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KRONACH/LICHTENFELS: Vortrag: Philipp Schinkel informiert über die Heunischenburg

KRONACH/LICHTENFELS

Vortrag: Philipp Schinkel informiert über die Heunischenburg

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    Die rekonstruierte Heunischenburg bei Kronach.
    Die rekonstruierte Heunischenburg bei Kronach. Foto: red

    „Die Kunst der Verteidigung“ lautete der Titel eines Online-CHW-Vortrages, in dem der Archäologe Philipp Schinkel aus Würzburg über neue Forschungen an der späturnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage Heunischenburg bei Kronach berichtete.

    Das Thema ist Bestandteil seines Promotionsprojekts, in dem er aus archäologischer Sicht die vier Höhensiedlungen Heunischenburg, Muppberg in Neustadt bei Coburg, Bleßberg bei Siegmundsburg und den Coburger Festungsberg hinsichtlich ihrer zeitlichen Komponente, ihres fortifikatorischen Charakters sowie ihrer Bedeutung als Verkehrs- und Versorgungszentrums erforscht. Dabei setzt er auf innovative und denkmalschützende Forschungsmethoden, indem er zur Erkundung und Interpretation der Befestigungssysteme Magnetometerprospektion zum Einsatz bringt.

    Auf dem Bergsporn des Wolfsbergs gelegen

    Die Heunischenburg liegt vier Kilometer westlich von Kronach auf dem Bergsporn des 483 Meter hohen Wolfsbergs. Rund 150 Meter nordöstlich der Spornspitze führt ein Wall aus Bundsandstein vom Nordwesthang zum Südhang. Er besteht aus mächtigen Steinblöcken und ist insgesamt 110 Meter lang, sieben bis acht Meter breit und bis zu 3,6 Meter hoch.

    Der Archäologe Philipp Schinkel aus Würzburg berichtete über neue Forschungen an der späturnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage Heunischenburg.
    Der Archäologe Philipp Schinkel aus Würzburg berichtete über neue Forschungen an der späturnenfelderzeitlichen Befestigungsanlage Heunischenburg. Foto: thi

    Der Referent nahm Bezug auf die Ausgrabungen von Björn-Uwe Abels in den 1980-er Jahren im Bereich des steinernen Abschnittswalls. Dieser konnte im Zuge seiner archäologischen Untersuchungen drei urnenfelderzeitliche Perioden nachweisen.

    Zunächst nur mit Holz und Erde befestigt

    Bei der Periode I handelt es sich um eine einfache Holz-Erde-Befestigung, bei der es keinen Hinweis auf eine Zerstörung gibt. Die der Periode II zugeordnete Sandsteinmauer mit hölzerner Randbefestigung ist wahrscheinlich in einer kriegerischen Auseinandersetzung zerstört worden und völlig abgebrannt.

    Beide Perioden lassen sich auf das zehnte Jahrhundert vor Christus zurück datieren. Bemerkenswert ist der Aufbau der mehrphasigen Periode III.

    Im zehnten Jahrhundert vor Christus kamen Steinmauern dazu

    Die erste Bauphase ist durch zwei Steinmauern gekennzeichnet. Es handelt sich also um eine zweischalige Mauer, die mit Erde beziehungsweise Sand und Steine verfüllt war. In einer zweiten Bauphase wurde eine dritte Mauerschale vorgeblendet. Als dritte Bauphase wurde der Mauer eine etwa drei Meter breite und eineinhalb Meter hohe Berme vorgelagert. Eine Berme ist ein horizontales Stück oder ein Absatz in der Böschung eines Dammes, eines Walls, einer Baugrube oder an einem Hang. Vor dieser Berme befand sich noch eine eineinhalb Meter hohe Geländestufe.

    Eine das Befestigungswerk betreffende Besonderheit ergibt sich, wenn man diesem Mauerverlauf in Richtung Torgasse folgt. Im ein Meter breiten Torbereich setzte sich die dreischalige Mauer auf der inneren Torflanke als einschalige Trockensteinmauer fort.

    Die Ausfallspforte war nur von innen zu öffnen

    Digitales Geländemodell der Heunischenburg.
    Digitales Geländemodell der Heunischenburg. Foto: red

    Der Pforte war ein turmartiger, mit Holzplanken verkleideter Einbau vorgesetzt. Diese als Poterne bezeichnete Ausfallspforte war nur von innen zu öffnen, der Verteidiger konnte also den Angreifer zwischen dem eigentlichen Tor und der Ausfallpforte in die Zange nehmen.

    Philipp Schinkel berichtete auch über die zahlreichen Funde bei den Grabungen von Abels, darunter befanden sich acht Schwerter und deren Bruchstücke, 14 Lanzenspitzen und deren Bruchstücke, die zu elf Lanzen rekonstruiert wurden, sowie 107 Pfeilspitzen.

    Neben den zahlreichen Waffenreliukten gab es auch Funde, die als Rüstungsteile anzusehen sind, wie beispielsweise Beschläge, verschiedene Ausprägungen sowie Zierscheiben und Knöpfe, aber auch Keramikscherben und Bronzegegenstände wie Gewandnadeln, die nichts mit kriegerischen Auseinandersetzungen zu tun haben.

    Über drei Hektar mit dem Magnetometer untersucht

    Dann berichtete der Archäologe über sein Magnetometerprospektions-Projekt, das er zusammen mit einer archäologischen Arbeitsgruppe unter der finanziellen Unterstützung durch die Stadt Kronach, der Oberfrankenstiftung und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege ausführte. Insgesamt wurden über drei Hektar untersucht und zwar das komplette südliche Außengelände und über die Hälfte des Innenraums. Vor allem wollte man herausfinden, wie sich die Bebauung innerhalb der Befestigungsanlage dargestellt hat, um sie mit den auf einer Grabung basierenden Ergebnissen von Abels zu vergleichen.

    Rekonstruktion der Befestigungsmauer der Periode IIIc der Heunischenburg mit dreischaliger Mauer und vorgesetzter Berme (rot).
    Rekonstruktion der Befestigungsmauer der Periode IIIc der Heunischenburg mit dreischaliger Mauer und vorgesetzter Berme (rot). Foto: red

    Die aus dem erhaltenen Magnetogramm und der daraus erstellten Umzeichnung des Innenbereichs der Heunischenburg ermittelten Daten interpretierte Schinkel als Hofplatzgrenzen, also als eine gehöftartige Bebauungsstruktur. Dies wertet er als eine nicht untypische Siedlungsweise für die Urnenfelderzeit. Während Abels auf Grundlage der Ausgrabungsergebnisse von einer relativ dichten Bebauung ausging, deuten die magnetischen Messungen von Schinkel eher auf eine lockere Bebauung hin.

    Im Nordosten ist einst ein Anbau abgebrannt

    Aus dem Magnetogramm und der Umzeichnung im Nordosten der Anlage schließt der Referent zudem auf einen ursprünglich vorliegenden und dann abgebrannten Anbau, der genau an das Ende des steinernen Querwalls angepasst war. Den könnte man als verbreiterten Wehrgang interpretieren, der am Abschluss des Wehrwalls im Sinne einer Plattform angelegt wurde.

    Das hat als befestigendes Element durchaus Sinn gemacht, schließlich lag hier eine überhöhte Geländeposition vor mit dem höchsten Punkt der Anlage. Zudem bot die Lage am nördlichen Hangbereich den besten Weitblick in Richtung des Neustadter/Sonneberger Beckens sowie einen optimalen Blick auf den südlichen und östlichen Vorbereich der Heunischenburg.

    Als der Fernhandel stark ausgebaut wurde

    Es könnte hier aber auch ein Verkehrs- und Handelsweg vorbeigeführt haben, denn in der Urnenfelderzeit ist der Fernhandel stark ausgebaut worden, wobei die Höhensiedlungen eine große Rolle spielten. Nachgefragt war in der damaligen Zeit nicht zuletzt der aus den Metallen Kupfer und Zinn bestehende Rohstoff Bronze. Die Höhensiedlung könnte aber auch eine Kontrollfunktion der Verkehrswege innegehabt haben.

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