Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Main, Rodach, Steinach
Icon Pfeil nach unten

MICHELAU: Andreas Baumann ist neuer Pfarrer in Michelau

MICHELAU

Andreas Baumann ist neuer Pfarrer in Michelau

    • |
    • |
    Pfarrer Andreas Baumann vor einem Hochgebirgsflug in einer Cessna 172. „Heaven und sky faszinieren mich schon immer”, sagt der 62-Jährige.
    Pfarrer Andreas Baumann vor einem Hochgebirgsflug in einer Cessna 172. „Heaven und sky faszinieren mich schon immer”, sagt der 62-Jährige. Foto: Oliver Schaal, Aeroclub Coburg

    Über den Horizont hat Andreas Baumann schon tausende Male geblickt – als Pilot und sicherlich auch als Pfarrer. „Beim Fliegen erkenne ich immer wieder, wie klein wir doch sind – und wie weit der Horizont“, sagt der 62-Jährige. „Religion erkennt an, dass es etwas Größeres gibt, als uns Menschen. Das erweitert die Perspektive – wenn man sich darauf einlässt.“

    Seit Mai ist Andreas Baumann neuer geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Pfarrei Michelau. Am morgigen Sonntag, 5. Mai, wird er bei einem Gottesdienst offiziell in sein Amt eingeführt.

    Das Amtszimmer im Dekanatsgebäude hat er schon bezogen. Von dort hat der Pfarrer die evangelische Johanneskirche im Blick. Auf seinem Schreibtisch steht eine Tasse mit einem Herz um das Wort „Fluglehrer“. Daneben liegt ein Terminkalender, gut gefüllt. Ein geflochtener Papierkorb darf in der Stadt, in der das Deutsche Korbmuseum sitzt, nicht fehlen.

    Spessart bis Fichtelgebirge

    Seine erste Stelle als geschäftsführender Pfarrer hat er 1998 in Eschau im Spessart angetreten. Ein Aquarell seiner Mutter, das in seinem Büro hängt, erinnert daran.

    Dort hat er auch seine Frau kennengelernt, die ebenfalls Pfarrerin ist. Das Paar hat 22-jährige Zwillinge, Tochter und Sohn, sowie zwei Labrador-Rüden.  „Unsere Fitness-Trainer“, sagt Baumann und schmunzelt. Weitere Stationen als Pfarrer waren Kemmoden-Petershausen im Dachauer Land und in der Michaelskirche in Thierstein im Fichtelgebirge.

    Danach arbeitete er zwanzig Jahre als Schulpfarrer und Religionslehrer – an der Staatlichen Gesamtschule Hollfeld und am Wilhelm-Diess-Gymnasium in Pocking im Landkreis Passau. Aufgrund einer neuen Stelle seiner Frau verschlug es das Ehepaar zurück „ins Fränkische“. In Fechheim, im Landkreis Coburg, leben sie seit 2021.

    Vorübergehend arbeitete Baumann als Religionslehrer an der Berufs- und Fachoberschule in Coburg. „Ab Sommer 2022 gab es keinen meiner Berufserfahrung entsprechenden Bedarf an evangelischem Religionsunterricht an weiterführenden Schulen mehr.“

    So konzentrierte er sich freiberuflich auf seine bisher im Ehrenamt ausgeübte Tätigkeit als Fluglehrer. „Mit einem Kleinflugzeug über die Alpen an die italienische Riviera und dafür bezahlt zu werden, das hat schon was.“

    Doch die Nachfrage ist nicht kontinuierlich und er vermisste die Arbeit in seinem theologischen Beruf. „Außerdem wollte ich meiner Frau zuhause nicht auf die Nerven gehen.“ So kam es, dass sich das „Puzzle fügte“, wie Baumann erzählt.

    „Es ist wichtig, dass wir Pfarreien vernetzt und kooperativ arbeiten.“

    Andreas Baumann, Pfarrer

    Pfarrer Andreas Baumann.
    Pfarrer Andreas Baumann. Foto: Heinz Fischer

    „Ich suchte nach einer Möglichkeit in einer Gemeinde mitzuarbeiten, ohne wegziehen zu müssen.“ Anders als in den meisten Pfarreien, in denen Pfarrer in einem Pfarrhaus wohnen sollen – wie es bei den vakanten Stellen in Schney und Lichtenfels der Fall ist – gibt es in Michelau kein Pfarrhaus mehr. Ein Pendeln ist also möglich. „Nun komme ich zurück zu meinen beruflichen Wurzeln.“

    Rund zwanzig Minuten fährt er von Fechheim ins Pfarrbüro. „Nach Möglichkeit will ich zu den Öffnungszeiten dort präsent sein. Und zwar nicht hinter verschlossener Türe, sondern erreichbar – mit offener Türe und offenem Ohr.“

    Im aktuellen Gemeindebrief formuliert es der Seelsorger so: Er wolle „genau hinsehen auf das, was ist, vielleicht auch auf das, was war – um dann erst gemeinsam nach dem zu suchen, was sein soll und sein kann. Dabei bin ich nicht blauäugig (außer im Pass!) und sehe auch den Herausforderungen ins Auge, die sich heute in Kirche und Gesellschaft stellen.“

    Vorbild: Dietrich Bonhoeffer

    Das Amtszimmer hat Andreas Baumann schon bezogen. Hinter ihm an der Wand hängt unter anderem ein Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer.
    Das Amtszimmer hat Andreas Baumann schon bezogen. Hinter ihm an der Wand hängt unter anderem ein Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer. Foto: cgi

    Das größte Bild, das eine der Wände in seinem Büro ziert, ist ein Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer. Es beginnt mit: „Ich glaube, dass Gott auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will.“ Daneben hängt ein Portrait des Theologen mit seiner charakteristischen Brille mit den runden Gläsern. Baumann trägt dieselbe Brillenform. Ein Zufall?

    „Dietrich Bonhoeffer ist für mich ein Vorbild“, erzählt der 62-Jährige und blickt dabei auf das Foto des Lehrers und Pfarrers. „Mit seinem theologischen Scharfsinn hat er dem nationalsozialistischen Gedankengut und seiner Einflussnahme auf die Kirchen in Deutschland widerstehen können. Er hätte als Gastprofessor in den USA bleiben können und kam trotzdem zurück.“

    Das Glaubensbekenntnis entstand ähnlich wie sein berühmtes Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ während Bonhoeffers Zeit in Haft. „Er schrieb es unter größter Not und Bedrängnis, obwohl er von Todesstrafe bedroht war. Das macht ihn so glaubwürdig.“

    Mit Aktentasche hat Andreas Baumann das Dekanatsgebäude schon am 1. Februar dieses Jahres betreten. Seitdem habe er öfter den Talar getragen als die Fliegermütze. Sein Vorgänger, Interimspfarrer Pfarrer Jürgen Harder, hatte ihm die Möglichkeit gegeben, schon vor seiner Amtseinführung in Dokumente zu schauen und sich auf die Geschäftsführung vorzubereiten. „Ich habe in Gremien schon mal reingeschmeckt. Das ist unüblich, sonst würde erstmal bis Amtsantritt nichts passieren. Darüber hinaus konnte ich die vergangenen drei Monate zum Netzwerken nutzen.“ Das sei ihm wichtig, denn er sieht sich als „Teamplayer“ in der Pfarrerschaft der Region. „Die Zahl der Hauptamtlichen und Gemeindeglieder geht zurück. Es ist wichtig, dass wir Pfarreien vernetzt und kooperativ arbeiten – das ist die Zukunft.“

    Angesprochen habe ihn die Pfarrei auch, da in Michelau für und mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet werde. „Wir haben zwei Kitas und eine toll funktionierende evangelische Jugend unter fachkundiger pädagogischer Leitung.“ Im Bereich der Konfirmandenarbeit ist geplant, dass zwei hauptberufliche Diakone zusammen mit Ehrenamtlichen ein erlebnispädagogisches Jahr im großen regionalen Umfeld anbieten werden. Die Vernetzung mit den Pfarreien Schney-Buch und Lichtenfels soll daher ausgebaut werden.

    „Ich bin überzeugt, dass Pfarrer Baumann (...) der richtige ,Captain im Cockpit' ist.“

    Stefanie Ott-Frühwald, Dekanin

    „Ich bin überzeugt, dass Pfarrer Baumann dafür – um es mit den Begriffen seiner anderen Leidenschaft, der Fliegerei, auszudrücken – der richtige ,Captain im Cockpit´ ist“, sagt Dekanin Stefanie Ott-Frühwald. Baumann gehe „mit großer Gründlichkeit und Sorgfalt ans Werk.“

    „Ja, mit Gottes Hilfe“ will Pfarrer Andreas Baumann sein Amt antreten; hier mit Dekanin Stefanie Ott-Frühwald.
    „Ja, mit Gottes Hilfe“ will Pfarrer Andreas Baumann sein Amt antreten; hier mit Dekanin Stefanie Ott-Frühwald. Foto: Heinz Fischer

    „Pfarrer Baumann verbindet seine theologische Leidenschaft mit einem großen Interesse am Kontakt mit Menschen. Beim Friedensgebet anlässlich des zweiten Jahrestages des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres habe ich das erlebt: Für ihn war es ausgesprochen wichtig, dass wir zu dieser Andacht in der Johanneskirche auch Ukrainerinnen und Ukrainer einladen, die aktuell bei uns im Landkreis Lichtenfels Zuflucht gefunden haben.“

    „Möchte in Dialog treten“

    Baumann spricht fließend Französisch, liest die Bibel auch auf Hebräisch und Griechisch. Sein Studium führte ihn von München nach Tübingen, Paris und Jerusalem. Politisch geprägt wurde er in einer der Münchner Studierendengemeinde. In den, wie er sagt, „wilden Achtzigern“ protestierte er gegen den Nato-Doppelbeschluss, nahm an Ostermärschen und den Debatten um Nachrüstung teil.

    „Ich bin nicht parteipolitisch gebunden, aber möchte Haltung für eine vielseitige Gesellschaft zeigen. Christliche Gemeinden waren schließlich immer vielfältig.“ Baumann engagiert sich bei „Lichtenfels ist bunt“ und nahm an Mahnwachen der „Omas gegen Rechts“ teil. Dazu hat er auch schon kritische Anfragen bekommen. „Ich will in den Dialog treten“, betont er. Das Parteiprogramm der AfD habe er sich ausgedruckt. „Für einen Dialog muss man auch die Hintergründe kennen.“

    Während der Corona-Pandemie hat sich Baumann durch ein Erwachsenen-Studium ein Jahr mit evangelischer Ethik und Fragen öffentlicher Theologie auseinandergesetzt. „In der Öffentlichkeit sollten bewusst Werte vertreten werden, auch auf Straßen und Plätzen – wo es geboten scheint. Das Eintreten für Schwache, Notleidende und Schutzbedürftige – das ist Grundkonsens Evangelischer Ethik.“

    Zuhause in seinem Büro stehe alles voller Bücher, in seinem Büro in Michelau liegen bislang zwei. Die Titel: „Leitlinien kirchlichen Lebens“ und „Führen und Leiten in der Kirche“. „Ich sehe mich mehr im Leiten als Führen. Beim Führen sagt man, wo es lang geht. Das entscheiden wir in der Evangelischen Kirche in demokratischen Strukturen und Gremien. Beim Leiten hingegen sorgt man dafür, dass Prozesse in Gang geraten und bleiben – darin sehe ich meine Rolle.“

    Aus seiner Aktentasche zieht Pfarrer Baumann ein gerahmtes Bild, lacht, und reicht es seiner Pfarramtssekretärin Bettina Ulrich. Es ist eine Zeichnung des Karikaturisten Dirk Meissner, erschienen in der Süddeutschen Zeitung. Darauf ist ein Mann zu sehen, der im Büro telefoniert, darunter steht: „Das ist alles ganz normal: Nach einer Phase der Euphorie folgen Irritationen, Zweifel, Zorn, Ernüchterung und hysterisches Lachen. Doch am Ende setzt sich Pragmatismus durch.“

    Derzeit ist der geschäftsführende Pfarrer mit einem Jahresetat von rund 1,7 Millionen offenbar in der Phase der Euphorie. An diesem Tag will er Arbeit mit nach Hause nehmen. „Meine Frau wird mich warnen, wenn das schon so anfängt.“

    Am Tag seines Amtseintritts ist Andreas Baumann noch einmal in eine Maschine gestiegen, eine Cessna 172. Für den „Aero-Club Coburg e.V.“ bietet er weiterhin ehrenamtlich Rundflüge und Ausbildung zum Privatpiloten an. Doch jetzt möchte er sich vorwiegend auf seine Aufgaben als Leitung der Pfarrei Michelau konzentrieren. „Hier habe ich ,Kick‘ genug.“

    Information Am Sonntag, 5. Mai, findet um 14 Uhr der Gottesdienst anlässlich der Installation von Pfarrer Andreas Baumann auf der Pfarrstelle Michelau II. mit pfarramtlicher Geschäftsführung in der Johanneskirche statt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden