Nicht schlecht staunt der Marktgraitzer Jürgen Hofmann, als er eines Tages in seinem Garten am östlichen Ortsende von Marktgraitz eine Herde Schafe vorfindet, die sich an seinen Gemüsebeeten gütlich tun. Die Spuren führen über den Kreuzstein zum Zeulner Käppela. Hofmann informiert die Gemeindeverwaltung in Marktzeuln, und bald schon können die Weidetiere ihrem Besitzer übergeben werden. Was war geschehen?
„Zur Sachbeschädigung kommt hier noch Tierquälerei.“
Heinrich Geßlein, Rinderhalter
Der Weidezaun am Spitzberg auf der Zeulner Flur war mutwillig zerstört worden, so dass die Schafe die Weide verlassen konnten und in der Flur Richtung Marktgraitz gelaufen sind. Solcherlei Zerstörungen sowie der Diebstahl von Weidezaunbatterien und Ähnlichem geschehen nun schon eine ganze Weile immer wieder, genauer seit Anfang vergangenen Jahres. Auch Weideflächen in Marktgraitz, wo Ziegen, Rinder und Alpakas grasen, seien betroffen, weiß Jürgen Hofmann zu berichten.
Auch Heinrich Geßlein aus Marktgraitz blieb nicht verschont. Er bewirtschaftet am Dolldeich eine Koppel, auf der seine Rinder weiden. Am Ostersamstag vergangenen Jahres war er damit beschäftigt, das Gelände zu entbuschen. Nach getaner Arbeit ließ er seinen Traktor über Nacht auf dem Gelände stehen. Am nächsten Tag musste er feststellen, dass an dem Fahrzeug alle vier Reifen zerstochen waren.
Auch hatte man auf der Weide etwa alle zehn Meter den Zaundraht durchtrennt. Die Wasserwanne die den Tieren als Tränke dient, wurde mehrfach angebohrt, so dass den Rindern die Wasserstelle fehlte. „Zur Sachbeschädigung kommt hier noch Tierquälerei“, empört sich Heinrich Geßlein.
Auf seinem Gelände in der Gemarkung Trainau, wurde in dieser Zeit der gesamte Weidezaun gestohlen. Die polizeiliche Suche nach den Übeltätern blieb erfolglos, der Schaden gehe in die Tausende.
Kein Kavaliersdelikt
Kein Kavaliersdelikt sei dies, findet Leonhard Anwander vom Landschaftspflegeverband. Es gebe nicht viele Landwirte, die Weideflächen und Tiere für die Beweidung zur Verfügung stellen, nun erleben diese auch noch Angriffe dieser Art. Stress, nicht nur für die Tiere, auch für die Besitzer.
Zwar gebe es Warnhinweise per App, wenn die Stromzufuhr an den Weidezäunen unterbrochen ist, doch dann sei es in aller Regel schon zu spät. Die Täter seien über alle Berge und die ausgebrochenen Tiere fänden sich dann auf Privatgrundstücken wieder, wo sie des Öfteren Schaden anrichten. Nicht auszudenken, wenn dadurch auch noch der Verkehr gefährdet werde, wenn so eine Herde auf eine öffentliche Straße gerät, was gottlob bislang noch nicht geschehen sei.

Diese Fälle von Vandalismus zeigten sich nur im Bereich der Marktzeulner und Marktgraitzer Flur. In anderen Gebieten gebe es solche Vorkommnisse nicht, berichtet Anwander.
Beobachtungen melden
Der Landschaftspflegeverband will unter allen Umständen vermeiden, diese Weideflächen mit ihren wertvollen Böden aufzugeben, da es hier auch gesetzliche Verpflichtungen gibt. Für die Tierhalter sei dies eine freiwillige Leistung, die einen täglichen Arbeitsaufwand von ein bis zwei Stunden erfordere. Umso weniger verstehen die Landschaftspfleger die Intention der Täter. Mutwilliger Vandalismus – oder steckt hier eine Botschaft dahinter? Wer kann etwas gegen diese Art des Naturschutzes haben?
Die Kommunen, Tierhalter und Landschaftspfleger appellieren an die Bevölkerung, alle Beobachtungen in dem Zusammenhang zu melden, in der Hoffnung, diesem Treiben bald ein Ende setzen zu können.