Genau dreißig Jahre ist es her, da hatten ein paar wanderfreudige junge Burschen und Mädels aus Mannsgereuth und Umgebung die Idee, Deutschland von Norden nach Süden auf dem Europa-Wanderweg „E1“ zu durchqueren. Das große Abenteuer begann an der dänischen Grenze bei Flensburg. Seitdem wird Jahr für Jahr eine Etappe mit vier bis fünf Tagesmärschen absolviert. Hamburg, Hameln, das Sauerland, Koblenz, Frankfurt, Odenwald und der Kraichgau waren einige der Stationen auf dem Weg durch die Republik.
Heuer nun, alle Akteure schon im reiferen Alter, stand die Tour durch den Hochschwarzwald an. Sechs rüstige Herren und zwei fitte Damen waren es diesmal, die sich unter Leitung von Organisator und Streckenplaner Roland Oppel auf den Weg machten. Am Anreisetag machte man nur eine kurze Etappe vom Käppelehof nach Hausach, einem schönen Schwarzwaldstädtchen, wie aus dem Bilderbuch.
Versteh einer die Schwaben

Übernachtet wurde an allen Tagen in Schonach im Hotel. Tags darauf dann zehn Kilometer bis Büchereck, da waren schon gut 600 Höhenmeter zu überwinden, wobei sich natürlich keiner der Wanderer eine Blöße gab. Hier kam man auch an der – angeblich – größten Kuckucksuhr der Welt vorbei. Allerdings, so erfuhr man, gibt es noch eine weitere größte Kuckucksuhr der Welt, die aber älter ist und in Triberg steht. Versteh einer die Schwaben. Am Abend, beim Italiener in Schonach, dann eine Überraschung: Die Gäste am Nebentisch riefen plötzlich: „Sochd amoll, seid ihä Krooniche?“.
Es stellte sich heraus, dass hier tatsächlich eine Gesellschaft aus Kronach zu Gast war. Sofort wurde natürlich nach gemeinsamen Bekannten gefahndet und viel erzählt. Was zu späterer Stunde nicht ohne ein paar Grappa und der einen und anderen „Goaßmaß“ vonstatten ging. Die Strafe folgte anderntags auf dem Fuße: Von Büchereck zur Wilhelmshöhe ging es über 13 Kilometer bergauf, wieder waren 600 Höhenmeter zu bewältigen. Bei sommerlichen Temperaturen doch recht schweißtreibend.
Die wunderschöne Schwarzwaldlandschaft entschädigte für die Mühen. Von der Wilhelmshöhe ging es am nächsten Tag bis Brend, gemütliche elf Kilometer, die auf immerhin 1149 Meter über Normalnull endeten. Vorbei ging es an der Dona-Quelle, eigentlich die Quelle der Breg, die bekanntlich zusammen mit der Brigach die Donau zuwege bringt. Und so hatte man schon den fünften und letzten Tag vor sich. Nochmal zehn Kilometer bis zum sogenannten „Hohlen Bildstöckle“ bei Furtwangen ging es lange Zeit immer schön bergab.

Nur auf den allerletzten Kilometer verlangte die Etappe nochmal alles von den Wanderern. Steil ging es bergauf bis zum Ziel, wo die Autos warteten. Die von Roland gemixte „Goaßmaß“ zum Ende der Wanderung war obligatorisch.
Während der fünf Wandertage bescherte Petrus den Mannsgereuthern ein schier schönes, eher spätsommerliches Wetter mit idealen Wandertemperaturen um die 24 Grad. Kaum saß man in den Fahrzeugen zur Heimreise, öffnete der Himmel seine Schleusen und es begann recht heftig zu regnen. Glück muss man haben.
Pläne für die nächsten Jahre
Im nächsten Jahr soll es an dieser Stelle weiter gehen. Dann steht die Bezwingung des Feldbergs an, man wird am Titisee vorbeikommen und bis Hinterzarten wandern. Spätestens im Jahre 2026 wollen die Wanderfreunde dann am letzten Ziel, an der Schweizer Grenze bei Konstanz. Eine Lebensaufgabe für die Truppe aus Mannsgereuth, im wahrsten Sinne des Wortes.