Der 24. Juni ist im kirchlichen Kalender der Festtag, an dem der Geburt Johannes des Täufers gedacht wird. Schon dies ist eine Besonderheit: Denn eigentlich feiert die Kirche die Todestage der Heiligen, also ihren „Geburtstag im Himmel“. Nur von drei Menschen wird auch das Geburtsfest begangen: Bei Jesus selbst an Weihnachten, von Maria am 8. September und eben bei Johannes dem Täufer.
Freilich wird auch der Todestag von Johannes gefeiert: Am 29. August wird im liturgischen Kalender seiner Enthauptung durch den König Herodes Antipas gedacht. Das zeigt die besondere Bedeutung dieses Heiligen an. Er steht an der Schwelle zwischen dem Alten und dem Neuen Testament, er ist ein Prophet und zugleich darf er den, den er verkündet, selbst schauen. Das macht die einzigartige Stellung des „heiligen Vorläufers“ aus.
Die Sone hat am 24. Juni ihren höchsten Stand im Jahresverlauf
Dass Johannes der Täufer ein so beliebter Heiliger ist, hängt vermutlich auch mit seinem Gedenktag zusammen. Dieser wird am 24. Juni, am Tag der Sommersonnenwende, gefeiert. An diesem Tag hat die Sonne ihren höchsten Stand erreicht. Auffällig ist dabei, dass das Fest des Täufers parallel zum Geburtsfest Jesu festgelegt wurde: Weihnachten am 25. Dezember liegt ja in unmittelbarer Nähe zur Wintersonnenwende.
Die ersten Christen haben die Naturphänomene dabei aus dem Glauben heraus interpretiert: In der Geburt Christi ist der Welt die „Sonne der Gerechtigkeit“ aufgegangen, wie es der alttestamentliche Prophet Maleachi schreibt. An Weihnachten ist die lange Dunkelheit an ein Ende gekommen und die Tage werden wieder länger. Am Fest Johannes des Täufers hingegen nimmt die Tageslänge ab. Man hat dies mit dem Wort des Johannes interpretiert: „Er (Jesus Christus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30).
In der Natur lässt sich so ein Gleichnis über das Verhältnis von Johannes und Jesus ablesen: Johannes weiß um seine eigene Vergänglichkeit, er kennt seine Stellung im Heilsplan. Wie jeder Mensch, so geht auch er auf den Tod zu. Sein Lebenslicht wird einst erlöschen.
Sonnwend- oder Johannisfeuer zum „Höhepunkt“ des Jahres.
Eng verbunden mit dem Fest des Täufers sind auch in der Gegend am Obermain die Sonnwend- oder Johannisfeuer. Sie werden um den 24. Juni herum an unterschiedlichen Orten mit großer Feierlichkeit entzündet. Der 24. Juni ist ja gewissermaßen der Höhepunkt des Jahres; kein Wunder also, dass so ein Tag einlädt, um miteinander zu feiern.

Natürlich ist das Feuer aber auch ein Zeichen für das Licht und somit wiederum ein Symbol für Christus. Das Feuer ist das Zentrum der Feier am Johannestag. Mancherorts springt man auch über das Johannesfeuer, um sich Segen zu erwerben, um Unheil abzuwenden und vor Krankheiten verschont zu bleiben. Auch der Tanz um das Feuer ist ein beliebtes Ritual, um die heilbringende Kraft des Feuers aufzunehmen.
Doch nicht nur das Feuer ist mit Johannes dem Täufer verbunden, auch anderen Dingen hat er seinen Namen verliehen: In den Gärten können in diesen Tagen die Johannisbeeren geerntet werden, das heilbringende Johanniskraut wächst auf den Wiesen, die Johanniswürmchen schwirren in der Nacht umher.
Johanniskränze und die Losnacht
Vielerorts werden am 24. Juni auch die sogenannten Johanniskränze gebunden. Sieben oder neun Kräuter und Pflanzen werden dafür verwendet; unter anderem kommen hierfür Beifuß, Johanniskraut, Klatschmohn, Kornblumen und Rosen infrage. Die Kränze werden dann über die Türen und Fenster gehängt und sollen das Böse abwehren. Die heilende Kraft, die den Pflanzen innewohnt, soll auf Haus und Hof übergehen und die Menschen vor allem Schaden bewahren. Ein Brauch, der in unserer Region vor allem am Fest Mariä Himmelfahrt mit den Kräuterbuschen geübt wird.
Die Johannesnacht ist eine Losnacht, in der die Dämonen und das Böse die Menschen einholte. Daher war es in früheren Zeiten auch so wichtig, sich an diesem Tag den bestmöglichen Schutz vor diesen bösen Geistern zu sichern. Um das eigene Haus vor Unwettern zu bewahren, warf man zum Beispiel auch den Johanneskranz über das Gebäude.

All dies macht deutlich: Wo Menschen an ihre eigenen Grenzen kommen und nichts tun können, da vertrauen sie sich und ihren Besitz anderen, heilbringenden Mächten an. Da öffnen sie sich für das große Geheimnis des menschgewordenen Gottes, von dem sie sich Schutz und Segen erbitten.
Große Macht, um allem Bösen und allem Unheil Einhalt zu gebieten
Daher ist der Johannestag im Jahreslauf auch mit so vielfältigen Brauchtümern verbunden: Johannes ist ein besonderer Heiliger, der eine große Macht besitzt, um allem Bösen und allem Unheil Einhalt zu gebieten. Die Menschen damals haben ihn daher auch in herausragender Weise verehrt.