Wenn man Jochen Partheymüller mit seinen gerade einmal 55 Jahren anschaut, würde man nicht glauben, dass er sein Amt schon so lange inne hat. Dennoch hat er in diesen Tagen ein Jubiläum erreicht, das nicht alle Tage vorkommt. Bereits 25 Jahre ist er nun Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Marktgraitz und damit der Dienstälteste der Kommunen im Landkreis Lichtenfels. Und von Amtsmüdigkeit kann bei Jochen Partheymüller absolut keine Rede sein.
Dieses Dienstjubiläum bietet einen willkommenen Anlass, auf die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte zurückzublicken. Denn 25 Jahre Bürgermeisteramt beinhalten einen gewissen Wandel. „Die Arbeit geht einem Bürgermeister dabei nie aus. Und sollte auch nie ausgehen, denn nur so ist es gewährleistet, dass es in einer Gemeinde voran geht“, weis Jochen Partheymüller.
„Es muss immer etwas passieren. Denn Stagnation ist Rückschritt.“
Jochen Partheymüller, Bürgermeister von Marktgraitz
In Marktgraitz hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert viel getan. Und wenn man in die zukünftigen Planungen blickt, gehen dem Rathaus-Chef offensichtlich die Ideen nicht aus. Im Gemeinderat hat er seit seinem Amtsantritt nur noch zwei Mitstreiter. Lediglich Georg Bülling und Uwe Bornschlegel sind seit 1996 dabei. „Wir sind immer gut miteinander klar gekommen. Sicher hat es auch im Kommunalpolitischen gegensätzliche Meinungen gegeben. Aber nachdem diese ausgeräumt waren, ging es wieder weiter“, ist dabei seine Sicht. Es sei nichts Negatives hängen geblieben.
Beschlüsse wurden meist gemeinsam gefasst und waren dann laut Jochen Partheymüller auch für die Bevölkerung verständlich und transparent. In den meisten Fällen sei überparteilich gearbeitet worden. Und die Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft mit Redwitz bezeichnet er als „so gut wie noch nie“. Besonders zuletzt habe sich Vieles wesentlich verbessert, nachdem es zuvor oft nicht einfach gewesen sei. „Wir waren nur Juniorpartner, und da fehlte halt oft die Gewichtung.“
Ohne Stichwahl gegen zwei Mitbewerberinnen durchgesetzt
Nachdem Jochen Partheymüller bei der Kommunalwahl 2014 mit 80 Prozent der Stimmen ohne Gegenkandidaten gewählt worden war und im Jahr 2020 trotz zweier Gegenkandidatinnen mit über 52 Prozent ohne Stichwahl wiedergewählt wurde, ist er schon ein wenig stolz darauf, dass seine geleistete Arbeit von den Bürgerinnen und Bürger so honoriert worden sei.

Der Ausbau der Ortsdurchfahrt, die Erneuerung und Verbesserung des Ortsbildes, Kanal- und Straßenbau, Neubaugebiete und bereits seit 2010 in Marktgraitz ein schnelles Internet sind Maßnahmen, die in Partheymüllers Amtszeit bewerkstelligt worden sind. Doch müssen auch Ziele für die Zukunft definiert werden. „Es muss immer etwas passieren. Denn Stagnation ist Rückschritt“, erklärt er. „Die Organe der Marktgemeinde und ich als Bürgermeister müssen alles so lebenswert wie möglich gestalten, damit sich die Menschen hier wohlfühlen.“
Zum Wohlfühlen in der Gemeinde hätten jedoch auch die Bürger selbst viel beigetragen. So sei vor 25 Jahren klar gewesen, dass die 925-Jahr-Feier des Ortes weder von der Öffentlichkeit noch von der Gemeinde alleine zu schultern sei. Es entstand 1996 ein Gemeindefest mit vielen Attraktionen, Feiern, Konzerten und weiteren Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt, erzählt Jochen Partheymüller rückblickend. Diese Art der Zusammenarbeit sei geblieben.
Rockmusiker, Mitorganisator eines Seifenkistenrennen und Balletttänzer
Was er dazu beitragen kann, mache er gerne. Ob als Rockmusiker mit Sohn Laurenz beim Gemeindefest auf dem Marktplatz, als Mitorganisator eines Seifenkisten-Rennens oder als Mitglied des Männerballetts. „Nur wenn man voraus geht, machen alle mit“ ist sein Motto. So werden die Arbeiten zum Kinderfasching im Pfarrsaal von den Gemeinderäten ausgeführt. Und wenn sich die Kinder daran erfreuen, sei er als Jack Sparow gerne an der Spitze der Polonaise dabei.
Selbst als Tubist für Blaskapelle hat Jochen Partheymüller schon gelernt. Auch beim Gesangverein hat er bereits mitgewirkt, erzählt er, schiebt aber nach, dass er dazu wegen seiner beiden Berufstätigkeiten kaum die Zeit finde. Gewiss, viel Freizeit bleibt bei der Doppelfunktion als Architekt und Gemeindeoberhaupt nicht mehr. Auch im privaten familiären Bereich seit es zeitlich nicht immer einfach. „Meine Frau habe kennengelernt, als ich schon Bürgermeister war. Das Familienleben und das Bürgermeisteramt sind somit irgendwie zusammengewachsen“, meint er mit einem schelmischen Lächeln.
Don Camillo Möckel und Peppone Partheymüller
Als sehr dankbar bezeichnet das „Graatzer“ Gemeindeoberhaupt die Zusammenarbeit mit den drei katholischen Geistlichen Pfarrer Gerhard Möckel, Dekan und Pfarrer Michael Schüpferling und dem jetzigen Pfarrer und Dekan Lars Rebhan während seiner Amtszeit. So sei es für ihn eine Ehre gewesen, wenn von „Don Camillo und Peppone“ getuschelt worden sei, wenn er mit Pfarrer Möckel zusammen war.
„Politik für den Bürger und nicht für eine Ideologie“, sei das Motto seines Handelns, meint Jochen Partheymüller gegen Ende des Gesprächs. Und sofort blitzt sein zielgerichtetes Denken wieder auf. Es bleibe zu hoffen, dass es bald zur einer Gründungsversammlung der Gesellschafter für einen Dorfladen kommt, was die Corona-Pandemie bisher verhindert habe. Ebenso ist es mit dem Abhalten eines Festes zum 950-jährigen Jubiläum der Marktgemeinde, wobei er einen frisch hergestellten Erinnerungskrug zeigt. „Mal sehen, was noch möglich ist“, stellt er in den Raum.
Ein Trikot mit allen Unterschriften der „Mitspieler“

Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung gratulierte der Gemeinderat mit Zweitem Bürgermeister Richard Gesslein an der Spitze dem „Chef“ zum 25-jährigen Bürgermeisterjubiläum. Die Ratsmitglieder lobten den Konsens im freundschaftlichen Sinn, den Jochen Partheymüller im Gemeinderat pflege. Als Geschenk hatte Gesslein neben Blumen ein Trikot mitgebracht, auf welchem alle aktuellen „Mitspieler“ (Gemeinderäte) unterschrieben hatten.
Großes Lob von Landrat Christian Meißner

Auch Landrat Christian Meißner gratulierte in einem Statement. Er schätze Jochen Partheymüller als Menschen und als Kommunalpolitiker sehr. Dass er als Verwaltungschef ehrenamtlich im Dienst und hauptberuflich Architekt ist, bedeute im Klartext, dass er zwei herausfordernde Jobs in Personalunion innehat. „Jochen Partheymüller hat Marktgraitz geprägt und in Zeiten, in der gerade kleine Kommunen mit der Abwanderung kämpfen, und die Voraussetzungen geschaffen, dass Marktgraitz eine attraktive Wohnortgemeinde ist und bleibt“, betonte der Landrat.