In den vergangenen Jahren ist ein Trend zu beobachten, der den Taubenmärkten ein ganz neues Bild gibt. Immer mehr Veranstalter verzichten ganz auf den Handel mit Tieren und verlegen sich ausschließlich auf den gastronomischen Teil und die Verlosung, nicht zuletzt wegen der vielen Auflagen behördlicherseits.
Die Marktzeulner Geflügelzüchter wollen sich dieser Tendenz nicht anschließen. „Wir erhalten unseren traditionellen Taubenmarkt, bei uns wird gehandelt, gefeilscht und getauscht wie eh und je“, sagt der Zeulner Vorsitzende Markus Schreiber. Es sei freilich nicht einfach, alle Voraussetzungen und Bestimmungen zu erfüllen.
Käfige, Futter, Impfnachweis
Der Zeulner Taubenmarkt findet am Sonntag, 11. Februar, von 8 bis 17 Uhr in der Turnhalle des TSV statt. Dafür, dass die gastronomischen Genüsse nicht zu kurz kommen, sorgt das Schankteam des TSV. Und verlost wird natürlich auch.
Am Tag davor werden Käfige aufgebaut, Futter und Wasser für die Tiere bereitgestellt. In die Käfige kommen ausschließlich gesunde Tiere, der Verkäufer hat auch eine Impfbescheinigung gegen Vogelgrippe vorzulegen. Es wird zu jeder Zeit der Veranstaltung auf das Tierwohl und Hygiene geachtet. Dass immer genügend Futter und Wasser in den Käfigen vorhanden ist, versteht sich von selbst.
Ursprünglich nur Verkaufsmesse
Der Markt muss auch im Landratsamt als „Tierbörse“ angemeldet werden. Viel Bürokratie und viel Arbeit ist es, was Markus Schreiber und sein Team vor, während und nach der Veranstaltung zu verrichten haben. Aber der Erfolg gibt ihnen Recht, der Zeulner Taubenmarkt gilt als der bekannteste und einer der größten in der Region am Obermain.
Ein „Taubenmarkt“ war ursprünglich eine regelmäßig stattfindende Verkaufsmesse für Züchter von Tauben und Kleintieren. Solche Märkte gab es mit Sicherheit schon im Mittelalter und in der Folgezeit, damals als reine Tierhandelsplätze.
Dies hat sich mit der Gründung der Geflügelzucht- beziehungsweise Kleintierzuchtvereinen gewandelt. In Marktzeuln gibt es seit 1927 den Geflügelzuchtverein. Man kann davon ausgehen, dass der Verein schon in seinen Anfangszeiten solche Taubenmärkte organisiert hat.
Die Märkte fanden, wie heute auch, immer Anfang des Jahres statt. Der Handel mit Geflügel sollte vor der Brutzeit vonstatten gehen. Auch ist der Zeitpunkt günstig, sich von Tieren zu trennen, die bei den Ausstellungen im Herbst nicht so erfolgreich waren wie vielleicht gewünscht.
Auf Kosten des Tierschutzes
Bis in die 1980-er Jahre kamen zu den Taubenmärkten richtige Großhändler, die sogenannten „Taubenvogten“, die ihre Tiere anboten und auch aufkauften.
Heute trifft man diese eher selten an, einige wenige gibt es noch in Mittelfranken. Allerdings hatte das Treiben dieser Art Händler immer einen leicht faden Beigeschmack, was das Tierwohl betrifft. Nicht immer ging es hier im Sinne des Tierschutzes zu.
Ging es zunächst bei diesen Veranstaltungen nur um Kauf, Verkauf und Tausch von Hühnern und Tauben, suchte man später nach neuen Attraktionen, um den Taubenmarkt auch für Nicht-Züchter interessant zu machen. Als sehr beliebt hat sich ein spezifisches Verlosungsspiel herauskristallisiert, das heute noch – neben dem neu dazugekommenen Glücksrad – allenthalben gespielt wird.
Verlosung mit Schafkopfkarten
Es werden die Spielkarten eines ganz normalen Schafkopf-Spiels an die Teilnehmer verkauft, der Preis richtet sich nach dem Wert des zu verlosenden Gegenstandes. Sind alle Karten verkauft, nennt ein unbeteiligter Gast eine Zahl. Sie bestimmt, welche Karte aus einem zweiten Stapel gewinnen soll: Wird etwa die Vier genannt, wird die vierte Karte herausgezogen. Wer diese Karte erworben hat, gewinnt den Preis.
Früher wurden ausschließlich Tauben und Hühner verlost. Davon sieht man heute aus Tierschutzgründen ab. Brotzeiten, Würste, Schinken und andere Leckereien bis hin zu Spanferkeln sind heutzutage zu gewinnen.