Vier Schülerinnen und ein Schüler haben sich, betreut durch Fachlehrerin Kristina Kanaan, eine ganz besondere Projektarbeit zur Aufgabe gemacht. Unter dem etwas provokativen Motto „Rest your Bum“ (Ruhe deinen Hintern aus) haben die Drittklässler Sitzgelegenheiten der verschiedensten Art entworfen, kalkuliert, geplant und gebaut. Die Stücke werden nun in einer Sonderausstellung im Deutschen Korbmuseum Michelau gezeigt. Die Ausstellung startete mit einer Vernissage am vergangenen Samstag.
„Ich mag es, mit Formen und Materialien zu spielen, da darf es ruhig auch mal extravagant sein.“
Tessa Asche, Nordhausen

Kristina Kanaan begrüßte dazu viele Gäste, darunter Roland Ponsel, als Mitglied der „Lebenden Werkstätten“ ein Urgestein des Museums. Man feiere heute, so Kristina Kanaan, nicht nur eine Ausstellung, sondern einen gestalterischen Prozess von der Idee über das Modell bis zum fertigen Möbelstück. Das Besondere dabei sei, dass alle Arbeiten von den Schülerinnen und Schülern selbst entworfen, organisiert und gebaut wurden.
Lebendig und zukunftsfähig
„Rest your Bum“ zeigt vier Sitzgelegenheiten. Vier völlig unterschiedliche Antworten auf etwas Alltägliches. Die Ausstellung sei das Ergebnis von Eigeninitiative, Teamgeist und gestalterischer Verantwortung. Die jungen Leute hätten nicht nur Möbel entworfen, sondern auch eine Ausstellung – mitgedacht, geplant und umgesetzt. Es sei ein Beispiel dafür, wie lebendig, präzise und zukunftsfähig ein Handwerk sein kann, wenn junge Menschen es mutig weitertragen.

„Lassen Sie sich inspirieren und sprechen Sie mit den Gestalterinnen und Gestaltern dieser Werke!“, forderte die Fachlehrerin die Gäste auf. Diese Möglichkeit wurde auch reichlich genutzt. So stellte Tessa Asche ihr Werk vor, eine zweisitzige Bank aus weißem Rattan und roten Polstern. „Ich mag es, mit Formen und Materialien zu spielen, da darf es ruhig auch mal extravagant sein“, erklärt die Flechtschülerin aus Nordhausen.
Technik und Design
Der Dresdener Martin Peters kommt aus einer alteingesessenen Korbmacherfamilie. Nach der Bundeswehrzeit suchte er eine neue Herausforderung in der Ausbildung zum Flechthandwerker. Leider konnte man seinen Korbstuhl „Oldschool“ nicht bewundern, er war einem Transportschaden zum Opfer gefallen. Dafür zeigte er die Bauform des Sessels.

Auch der 24-jährigen Louise Groener aus Coburg gefällt es, mit den Händen zu arbeiten und dabei kreativ zu sein. Sie bereichert die Ausstellung mit einem Kuschelsessel aus Rattan mit roten Polstern, in dem man am liebsten sofort Platz nehmen und entspannen möchte.

Schließlich ist da noch Kathy Cyperrek aus Lörrach. Aus schwarzem Material hat sie einen Vis-a-Vis-Sessel konstruiert und gebaut. Das Werk ist an die Jugendstil-Epoche angelehnt. An der Ausbildung in Lichtenfels gefällt ihr die solide Mischung aus Technik und Design.
„Sitzen ist nicht einfach sitzen“: So interpretieren die jungen Flechterinnen und Flechter ihre Werke. Sitzt man gegenüber oder alleine, sitzt man weich oder hart? All dies versuchten sie, in den Stücken herauszukristallisieren. Wer findet auf welchen Möbeln Platz? Viele Fragen – und die Antworten findet der Gast sicherlich in der sehenswerten Ausstellung, die noch bis September im Korbmuseum präsentiert wird.