Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Main, Rodach, Steinach
Icon Pfeil nach unten

MARKTZEULN: Schwere Zeiten für Häuslebauer auch am Obermain

MARKTZEULN

Schwere Zeiten für Häuslebauer auch am Obermain

    • |
    • |
    Das sogenannte Karg?sche Schulhaus am Flecken 47 in Marktzeuln
    Das sogenannte Karg?sche Schulhaus am Flecken 47 in Marktzeuln Foto: Heinz Fischer

    Das „Karg‘sche Schulhaus“ am Flecken ist ein imposanter Sandsteinbau aus dem 19. Jahrhundert mit einem Anbau von 1953. Hier soll einmal der Dorfladen einziehen, doch der Zeitplan ist längst nicht mehr einzuhalten. Das bereitet den Planern große Sorgen. Vor allem, weil sie machtlos scheinen.

    Die Immobilie wurde 2018 von der Kommune erworben, nachdem es zunächst lange Zeit als Schulhaus für die Volksschule der dritten bis achten Klasse diente. Nach dem Schulhausneubau 1971 ging das Haus in Privatbesitz über. Zunächst wurde ein Lebensmittelmarkt und später ein Getränkemarkt darin untergebracht.

    Beschluss vor drei Jahren: Gebäude von Grund auf sanieren

    Als vor drei Jahren der Marktgemeinderat in Marktzeuln beschloss, das Anwesen Am Flecken 47 von Grund auf zu sanieren um Platz unter anderem für einen Dorfladen zu schaffen, sah die Welt noch anders aus als heute. Die Finanzierung war gesichert, nicht zuletzt durch die Fördermittel des Freistaates aus dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK). Auch bei Baubeginn Ende 2019 ahnte noch niemand, welche weltumfassenden Probleme auf die Menschheit und in diesem Fall auch auf Bauherren zukommen sollten.

    Mindestens ein Vierteljahr im Verzug

    Corona-Pandemie, gravierende Änderungen im Weltwirtschaftssystem, der Klimawandel, ein havariertes Containerschiff, all diese Probleme machen neben anderen Einbrüchen im gesellschaftlichen Leben auch planen und bauen zusehends schwieriger.

    Andreas Klerner blickt sorgenvoll auf die Pläne.
    Andreas Klerner blickt sorgenvoll auf die Pläne. Foto: Heinz Fischer

    Andreas Klerner, federführender Architekt für das Projekt „Flecken 47“ hat seitdem mit den Folgen zu kämpfen. Der vorgesehene Fertigstellungstermin Ende 2021 lässt sich nicht mehr realisieren, hier geht der Architekt nun vom ersten Quartal 2022 aus. Wo liegen die Probleme? Nachdem der Rohbau recht zügig und termingerecht fertig gestellt werden konnte, gab es bei Dachdeckerarbeiten, Trockenbau und Installation massive Verzögerungen. Teilweise wegen Arbeitskräftemangel, denn es gab zunehmend Krankschreibungen aufgrund Covid-19 beziehungsweise den Impf-Nebenwirkungen.

    Neue Gesetze zum Holzeinschlag und der Aufkauf von Holz durch USA und China führten zur Verknappung von Bauholz und Dämmmaterial und damit auch zur Preissteigerung bis zu 100 Prozent. Viele kleine Sägewerke können die neuen Euronormen für Bauholz nicht mehr erfüllen, die großen Betriebe liefern vornehmlich ins Ausland, wo höhere Gewinnmargen winken. Die Lieferzeiten für Bauholz liegen zurzeit bei bis zu 18 Monaten.

    Beim Innenausbau ist noch viel zu tun.
    Beim Innenausbau ist noch viel zu tun. Foto: Heinz Fischer

    Stahl, Kupfer und Holz sind erheblich teurer geworden

    Auch die Stahl- und Kupferpreise schnellen in die Höhe, von Lieferengpässen hier ganz zu schweigen. Ein Wassereinbruch aufgrund von Starkregen stoppte kürzlich die kompletten Bauarbeiten am Projekt „Flecken 47“ für einen längeren Zeitraum. Hier tut der Klimawandel ein Übriges. Sicherheitsbestimmungen des Gesetzgebers aufgrund der Pandemie erschweren auch die Logistik für den Materialtransport.

    Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech als Bauherr zeigt sich aber weiterhin zuversichtlich. Auch wenn sich die Fertigstellung verzögert, die Finanzierung sei noch im Rahmen und könne von der Kommune gestemmt werden. Bei einigen Gewerken waren Einsparungen möglich, damit könne man die Preissteigerungen teilweise kompensieren.

    Das Gemeindeoberhaupt betont, dass der Kostenaufwand für das Projekt bei der Gemeinde liegt. Die Einlagen der Bürger zur Dorfladengesellschaft sind davon nicht berührt.

    Auch im Gräfin-Alberada-Ring läuft längst nicht alles nach Plan

    Doch nicht nur dieses Projekt der Gemeinde bereitet Sorgen, ebenso leiden die Bauherren und Bauwilligen im Neubaugebiet Gräfin-Alberada-Ring unter den oben genannten Missständen. Der schönen Lage des Baugebiets und nicht zuletzt des niedrigen Zinsniveaus für Baudarlehen war es zu verdanken, dass die 36 Parzellen sehr zügig an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht werden konnten.

    Während der Planung und teilweise während der Bauphase begannen dann die Malaisen für die Eigentümer. Lieferverzug, die Corona-Pandemie, Materialverteuerung, die gleichen Faktoren wie oben schon beschrieben.

    Dunkle Wolken über dem Gräfin-Alberada-Ring
    Dunkle Wolken über dem Gräfin-Alberada-Ring Foto: Heinz Fischer

    Kosten für den Dachstuhl um die Hälfte mehr als erwartet

    Harald Müller aus Lettenreuth errichtet zurzeit ein Mietshaus mit vier altersgerechten Wohneinheiten im Gräfin-Alberada-Ring. „Allein die Kosten für den Dachstuhl haben sich um über 50 Prozent erhöht“ klagt Müller. Auch Unterbrechungen in den Lieferketten für Material aller Art behindern den Baufortschritt, und dafür sei nicht nur die Havarie der „Ever Given“ im Suezkanal verantwortlich. Die Fertigstellung, so der Bauherr, verzögere sich bereits um Monate.

    Und damit steht er nicht allein. Eine Familie, die ein Einfamilienhaus bauen will, berichtet von ähnlichen Schwierigkeiten. Aufgrund Materialmangel kann die Bodenplatte nicht gegossen werden, Verzögerung des Baubeginns dadurch circa drei Monate. Und bei genannten Preissprüngen geht die Finanzierung eines Eigenheimes schnell an ihre Grenzen.

    Wenn Kleinigkeiten große Auswirkungen haben

    Bisweilen scheitert der Einzug ins neue Heim an Kleinigkeiten. In einem Fall, das Haus wäre bezugsfertig, fehlt eine Wärmepumpe. Lieferzeit ungewiss.

    Die Liste der Unwägbarkeiten lässt sich beliebig fortsetzen. Ungewiss auch, wann die gesamte Bauwirtschaft wieder zu normalen Zuständen zurückkehrt.

    Für Marktzeuln wäre zu wünschen, dass in der neuen Siedlung Gräfin-Alberada-Ring viele glückliche und zufriedene Menschen wohnen. Wie Familie Linz, die als erste und damit vor den schwierigen Zeiten ins neue schmucke Heim eingezogen sind und noch relativ problemlos bauen konnten. „Glück gehabt“, meint Daniel Linz.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden