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REDWITZ: Wer bringt Leben in die „Gutshofschänke“ in Redwitz?

REDWITZ

Wer bringt Leben in die „Gutshofschänke“ in Redwitz?

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    Besitzer Otto Schardt (li.) und Bürgermeister Jürgen Gäbelein vor der Gutshofschänke. Beide würden sich freuen, wenn sich bald ein neuer Pächter finden würde.
    Besitzer Otto Schardt (li.) und Bürgermeister Jürgen Gäbelein vor der Gutshofschänke. Beide würden sich freuen, wenn sich bald ein neuer Pächter finden würde. Foto: Annette Körber

    Es sieht fast so aus, als ob gestern erst zugesperrt worden wäre. Blau-weiß-karierte Sitzkissen liegen auf den robusten Stühlen. Der ein oder andere steht da, als hätte ihn ein Gast erst am Vorabend zurückgeschoben. Gläser mit Teelichtern schmücken die langen Tische. 60 bis 70 Personen fänden in dem gemütlichen Raum Platz. Aber das Geschirr im Wandschrank hinter der Theke wartet seit fast zwei Jahren auf seinen Einsatz. So lange ist die „Gutshofschänke“ in Redwitz schon geschlossen.

    Bürgermeister Jürgen Gäbelein gefällt das nicht. Schließlich tut sich was in Redwitz, Veranstaltungen im neu errichteten Bürgerhaus und auf dem Marktplatz bringen Leben in die Ortsmitte. Aber davor oder danach noch gemütlich einkehren? Wenn man keine Pizza will, wird's problematisch.

    „Was Gutbürgerliches fehlt. Dabei wäre das Potenzial da“, sagt Gäbelein. Das wurde im vergangenen Oktober deutlich, als die Gutshofschänke während der Eventwoche „Oberfranken leuchtet“ vorübergehend geöffnet und täglich gut besucht war.

    Warum sich kein Pächter findet? So ganz verstehen es der Bürgermeister und der Besitzer Otto Schardt nicht. Gut, sagt Schardt, es habe über die Jahre mehrere Pächterwechsel gegeben. Das sei nicht förderlich für den Ruf einer Wirtschaft. Aber zwischen Trieb und Küps, Weidhausen und Burgkunstadt gebe es kaum noch Gaststätten. Eigentlich eine Chance. Zumal viele Radler durch Redwitz kommen, Schardt nebenan Ferienwohnungen vermietet und es in der Industriegemeinde Redwitz auch genug Kundschaft für Firmen, Vereins- und Privatfeiern gäbe.

    Voll eingerichtet

    „Die Gaststätte ist voll eingerichtet, das Ambiente im Biergarten ist toll, und ich verlange keine große Pacht“, ergänzt Schardt. Er blickt über den großen Platz, der gerahmt wird vom Schloss und dem ehemaligen Ökonomiehof, in dem sich sein Haus, die Ferienwohnungen und die „Gutshofschänke“ befinden. Hier könnten Eltern ihre Kinder bedenkenlos laufen lassen. Ein Spielplatz wäre vorhanden.

    Mittlerweile sind auch Teile des Schlosses nutzbar, das Schardt zusammen mit einem Freund vor zehn Jahren in ruinösem Zustand gekauft hat. Seither hat er viel Arbeit, Geld und Nerven hineingesteckt. Vom besonders sanierungsbedürftigen Nordflügel mit seinen Stuckdecken und Wandgemälden hat Schardt die Finger gelassen: Hier muss ein Restaurator ran. Eine Notsicherung muss vorerst reichen.

    Hier könnten neue Wirtsleute sofort loslegen.
    Hier könnten neue Wirtsleute sofort loslegen. Foto: Annette Körber

    Aber „das untere Geschoss kann wieder bespielt werden, ohne dass den Leuten ein Ziegelstein auf den Kopf fällt“, konstatiert der Besitzer. Das Gebäude, dessen älteste Teile aus dem 14. Jahrhundert stammen, beherbergt nun neben Steinhummeln, Mauerseglern und Fledermäusen zwei Ferienwohnungen, Büroräume und eine kleine Schmuckwerkstatt. Und es stehen sanierte Räume zur Verfügung, die ein Wirt für Feiern oder Tagungen anbieten könnte. Der Saal im Ostflügel mit seinem schönen Kreuzgratgewölbe fasst bis zu 100 Personen, für kleinere Gruppen gibt es Nebenräume. Eine Cateringküche steht zur Verfügung und im Sommer kann der frisch gepflasterte Innenhof bestuhlt werden.

    „Ich unterstütze das, wo ich kann“, betont Bürgermeister Gäbelein. Schließlich richtet nach der Sanierung des Marktplatzes jetzt auch die Gemeinde ihr Augenmerk auf das Sanierungsgebiet, Kirchberg mit Schloss und „Weißes Lamm“. Dafür ist ein Kommunales Denkmalkonzept entwickelt worden. Fünf Schwerpunkte wurden definiert: der ehemalige Gasthof „Weißes Lamm“ am Marktplatz, die Alte Schlosskirche, das Schloss und hier vor allem der Nordflügel, die Wiederbelebung der Gaststätte am Gusthof und der gesamte Freiraum vor Schloss und Kirche.

    „Wir brauchen Platz, wo die Leute parken und sich aufhalten wollen, im Idealfall auch noch attraktiv.“

    Bürgermeister Jürgen Gäbelein zum Raumordnungskonzept

    Hierfür soll ein Raumordnungskonzept erstellt werden. „Die Kirchengemeinde träumt seit Jahren von einem barrierefreien Zugang zur Kirche“, sagt der Bürgermeister. Außerdem seien größere Parkplätze und eine schönere Weggestaltung angedacht. „Wir brauchen Platz, wo die Leute parken und sich aufhalten wollen, im Idealfall auch noch attraktiv.“

    Allerdings handele es sich beim Kirchberg um den ältesten Ortsteil von Redwitz. Wenn hier saniert werde, dann seien auch Kanal und Wasserleitungen zu erneuern. Gäbelein: „Das zahlt keine Städtebauförderung.“ Redwitz habe das gleiche Problem wie viele andere Kommunen im Landkreis: eine Infrastruktur aus den 1950-er und 1960-er Jahren, die jetzt sanierungsbedürftig ist. Das zusätzlich zu den allgegenwärtigen Kostensteigerungen zu schultern wird nicht einfach werden.

    Stilvoll: der frisch sanierte Saal im Ostflügel des Schlosses.
    Stilvoll: der frisch sanierte Saal im Ostflügel des Schlosses. Foto: Annette Körber

    Es geht ums Geld

    Für die im Rahmen des Kommunalen Denkmalkonzepts angedachten Sanierungen gibt es Fördergelder. Aber nur, wenn die Gebäude dann auch öffentlich genutzt werden. „Die Frage ist: Wie viele öffentliche Gebäude braucht Redwitz?“, erklärt Gäbelein das Problem. Bei einem geförderten Projekt darf die Gemeinde daraus später keinen Gewinn erzielen. Und auch ein saniertes Gebäude verschlingt Geld. Die Unterhaltskosten für das Schloss beziffert Besitzer Schardt auf 10.000 Euro pro Jahr. Für ihn ist deshalb klar: „Ohne dass was reinkommt, kann ich's nicht halten.“ Ein Dilemma.

    Fürs „Weiße Lamm“ gibt's bereits Ideen. Aber hier gilt es aufzupassen, dass man sich nicht gegenseitig Konkurrenz macht. Etwa, indem in dem Gebäude wieder Gastronomie einzieht. „Es macht keinen Sinn, einen Haufen Steuergelder auszugeben, obwohl die Räume für eine Gaststätte schon da sind“, verweist Schardt auf seine „Gutshofschänke“. Genauso erteilt er der Idee eines Kommunbrauhauses eine Absage: Dafür gäbe es genug Räume im Schloss. Anfreunden könnte er sich mit einem Low-Cost-Motel beziehungsweise einer Herberge für Radtouristen und andere, die nur eine Nacht bleiben wollen. Seine Ferienwohnungen vermiete er lieber für mindestens drei Nächte.

    Durch die Gemeinde und privaten Investoren sei in der Ortskernsanierung und -belebung gemeinsam schon viel erreicht worden. Stück für Stück soll es auch weiter gehen. Aber eines ist klar: Bürgermeister und Schlossbesitzer brauchen einen langen Atem. Umso mehr würden sich beide freuen, wenn sich zumindest für die „Gutshofschänke“ in nächster Zeit ein neuer Pächter fände. Damit wäre der erste der fünf Schwerpunkte im Denkmalkonzept abgehakt: die Wiederbelebung der Gaststätte.

    Der Innenhof des Schlosses ist frisch gepflastert.
    Der Innenhof des Schlosses ist frisch gepflastert. Foto: Annette Körber
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