Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Main, Rodach, Steinach
Icon Pfeil nach unten

KÜPS: Recycling ist in aller Munde: Hot oder Schrott?

KÜPS

Recycling ist in aller Munde: Hot oder Schrott?

    • |
    • |
    Timo Becker konzentriert bei der Arbeit auf dem Bagger in Küps-Au.
    Timo Becker konzentriert bei der Arbeit auf dem Bagger in Küps-Au. Foto: Karin Sträßner

    Meterhohe Berge von Schrott türmen sich vor einem auf. Die Sonne lacht auf das Labyrinth zwischen den größeren und kleineren Anhäufungen von Altmetall. Recycling ist in aller Munde, um die natürlichen Ressourcen zu schonen. Doch wie läuft das eigentlich mit Altmetall?

    Hauptsächlich arbeitet Timo Becker als Zwischenhändler. Überwiegend von Firmen holt er mit Altmetall befüllte Container ab. Oder lässt sich von einer Heizungsfirma die alten Heizungen gleich liefern. Die Container stellt er Firmen zur Verfügung. Sie werden abgeholt, wenn sie vollständig befüllt sind.

    Jetzt wird sortiert, alles hat seinen Platz

    Auf dem heimischen Firmengelände in Küps-Au sortiert der Schrotthändler dann die verschiedenen Metallsorten. Ob Eisen, Buntmetall, Kupfer, Messing, Aluminium oder Edelstahl – alles hat seinen Platz. Kleinteile werden in sogenannten Gitterboxen (vorwiegend aus Stahl gefertigte Kisten mit einer Traglast von bis zu 1,5 Tonnen) aufbewahrt, die auch stapelbar sind aufbewahrt. In ihnen befinden sich Hufeisen, Elektromotoren, Abfallstücke von Wasserleitungen und vieles mehr.

    Wenn Becker Schrotthändler genügend Material gesammelt hat und der Preis stimmt, wird weiter an den Großhändler (etwa die Firma Mölter in Kronach-Neuses) verkauft. Dieser zerkleinert und trennt das Altmetall und verkauft es wieder weiter an das Stahlwerk. Dieses wiederum beliefert schließlich nach weiterer Verarbeitung die verschiedenen Hersteller (Fahrräder, Heizungen, Bügeleisen oder auch Büroklammern).

    Müllmengen und der Bedarf an Rohstoffen werden verringert

    Dieser Vorgang vermindert die Müllmengen auf den Deponien und den weltweiten Bedarf an Rohstoffen. Da Deutschland importabhängig ist, wird durch Recycling die Unabhängigkeit von internationalen Märkten gefördert. Zudem werden die oft schlechten Bedingungen in den Herkunftsländern und deren mangelhafte Umweltauflagen nicht unterstützt.

    Schrott ist eine der wenigen Beispiele von echtem Recycling. Hier wird aus einem Ausgangsstoff ein neues Produkt gleicher Qualität und Güte erschaffen. Bei den meisten heutigen Recyclingprozessen handelt es sich um Downcycling, das heißt, aus einem Ausgangsstoff hoher Qualität wird ein neues Produkt niederer Qualität.

    Timo Becker beim Abladen von Schrott bei der Firma Mölter in Kronach-Neuses.
    Timo Becker beim Abladen von Schrott bei der Firma Mölter in Kronach-Neuses. Foto: Karin Sträßner

    Im Schrott-Recycling werden eine Qualitätssicherung, Sortiertiertiefe und Effizienz erreicht, die bei der Wiederverwertung anderer Werkstoffe bisher unerreicht ist.

    Der „Schrotti“ ist schon seit 15 Jahren selbstständig

    Darum ist der „Schrotti“ seit 15 Jahren selbstständig. Bereits als Lehrling zum Kfz-Mechaniker in der väterlichen Autoverwertung in Schalkau kam er mit Metall in Berührung. Nach den Zwischenstationen als Zweiradmechaniker und Beschäftigter im Tiefbau wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Außerdem ist er gerne sein eigener Chef.

    „Ich habe gemerkt, dass ich mir von anderen nichts sagen lassen kann,“ bemerkt er schelmisch. Und so wurden die sich ständig ändernden Schrottpreise zu seiner Welt. Sie hängen zunächst von der Schrottart ab.

    Sein Freund und Helfer: Der Lastwagen mit Kran zum Anheben der Altmetallteile.
    Sein Freund und Helfer: Der Lastwagen mit Kran zum Anheben der Altmetallteile. Foto: Karin Sträßner

    Beispieilsweise erzielt Mischschrott einen anderen Preis als reines Altmetall. Auch die Menge und Qualität des Schrottes sowie die Abhängigkeit vom internationalen Markt ist preisbestimmend. Je höher die Nachfrage, umso weiter steigt der Preis.

    Während der Corona-Krise gab es allerdings einen enormen Umsatzeinbruch. Viele Firmen arbeiteten nur in Kurzarbeit. Und es ging dementsprechend wenig Material ein. Bei der momentanen Rohstoffknappheit und der hohen Nachfrage nach Baustahl im Bausektor kann Timo Becker aber nicht klagen. Angst wegen Diebstahles hat er nicht, da sein Gelände gesichert und kameraüberwacht ist.

    Kameras installiert: Ein bestimmtes Ärgernis hat er nun nicht mehr

    Von Privatleuten wird Schrott nach vorheriger Terminabsprache abgeholt, gewogen und vergütet. Es kam bisher nicht selten vor, dass vor seiner Firma anonym einfach Schrott abgestellt wurde. Leider waren das auch Kühlschränke und Gefriertruhen, die der Händler wegen des FCKW-Gehaltes nicht annehmen darf und selbst gegen Gebühr entsorgen lassen musste. Dieses Ärgernis hat er nun durch Installation der Kameras nicht mehr.

    Der „Schrotti“ vor einem Schrotthaufen auf seinem Firmengelände.
    Der „Schrotti“ vor einem Schrotthaufen auf seinem Firmengelände. Foto: Karin Sträßner

    Seine Handelspartner sitzen vor allem in Thüringen, da er durch die Lehre bei seinem Vater noch Kontakte dorthin hat. Aber auch in den Landkreisen Lichtenfels, Coburg und Kronach ist der 42-Jährige unterwegs. Anfangs musste er erheblich investieren. Er kaufte 2006 das Firmengelände und einen Lastwagen mit Kran, damit er die mitunter schweren und sperrigen Güter leichter aufladen kann. Zur Lagerung und Sortierung sind sowohl der Bagger als auch die Stapler unverzichtbar.

    Becker hat alles Kopf, sprich: Was wo lagert

    Wo welches Material lagert, das hat Becker im Kopf. „Ich sehe sofort, wenn irgendwas fehlt,“ erklärt er stolz .Bei den jeweiligen Gewichten der verschiedenen Materialien nimmt er dann doch seinen Computer zur Hilfe.

    Erstaunlich ist, was die Leute so alles wegschmeißen. Da gab es einen alten Heuwender aus den 1960-er Jahren, nagelneue Scheibenwischer-Motoren und qualitativ noch gut erhaltene Fahrräder.

    Für die Zukunft hofft „Schrotti“ weiterhin auf gute Schrottpreise, damit er seine interessante Schrottlandschaft erhalten kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden