Kronach/ Lichtenfels Verschlungen, ohne zu verworren zu sein – so präsentierten sich zwei Bands vor Kurzem im Kulturcafé des Kronacher Jugend- und Kulturtreffs, die wie die Faust aufs Auge zueinander passten.
Pop- und Rock Delikatessen
Die Ensembles „Sahara King“ und „He Told Me To“ servierten den über 60 Besuchern pop- und rockmusikalische Delikatessen fernab vom musikalischen Fastfood zum Nebenbei konsumieren. Um die Klangwelten der beiden Formationen in ihrer ganzen Pracht erleben zu können, musste man den Alltag hinter sich lassen und eintauchen in den Breitwandsound der beiden Gruppen. Wer dies tat, wurde belohnt mit einer musikalischen Reise, auf der es viel zu entdecken gab.
Die Besucher feierten ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Nach langen Jahren der Abstinenz stand der Leiter des Jugend- und Kulturtreffs, Samuel Rauch aus Bad Staffelstein, mal wieder als Musiker auf einer heimischen Bühne.
Seine neue Gruppe „Sahara King“ ist auferstanden aus den Ruinen der Band „Lowtus“, die im Landkreis Lichtenfels das Licht der Welt erblickt hatte. Unvergessen ihr kammermusikalischer Abend im Lichtenfelser Stadtschloss mit der nicht mehr existierenden Band „Nooq“. Damals wie heute steht geistig anregende Musik im Mittelpunkt.
Romantisch-mystische Klänge, die aus dem musikalischen Drehbuch der isländischen Gruppe „Sigur Ros“ stammen könnten, durchfluteten zu Beginn des „Sahara King“-Konzertes den Raum und verzauberten die Besucher. Einem Tastenzauberer gleich entlockte Pianist Sebastian Schütz aus Bad Staffelstein seinen Instrumenten die unterschiedlichsten Klanggebilde.
Rockig-opulente Klanggemälde
Soeben noch klanglich in Nordeuropa unterwegs, wähnte man sich im nächsten Moment in einer Kirche, in der eine majestätische Orgel den Ton angibt. Wenn sich dann noch die rockige Wucht aus Samuels elektrischer Gitarre und die Rhythmusfraktion, bestehend aus Bassist Christian Pietz aus Kronach und Philipp Sammet aus Wirsberg im Landkreis Kulmbach, dazugesellen, dann entstehen rockig-opulente Klanggemälde wie das famose Eröffnungsstück „Sunsong“, das die Zuhörer regelrecht mitriss.
Auf den Klanggebilden zwischen Trauer und Optimismus surfte ganz cool und lässig die dunkle Stimme von Samuel Rauch, bei der man sich unwillkürlich an melancholische Stimmen der Rock- und Popmusik wie Matt Berninger („The National“) oder Nick Drake erinnert fühlte.

Nun folgte der Sonnenaufgang
Auf die musikalische Abenddämmerung folgte der Sonnenaufgang. Die Musik der Gruppe „He Told Me To“ klang um einiges heller als die von „Sahara King“, war aber nicht weniger vielschichtig. Kopf der Gruppe ist der aus Lichtenfels stammende Musiker Sandro Weich. Bislang zauberte der Musiker mit der Kopfstimme als Einmannband mal mir nichts, dir nichts eine Klangfülle aus dem Ärmel, die der einer ganzen Band glich. Die moderne Technik machte es möglich. Mit einer Loopmaschine nahm er Schlagzeugrhythmen, Keyboardtöne oder Gitarrenriffs auf, um sie an Ort und Stelle wieder abzuspielen.
Das tut er immer noch, doch inzwischen hat er mit der Geigerin Nicole Hennig aus Coburg, dem Bassisten André Deuerling aus Nurn im Landkreis Kronach und dem Bamberger Schlagzeuger Martin Wohlgetan drei Klangerzeuger aus Fleisch und Blut an seiner Seite, die seinen Sound ins XXL-Format potenzieren.
Songs zwischen poppig-folkiger Wehmut, funkiger Lässigkeit und technoider Kühle schenkten den Zuhörern geistige Erbauung. Songs entwickelten sich weiter, schraubten sich in die Höhe, und dabei klang überhaupt nichts holprig. Alles war mit fließenden Übergängen versehen. Sogar die rock- und popmusikalischen Zitate aus der Feder der Gruppen „Depeche Mode“ („Personal Jesus“) und „Tears For Fears“ („Shout“) fügten sich wunderbar harmonisch ein in die famosen Eigenkompositionen „Gold Star“ und „Popcorn In A Playhouse“.
Fans tanzten ausgelassen
Die Zugabe „While Elephant Sleep“ entpuppte sich als Funkpopkracher, der die Besucher förmlich aus ihrem sitzenden Zuhörermodus riss. Die Fans klatschten und tanzen ausgelassen am Ende eines erstklassigen Popmusikabends, der mehr Besucher verdient hätte.