Es wurde schon länger kolportiert, nun gibt es Gewissheit: Bei der Betriebsversammlung am Montag wurden die Beschäftigen von SMIA in Michelau darüber informiert, dass bis zum Jahresende rund 340 Stellen gestrichen werden, davon etwa 200 im produktiven Bereich. Dies hat Personalchef Andreas Wenzel der Redaktion bestätigt.
In der Produktion treffe es Leiharbeiter, die übrigen 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien direkt bei SMIA beschäftigt. Für sie werde mit dem Betriebsrat ein Sozialplan ausgehandelt. Der Stellenabbau solle so sozialverträglich wie möglich erfolgen, etwa mit Hilfe von Frühverrentungsmodellen oder Anreizen für Aufhebungsverträge. „Wir haben einen relativ hohen Altersdurchschnitt, und der ein oder andere würde gerne früher gehen. Das schauen wir uns an“, erklärt Wenzel. Er hofft, so nur wenige betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen.
Das sind die Gründe
Damit schrumpft SMIA weiter. In dem Unternehmen wurden schon 2019 und 2020 insgesamt rund 400 Beschäftigte entlassen. Momentan sind hier noch 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Als Ziel nennt Wenzel, bis Ende des Jahres deren Zahl auf 1050 bis 1100 zu senken.
Schuld ist die Krise in der Autobranche. Der Umstieg vom Verbrenner aufs E-Auto läuft holprig und dauert länger als erwartet. Den Motherson-Standort in Michelau trifft das besonders hart, da das Unternehmen ohnehin schon wirtschaftlich zu kämpfen hat. Wenzel gesteht offen ein, dass SMIA 2024 nur überlebt habe, weil der Eigentümer Geld zugeschossen habe. Und nun kommen noch die US-amerikanischen Strafzölle dazu. Der Stellenabbau ist eine Reaktion auf diese angespannte wirtschaftliche Lage. Nötig sei zudem eine Restrukturierung, die helfe, interne Abläufe zu optimieren und Synergieeffekte im Unternehmen besser zu nutzen. Das Ziel: „Wir müssen wirtschaftlicher werden und die Organisation straffen.“
„Wir müssen wirtschaftlicher werden und die Organisation straffen.“
Andreas Wenzel, Personalchef
Der Personalchef zeigt sich zuversichtlich, dass dies gelingen werde. Deshalb stellte er auch in Aussicht, im nächsten Jahr wieder Auszubildende einzustellen.
Darauf wird angesichts der aktuellen Schwierigkeiten in diesem Herbst verzichtet. Alles andere würde er auch unfair finden denjenigen gegenüber, die jetzt gehen müssen. Denn SMIA bildet für den eigenen Bedarf aus, was angesichts des Fachkräftemangels auch nötig ist, so Wenzel: „Wir wollen unsere Positionen selbst besetzen.“
Wer aktuell seine Ausbildung in dem Unternehmen absolviert, könne diese auf jeden Fall dort beenden, sichert der Personalchef zu. Ob sie übernommen werden, sei noch offen, aber auch immer eine individuelle Frage.
Wenzel weist abschließend noch auf einen Aspekt hin, der ihn positiv stimmt, was die Zukunft des Standorts Michelau angeht: Motherson stehe hundertprozentig hinter dem Unternehmen und sei auch bereit, mit ihm durch ein tiefes Tal zu gehen.
Motherson investiert weiter
Das zeige schon die Tatsache, dass der Konzern SMIA auch in den vergangenen Jahren immer wieder finanziell unter die Arme gegriffen habe, wenn es notwendig war. „Motherson unterstützt den Weg der Sanierung und investiert auch weiter“, betont der Personalchef. „Da ist sehr viel Geduld dabei.“
Damit ergeht es SMIA besser als dem Standort in Judenbach in Thüringen, der komplett geschlossen wird. Im Kronacher Stadtteil Neuses müssen rund 150 Beschäftigte gehen.