Es hat bekanntlich alles zwei Seiten – ein Für und Wider. Bei der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates Marktzeuln betonte Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech noch einmal, wie wichtig es für die Bürger sei, einen weiteren Abbau der Firma Schramm oberhalb der bestehenden Sandgrube zu verhindern. Die Bürger hätten bereits bisher erheblich unter Lärm und Schmutz vor allem durch den dadurch verursachten Lastwagen-Verkehr gelitten. Doch es gibt auch die Aspekte der Nachhaltigkeit und der Regionalität. Dass dies oft mit den Bedürfnissen von Bürgern nicht übereinstimmt, sieht man am Beispiel dieser Sandgrube in Marktzeuln.
Es soll keinen Lärm und keinen Schmutz geben, aber Sand, Kies und Ton möchte trotzdem jeder Bauherr möglichst nahe am künftigen Haus haben. So spart man Kosten und Zeit und tut was für den Klimaschutz. Allerdings wird dann ein Abbaugebiet benötigt.
„Es gibt keine Alternative zu Marktzeuln, da ein Sandvorkommen von zehn bis zwölf Metern Höhe an anderen Orten nicht vorhanden ist.“
Johann Förtsch, Geschäftsführer der Firma Schramm
Johann Förtsch, langjähriger Geschäftsführer der Firma Schramm, berichtet, er habe bisher noch keine größeren Probleme mit den Anwohnern gehabt. „Wenn ein Bürger eine dreckige Einfahrt reklamiert hat, haben wird eine Kehrmaschine hingeschickt“, betont er. Diese sowie die einzige Reifenwaschanlage weit und breit gehören zum Inventar der Firma Schramm. Der Lärm, der durch das hohe Verkehrsaufkommen in der Ortsdurchfahrt von Marktzeuln entstehe, werde nur in geringem Maß vom Rohstoffabbau der Firma Schramm verursacht. Wegen der Zufahrt zum Neubaugebiet Sandersgarten-Nord hat Förtsch dem Bürgermeister empfohlen, die Zufahrt über den Ostaring zu ermöglichen.
„Es gibt keine Alternative zu Marktzeuln, da ein Sandvorkommen von zehn bis zwölf Metern Höhe an anderen Orten nicht vorhanden ist“, betont Förtsch. Der dort vorkommenden Ton werde ebenso dringend benötigt. „Ich kann Kies nur dort raus tun, wo er ist,“ gibt der Geschäftsführer zu bedenken. Ersatzwerke wären mindestens doppelt so weit weg. Außerdem sei in Marktzeuln die Infrastruktur bereits vorhanden. Zusätzlich zur Förderung werde auch Bauschutt eingelagert und recycelt. Die Grüngutannahme auf dem Betriebsgelände könne von den Einwohnern genutzt werden und ortsnah werde an Privatleute auch Sand und Kies verkauft.

Alle Grundstücksbesitzer mit dem weitern Abbau einverstanden
„Alle Grundstückseigentümer sind mit dem weiteren Abbau einverstanden“, versichert der Geschäftsführer. Gerade in Bezug auf den Klimaschutz sollten die kurzen Fahrtwege, der geringere Kohlendioxidausstoß sowie das Einsparen an Diesel beachtet werden. Es gebe in der Region kaum andere Firmen, die den Bedarf an diesen Baustoffen decken könnten.
Laut einer Verkehrszählung der Firma Schramm fahren etwa 20 Lastwagen pro Tag, die mit der Kiesgrube in Zusammenhang stehen, durch Marktzeuln. „80 Prozent der Lastwagen fahren nicht mehr durch Marktzeuln, sondern müssen über Neuensee und Michelau fahren“, erläutert Förtsch. Geplant sei, bis zum Jahr 2030 mit dem Abbau fertig zu sein, wobei man ungeahnte Ereignisse natürlich nicht vorhersehen könne. Anschließend soll das Gelände landwirtschaftlich oder durch Errichtung einer Solaranlage genutzt werden.
Johann Förtsch und der technische Angestellte Bauer heben hervor, dass sowohl das Biotop in Redwitz als auch der Rudufersee in Schwürbitz, renaturierte Kiesgruben der Firma Schramm seien. Die Seen in Hochstadt und Redwitz- Unterlangenstadt seien auch ehemalige Kiesgruben. So wurden 60 Hektar Biotop von Schwürbitz bis zur Firma Rießner in Michelau zum Vogelschutzgebiet europäischen Ranges. Man schaffe Lebensbedingungen, die so sonst nicht vorhanden wären. Es gebe im Regionalplan der Regierung von Oberfranken Gebiete, die rekultiviert oder auch renaturiert werden müssen.
„Sand und Kies sind in der Bauwirtschaft nicht zu ersetzten“, betont Förtsch. 90 Prozent der Naturrohstoffe werden an Beton- und Fertigbauwerke verkauft. Kunden seien etwa die Betonhotline und MTH-Betone, die im Umkreis von 20 Kilometern ansässig sind. Zehn Prozent mache der Verkauf an Privatleute aus. Eine Person im Landkreis verbrauche umgerechnet etwa fünf Tonnen Kies durch Hausbau, Nutzung von Straßen, Spielplätzen, Schulen und Kindergärten.
Die Firma Schramm habe großes Interesse an einem weiteren Abbau in Marktzeuln, woll das aber nicht mit einem Gerichtsverfahren durchsetzen, so Förtsch. Die Entscheidung liege beim Landratsamt. „In 50 Jahren gab es noch kein Gerichtsverfahren für die Genehmigung eines Abbaus,“ berichtete der Geschäftsführer. So habe die Firma auf einen Einspruch gegen das Verbot der Ortsdurchfahrt über zwölf Tonnen verzichtet, da zwischen der zuständigen Behörde und dem Kieswerk eine Einigung in Form einer Ausnahmegenehmigung erzielt wurden konnte.
Arbeitszeiten wurden reduziert, die Straße regelmäßig gereinigt
Die Arbeitszeiten seien zum Schutz der Bürger reduziert worden und alle 14 Tage werde die Ortsdurchfahrt von der Firma Schramm gereinigt. Förtsch hatte den Gemeinderat bereits zu einer Besichtigung eingeladen. Sobald die Corona-Pandemie vorüber ist, würde er für interessierte Gruppen gerne Betriebsbesichtigungen veranstalten.

Covid-19 beeinträchtige die Geschäfte kaum. Lediglich ein Privatverkauf darf nicht stattfinden. Momentan arbeiten 23 Beschäftigte in Trieb und Marktzeuln. Sollte der erweiterte Abbau nicht zustande kommen, wären etwa zehn Prozent der Arbeitsplätze in Gefahr. Die beiden Angestellten des Familienbetriebes wünschen sich mehr Verständnis der Bürger und Weitsichtigkeit der Gemeinde sowie des Landratsamtes für die Bedürfnisse der Wirtschaft. „Was nach dem Abbau kommt, sieht kein Mensch mehr,“ meint Förtsch mit Blick auf die Renaturierungen und Rekultivierungen von ehemaligen Kiesgruben.
Das Kieswerk 1968 wurde das Kieswerk von vier Personen gegründet, darunter Heinrich Schramm. 1980 wurde die bestehende Minigrube übernommen, 1988 vergrößert und seit 1995 kam die Bauschutt- und Recycling-Deponie dazu. In 35 Jahren wurden in der Makrtgemeinde cirka 2,5 Millionen Tonnen an Rohstoffen gefördert.