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MICHELAU: Zur Schließung des Katharina-von-Bora-Heims in Michelau

MICHELAU

Zur Schließung des Katharina-von-Bora-Heims in Michelau

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    Das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim musste geschlossen werden. In den vergangenen drei Wochen wurde Kritik laut.
    Das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnheim musste geschlossen werden. In den vergangenen drei Wochen wurde Kritik laut. Foto: Annette Körber

    Michelau Mittlerweile ist es drei Wochen her, seit bekannt wurde, dass das Katharina-von-Bora-Seniorenwohnhaus geschlossen werden muss. Seitdem ist viel Kritik laut geworden – sowohl, was die Umstände rund um die Schließung betrifft, als auch die Arbeitsbedingungen in der Einrichtung in der Zeit davor. Das Obermain-Tagblatt hat Karin Pfadenhauer, Vorständin des Diakonischen Werks Kronach-Ludwigstadt/Michelau, gebeten, dazu Stellung zu nehmen.

    Sie hat dem Wunsch entsprochen und dazu jeweils zwei Fragen zu einem Komplex zusammengefasst. Hier der Wortlaut.

    Frage: Bürgermeister Jochen Weber beklagt, dass die Gemeinde nicht informiert wurde und er aus der Zeitung erfahren musste, dass das Katharina-von-Bora-Heim geschlossen wird. Hätten Sie die Kommune besser einbinden müssen?

    Auch die Angehörigen sprechen im Zusammenhang mit der Verlegung von schlechter Kommunikation. In einem Leserbrief ist die Rede davon, dass Angehörigen „wie auf einem Basar“ Heimplätze angeboten wurden. Von anderen ist zu hören, dass sie gar nicht wussten, dass ihre Verwandten umziehen mussten. Was sagen Sie zu der Kritik?

    Karin Pfadenhauer: Im Vorfeld der Schließung haben wir sowohl die Kommune als auch alle anderen öffentlichen Einrichtungen in Michelau zeitnah über den Verlauf und die aktuelle Pflegesituation im Katharina-von-Bora-Heim informiert. In einer Rundmail vom 19. Oktober wurden alle beteiligten Einrichtungen in Michelau entsprechend informiert. Ein Gespräch fand mit dem Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung statt. Ein öffentlicher Aushang über die Situation wurde im Katharina-von-Bora-Haus veranlasst. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht vorherzusehen, dass auf Grund erneuter Krankmeldungen und eines weiteren Ausbruchsgeschehens weitere Verlegungen oder gar die vorläufige Schließung notwendig werden würde.

    Am 25. Oktober haben wir sofort nach Bekanntwerden der Aufforderung zur sofortigen vorläufigen Betriebsschließung gehandelt. Zuerst wurde am 26. Oktober vormittags eine Mitarbeiterversammlung abgehalten, am Abend ein Angehörigenabend, um alle Angehörigen zu informieren und, wenn möglich, auch im Anschluss sofort gemeinsame Lösungen zu finden. An diesem Abend waren, bis auf drei Bewohnervertreter*innen, alle Geladenen anwesend. Diese drei haben wir dann per Post und telefonischer Kontaktaufnahme erreicht. Es lag uns sehr daran, dass alle Betroffenen schnellstmöglich eingebunden und informiert werden.

    Ein Kontakt mit Bürgermeister Jochen Weber und dem Geschäftsführenden Vorstand hat am Samstagmorgen, 29. Oktober, stattgefunden. Der Bürgermeister stellte fest, dass seinerseits aus terminlichen Gründen eine Rücksprache erst in der folgenden Woche, mittwochs, erfolgen könne. In diesem Gespräch stimmten sich Diakonie und Gemeinde eng und intensiv ab, um in Michelau wieder eine Form der Seniorenhilfe anbieten zu können.

    Oberste Priorität: das Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner

    Oberste Priorität in dieser Zeit hatte für uns das Wohlergehen unserer Bewohner und Bewohnerinnen und, dass sie trotz Personalausfällen gut weiterversorgt werden. Dies stellte einen sehr hohen organisatorischen und logistischen Aufwand dar, so dass es teilweise nicht möglich war, alle anderen Interessierten noch mehr einzubinden.

    Zu dem von Ihnen angesprochenen Leserbrief kann ich Folgendes sagen: Angesichts der ungewöhnlichen Umstände und des dringenden zeitnahen Handlungsbedarfes kann es zu Missverständnissen in der Kommunikation gekommen sein. Dafür bitten wir um Verständnis, für uns hatte zunächst das Wohlergehen der Bewohner*innen und deren bestmögliche Versorgung oberste Priorität.

    Pflegeplätze sind derzeit nur sehr schwer zu bekommen. Sowohl die Diakonie als auch die Heimaufsicht haben viele Träger im Bereich Oberfrankens kontaktiert und nach Aufnahmemöglichkeiten gesucht. Wenn uns ein entsprechender Platz angeboten wurde, musste umgehend entschieden werden, ansonsten wäre der Platz anderweitig vergeben worden. Entscheidend in dieser Situation war, die angemessene pflegerische Versorgung sicherzustellen und möglichst zügig einen neuen Heimplatz zu finden. Die Alternative ohne neuen Heimplatz wäre Pflege „zu Hause“ gewesen, die von den Angehörigen zu übernehmen wäre.

    Sehr emotionale Zeit für alle Beteiligten

    Die sofortige Aufforderung zur vorübergehenden Schließung und Räumung des Hauses ist für die Diakonie verpflichtend. Deshalb haben wir alles darangesetzt neue Heimplätze zu vermitteln, da eine Pflege „zu Hause“ aus den verschiedensten Gründen oft nicht zu leisten ist. Wir wissen, dass dieser Wechsel für viele Bewohner*innen und Angehörige eine große Herausforderung darstellte, und auch unserem Pflegepersonal fiel der Abschied sehr schwer, denn über die Jahre hatte sich eine intensive zwischenmenschliche Beziehung zueinander aufgebaut. Es war für alle Beteiligten eine sehr emotionale Zeit.

    Es kam auch vor, dass ein zugesagter Platz in einem anderen Heim kurz vor Umzug wieder abgesagt wurde, weil in dem aufnehmenden Heim ebenfalls der Krankenstand stieg oder Kündigungen des Personals eingingen und somit keine Aufnahme mehr erfolgen konnte.

    Wir bitten um Ihr Verständnis, wenn es in dieser Situation zu Irritationen gekommen ist, und bieten den Betroffenen einen persönlichen Gesprächstermin an, um offene Fragen zu beantworten und gemeinsam zu klären.

    Frage: Inzwischen ist öfter zu hören, dass dem Katharina-von-Bora-Heim nicht nur der allgemeine Pflegefachkräftemangel und die Belastungen durch die Corona-Pandemie zu schaffen machten. Schon in den Jahren zuvor hätten viele Pflegekräfte gekündigt. Der Krankenstand sei permanent hoch gewesen. Es ist nicht nur von schlechtem Betriebsklima, sondern von unzumutbaren Arbeitsbedingungen die Rede. War das der Geschäftsführung bewusst? Was wurde dagegen unternommen? Kritik soll nicht erwünscht gewesen sein, stattdessen sollen die Angestellten unter Druck gesetzt worden sein, damit nichts nach außen dringt. Was sagen Sie dazu?

    Pfadenhauer: Der Krankenstand war während der Pandemie selbstverständlich höher als sonst. Dies ist in allen Einrichtungen mit Ausbruchsgeschehen so. Vor allem aufgrund des Pflegenotstandes und der ständig wechselnden Hygienevorschriften sowie der Schutzkleidung und dem Tragen einer FFP2-Maske während der ohnehin schon sehr anspruchsvollen Arbeit sind in den letzten Jahren die Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte physisch und psychisch hart gewesen. Aber dass es im Katharina-von-Bora-Haus unter den gegebenen Umständen außergewöhnliche Härten gab, ist mir nicht bekannt.

    Pauschale Vorwürfe sind nicht nachvollziehbar

    Wenn mir konkrete Fälle zugetragen werden, werde ich diesen auch selbstverständlich nachgehen. Die pauschalen Vorwürfe, die hier erhoben werden, sind so leider nicht nachvollziehbar.

    Bis heute haben sich weder die Leitungskräfte des Katharina-von-Bora-Hauses noch Personalvertretung noch Mitarbeitende hierzu beim geschäftsführenden Vorstand negativ geäußert. Es fanden regelmäßige Dienstbesprechungen zwischen dem Geschäftsführenden Vorstand und Leitungskräften des Katharina-von-Bora-Haus statt.

    Zusammenfassend möchte ich meinen Dank den bis zur vorläufigen Betriebsschließung diensttuenden Mitarbeitenden im Katharina-von-Bora-Haus und den Mitarbeitenden aus den weiteren Einrichtungen der Diakonie, die vertretungsweise eingesprungen sind, aussprechen. Auch den Angehörigen und Bewohnern*innen, die mit uns gemeinsam diese Herausforderung und konstruktiv den Übergang in eine neue Einrichtung gemeistert haben.

    Mit neuen Pflegekonzepten gegen den Pflegenotstand

    Sowohl der Aufsichtsrat als auch der geschäftsführende Vorstand des Diakonischen Werkes sind sich darüber einig, dass die Pflege am Standort Michelau ein Schwerpunktthema bleiben sollte, und beschäftigt sich bereits seit längerer Zeit auch mit alternativen und den Rahmenbedingungen angepassten Pflegekonzepten. Gerade die vergangenen Monate haben uns deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, mit neuen Pflegekonzepten dem aktuellen „Pflegenotstand“ entgegenzuwirken. Wir wurden durch vielfältige Unterstützungen und den Zusammenhalt und Gemeinschaftsgedanken unserer Mitarbeitenden in dieser Zeit sehr gestärkt, so dass wir mit Zuversicht und Kraft in die Zukunft schauen können.

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