Ich, der Zeulner Abraham, stehe gleich gegenüber vom Rathaus in Marktzeuln auf meinem Sockel und habe den kompletten Überblick über das Geschehen im Marktflecken. Viele kennen mich, viele sollen mich noch kennenlernen. Ich bin zwar nur aus Sandstein, aber mein Mundwerk ist so scharf wie der Krummsäbel in meiner Hand. Also werde ich ab und zu mal meine Beobachtungen in Worten fassen und euch zum Lesen und Nachdenken überlassen. So wie im Frühling in Marktzeuln:
In einer ganz idyllischen Ecke Marktzeulns hat sich eine Familie mit einem ganz idyllischen Einfamilienhaus auf dem Grundstück einen ebensolchen Teich angelegt. Fast schon untertrieben, es ist schon mehr ein Schwimmteich, wo man sommers unbeschwerte Badefreuden genießen kann. Leider finden das nicht nur die Familienmitglieder, nein, auch kommen vermehrt ungebetene Gäste zum erfrischenden Bade und nicht nur das, diese Besucher nehmen den Teich auch gleich als neue Heimstatt in Beschlag.
Nur handelt es sich dabei nicht um Homo Sapiens, sondern um eine in Zeuln weidlich bekannte Amphibienart, nämlich den Fröschen. Und weil es ihnen in diesem für sie nicht angedachten Refugium so gut gefällt, tun sie das auch allabendlich bis tief in die Nacht lautstark kund. Sehr zum Missfallen der angrenzenden Nachbarn, die durch solcherlei Serenaden in ihrer Nachtruhe gestört werden. Außer dem Nachbarn im Norden, der nimmt einfach seine Hörgeräte aus den Ohren und hat Ruhe.
Nun will man ja keinen Zank mit den Nachbarn, andererseits ist man auch naturverbunden und tierlieb. Wie also dem Problem zu Leibe rücken. Der Hausherr hat die erfolgversprechende Idee: Nächtens, mit einer Stirnlampe (fränkisch: Hirnbirn) ausgerüstet, begibt er sich zum Gartengewässer und versucht, die ungebetenen Gäste zu blenden und somit wehrlos zu machen. Dann kann man sie recht unproblematisch einsammeln. Doch wohin damit? Also mindestens eine Ortschaft weiter, um den Tieren die eventuell geplante Wiederkehr zu erschweren. Also ab in den Kofferraum und nach Schwürbitz, wo man die Viecher in den Mainauen in die Freiheit entlässt, in der Hoffnung, dass sie hier eine neue Heimstatt finden. Ob es den Schwürbitzer Bürgern gefällt, wenn sie nun ein abendliches Konzert zu ertragen haben, sei dahingestellt. Die Frösche waren allerdings von ihrer Zwangsumsiedlung nicht sehr angetan, schon bald fanden sie sich wieder am heimatlichen Teich ein (vielleicht waren es auch Verwandte). Ein Frosch, so werden sie gedacht haben, gehört halt nun mal nach Marktzeuln. „… und quakten wie vor alter Zeit“, wie schon Johann Wolfgang von Goethe gedichtet hat.
In diesem Sinne: euer Abraham.