Auf eine 800-jährige, teilweise sehr wechselvolle Geschichte kann die Gemeinde Weihausen zurückblicken. Mit einem kleinen aber feinen Festkommers wurde im neuen Rathaus der Geburtstag würdig gefeiert.
Dass Weihausen über 100 Jahr lang an einer Datumsgrenze lag, arbeitete der Festredner, Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold in seinem sehr unterhaltsamen und aufschlussreichen Referat heraus. Auf seine eigene, kurzweilige Weise kam er auch auf die Zeit von 1582 bis 1700 zu sprechen. In evangelischen Weihausen galt der julianische Kalender. Im knapp vier Kilometer entfernten katholischen Lettenreuth bediente man sich dem gregorianischen Kalender, der zehn Tage vom julianischen Kalender abwich. „Wenn in Lettenreuth Weihnachten gefeiert wurde, war man in Weidhausen noch mitten im Advent“, hielt Günter Dippold humorvoll fest.
Zeitlich versetzt
Die beiden unterschiedlichen Betrachtungsweisen kamen nach seiner Darlegung daher, dass die Protestanten der Meinung waren, dass vom Pabst, der die Kalenderreform angestoßen hat, nichts Gutes kommen kann. Bevor Günter Dippold das Jahr 1582 erreichte, nahm er die Gäste des Festabends, die teilweise auf seinen Lippen klebten, mit auf eine Reise in die Tiefen der Geschichte.

Wann Weidhausen eigentlich entstanden ist, lasse sich nach Darlegung des Bezirksheimatpflegers nicht mit Gewissheit sagen. Im Jahr 1225 tauchte dann der Name Weidhausen in einer Urkunde auf, in der auch die Namen von Hofstädten, Mirsdorf, Bieberbach, Groß- und Kleingarnstadt sowie Wüstenahorn genannt wurden. „In diesen Orten war das Benediktinerkloster Saalfeld begütert“, erläuterte Günter Dippold.
Zwei markante Handwerke
In folgenden Jahrhunderten wechselten immer wieder die Herrschaftsverhältnisse und Weidhausen wurde zum Spielball der jeweiligen Landesherren und der Gerichtsbarkeit. Einschneidend wurde für Weidhausen das Jahr 1826. Nach dem Aussterben der Herzöge Sachsen-Gotha-Altenburg wurden die thüringischen Kleinstaaten neu zugeschnitten. Weidhausen wurde ein Teil des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha, was bis zum heutigen Tag nachwirkt.

Günter Dippold verdeutlichte, dass sich in den Jahren nicht nur die territoriale Zugehörigkeit von Weidhausen verändert hat, sondern das Dorf als solches ein anderes Gesicht bekam. Im Jahr 1793 hatte der Ort 300 Einwohner, rund 60 Jahre später verdoppelte sich die Zahl der Bürgerinnen und Bürger.
Von der Landwirtschaft konnten aber nur die Wenigsten leben. Es entwickelte sich die Korbmacherei als eine Art der „Hausindustrie“. Nach Darlegung von Günter Dippold beheimatete Weidhausen im Jahr 1906 505 Korbmacher.
Die Polstermöbelindustrie löste dann die Korbmacher ab und zwang Weidhausen zu einem erneuten Wandel. Mitte der 60er Jahre waren in Weidhausen 23 Polstermöbelfirmen ansässig. „Umso bitterer war der Rückgang, wie er unsere Gegend besonders seit den 90er heimsuchte“, trug Günter Dippold vor und verdeutlichte: „Der Gemeinde wurde nichts geschenkt, was sie besitzt haben die Menschen sich selbst erarbeitet, und sie haben sich behauptet“. Dippold abschließend: „Die Weidhäuser mussten sich immer wieder neu erfinden und sich behaupten.
Rückblick mit Augenzwinkern
„Holprig“ war nach Ansicht von Bürgermeister Markus Mönch der Start von Weidhausen als der Bischof von Bamberg die „verlassenen und öden Dörfer Weidhusen und Truvenbach“ mit Staffelstein tauschte. Dieser Tausch hatte geschichtliche Tragweite, stellte Markus Mönch fest. „Ohne Tausch wären wir gleich bei Bayern und katholisch gewesen, ohne Tausch hätten wir die Semmeln von Anfang an richtig aufgeschnitten.“
Der Bürgermeister führte vor Augen, dass der Schuss 1919 nach hinten hätte losgehen können. Demnach haben sich 478 Bürger für Bayern, 13 für Thüringen ausgesprochen. Mit einem Augenzwinkern meinte der Bürgermeister: „Es ist nicht niedergeschrieben welche Strafe die 13 erhalten haben.“
In seiner Rede hielt Markus Mönch fest, dass es die Korbmacherei war, die den Grundstein des heutigen Wohlstandes gelegt hat. Den jüngsten Wandel den Weidhausen durchleben musste war der von der Industrie -hin zur Wohnortgemeinde.
Wandel kann nach Worten von Bürgermeister Mönch auch die Chance und Motivation sein nach vorne zu schauen. „Ich glaube, Weidhausen hat diese Chance genutzt“, betonte Mönch und ergänzte: „Wir sind heute eine moderne, eine lebenswerte Wohnortgemeinde“.
Für ihn steht fest, dass der größte Schatz, auf den Weidhausen zählen kann der Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung ist. Markus Mönch mahnend: „Es ist Aufgabe der Politik, des Gemeinderates, aber auch von allen Bürgerinnen und Bürgern diesen sozialen Zusammenhalt zu fördern und weiterzuentwickeln. Regierungsvizepräsident Thomas Engel unterstich in seinem Grußwort, dass die Regierung von Oberfranken die Gemeinde im Rahmen der Städtebauförderung seit 2022 mit 1,14 Millionen Euro unterstützt hat.
Für Landrat Sebastian Straubel waren es sehr kluge Entscheidungen im Gemeinderat, dass Weidhausen zu dem wurde was es heute ist: Eine Wohnortgemeinde, die gleichzeitig einen wertvollen Mosaikstein im Wirtschaftsstandort Landkreis Coburg darstellt. Flankiert wurde der Festabend von einer Fotoausstellung von Walter Seigerschmidt, die den Betrachter durch die jüngste Geschichte des Ortes führte.