geschäftsführer.
Das ist wichtig in einer Branche, in der es auf höchste Genauigkeit bei komplexen Konturen ankommt und die selbst minimalste Abweichungen nicht verzeiht. Bei „Scerox“ entscheiden mitunter Produktionsmittel, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind. So bringt es der kleinste Draht, der beim Erodieren für die Herstellung eingesetzt wird, auf gerade mal 0,03 Millimeter Durchmesser.
Drahterodieren ist eines der von „Scerox“ praktizierten Verfahren, mit dem man alle elektrisch leitenden Materialien unabhängig von ihrer Härte schneiden oder bearbeiten kann. Das Erodierverfahren gibt es schon lange. „Scerox“ beherrscht es perfekt. Christian Stumpf vergleicht die komplizierte Technik des Verfahrens anschaulich: Es sei wie eine „extrem teure Laubsäge, die aus einem Werkstück ein Teil hochgenau heraussägt.“
In den den vergangenen Jahren hat sich „Scerox“ immer mehr Marktanteile in der Medizintechnik erobert. In Redwitz werden zum Beispiel Implantate gefertigt. Dafür hat die Firma spezielle Zulassungen, die sie von der Konkurrenz abheben und ihr den Zugang zu lukrativen Aufträgen öffnen. „Scerox“ kann dank dieser Zertifizierung den Mark ohne nochmalige Prüfung seiner Produkte direkt beliefern. Das Unternehmen fertigt in Redwitz auch Prototypen für die Medizintechnik-Branche. Weitere Aufträge kommen aus der Automobilzulieferer-Branche.
„Du kannst noch so gute Maschinen haben. Das bringt nichts, wenn das Personal nicht funktioniert. Und umgekehrt ist es ebenso.“
Christian Stumpf, Geschäftsführer Scerox

Damit die Aufträge passgenau und zuverlässig abgewickelt werden, investiert die Geschäftsführung in Redwitz viel Geld in möglichst perfekte Produktionsanlagen. Die besten unter den insgesamt 50 Maschinen in der geräumigen und erst jüngst erbauten Produktionshalle wurden für einen siebenstelligen Euro-Betrag angeschafft. „Wir bevorzugen Anlagen aus Japan und Europa“, sagt Christian Stumpf. Die helle, sehr saubere Produktionshalle mutet angesichts der hochwertigen Anlagen eher wie ein High-Tech-Labor denn wie ein Metall verarbeitender Betrieb an.
Ebenso viel Wert wie auf High-Tech-Produktionsanlagen legt die Geschäftsführung auf das Betriebsklima. Man ist schließlich immer noch ein Familienunternehmen. Dies folgt einer recht einfachen Unternehmensstrategie, von der Christian Stumpf überzeugt ist: „Du kannst noch so gute Maschinen haben. Das bringt nichts, wenn das Personal nicht funktioniert. Und umgekehrt ist es ebenso“. Hier sei niemand nur eine Nummer. „Bei uns kann jeder mit seinen Fragen und Problemen zum Chef kommen. Meine Türe ist immer offen,“ sagt Stumpf.
72 Mitarbeiter und Auszubildende zählt „Scerox“ inzwischen. Es ist eine im Durchschnitt junge, zahlenmäßig überschaubare Belegschaft, die außer einem hochmodernen Arbeitsplatz und dem sicheren Einkommen einige Vorzüge genießt, die nicht selbstverständlich sind. Die Geschäftsführung weiß, dass sie bei der Suche nach heimischen Fachkräften in einem besonders harten Wettbewerb steht. „Wie befinden uns hier in einer stärksten Industrieregionen in ganz Europa“, sagt Christian Stumpf weiter und meint damit große Unternehmen in Coburg, Lichtenfels, Bamberg. Vielen Menschen sei dies gar nicht bewusst.
Viele Anreize für Mitarbeitende
95 Prozent der Belegschaft des Redwitzer Unternehmens – Werkzeugmacher, C&C-Fräser, Dreher und Erodier – hat heimische Wurzeln, kommt aus einem Umkreis von nur 15 Kilometer. „Scerox“ gewährt allen seinen Mitarbeitenden leistungsbezogene Zuschläge, zahlt für jeweils fünf Jahre Zugehörigkeit eine Prämie von 6000 Euro und gibt zudem noch monatliche Tankgutscheine an die Mitarbeitenden aus. Damit nicht genug: „Für jedes Kind erhalten unsere Mitarbeitenden einen monatlichen Zuschlag – bis zum sechsten Lebensjahr,“ so Christian Stumpf weiter. Dies alles sei das Ergebnis dessen, was die Mitarbeitenden auf die Nachfrage der Geschäftsführung hin als sinnvolle Angebote formuliert hätten.

„Scerox“ ist auch ein engagierter Ausbildungsbetrieb mit inzwischen eigener Lehrwerkstatt. Auszubildende, die noch kein eigenes Auto haben, werden bei „Scerox“ unter anderem mit dem Azubi-Taxi gelockt. Fahrer des Unternehmens holen die Nachwuchskräfte morgens ab und bringt sie abends wieder nach Hause. Das Taxi sei die Folge schlechter Nahverkehrsverbindungen auf dem Land, das dem Unternehmen bereits einige gute Nachwuchskräfte gekostet habe.
Christian Stumpf ist bei „Scerox“ für den Vertrieb verantwortlich. Sein Vater Hermann, wie er Mitgründer des Unternehmens, leitet die internen Prozesse und koordiniert die Arbeitsabläufe. Das Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahre 2003 eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung erlebt. Das Unternehmen zählt zu den wachstumsstärksten unserer Region. Die Mitarbeiterzahl hat sich verdreifacht, der Umsatz hat die einstellige Millionengrenze überschritten. Mit dem Umzug von Küps nach Redwitz 2017 ging eine 17-Millionen-Investition in den neuen Standort einher. Das Unternehmen erhielt dafür einen ansehnlichen EU-Zuschuss.
Trotz Höhenflug behält die Geschäftsführung Bodenhaftung. „Businesspläne gibt es bei uns nicht und wir laufen auch keinen selbst gesetzten Umsatzzahlen nach“, sagt Christian Stumpf weiter. Wichtig sei, die Kunden durch möglichst perfekte Produktionsergebnisse bei der Stange zu halten und neue zu gewinnen. Dies gelingt mit einer Mischung aus Mentalität und Können. „Wir gehen mit jedem Bauteil an das Limit der Werkzeugmaschinen und reizen das Potenzial für Genauigkeit voll aus,“ so der 40Jährige. Die Mitarbeiter werden ständig geschult und – damit meint er vor allem sich – „man muss halt auch mal ein paar Stunden länger am Tag vor Ort sein, dann funktioniert das“.
Weiterer Meilenstein: Erster Messeauftritt in Coventry

Bald schon steht ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte bevor. Das Unternehmen vom Obermain wird sich erstmals auf einer internationalen Messe präsentieren. Für die „Medical Technology UK“ im englischen Coventry, die vom 16. bis 17. März 2022 stattfindet, ist „Scerox“ fest eingeplant. Die Messe, die sich auf Medizintechnik konzentriert, führt führende Spezialisten aus allen Ebenen der Lieferkette für die Herstellung medizinischer Geräte zusammen. „Wir wollen ausprobieren, ob wir nicht noch mehr internationale Märkte erschließen können,“ sagt Christian Stumpf.
Dass sich „Scerox“ 2017 für den Standort ganz nahe an der B 173 im Landkreis Lichtenfels entschied und nicht ins benachbarte Thüringen auswanderte, wo damals noch höhere Landeszuschüsse winkten, lag im Übrigen nicht nur an der Verwurzelung der Geschäftsinhaber in Oberfranken . „Die Gemeinde Redwitz hat uns damals die Ansiedlung sehr leicht gemacht. Die tolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde besteht auch heute noch. Das Gleiche gilt für den Landkreis“, sagt Christian Stumpf.