Die Feier begann stilecht. Nicht nur, dass sich auch die Gastgeber in Lichtenfels in den Kilt geworfen hatten, wie auch der Präsident des Partnerschaftkomitees für Prestwick, Roland Dier und Jürgen Höhnke aus dem Komitee. „Was trägt der Schotte eigentlich unter dem Rock?“, war wohl einer der meistgestellten Fragen an diesem Abend. Doch dazu später mehr.
Laut und stimmungsvoll marschierte die Glen Regnitz Pipe Band aus Schlaifhausen in das Stadtschloss ein und sorgten sofort für gute Laune. „Amazing Grace“, „Highland Cathedral“ und andere Stücke ließen die Besucherinnen und Besucher in Beifallsstürme ausbrechen, und am Ende durfte auch die Schottische Nationalhymne nicht fehlen.
Roland Dier begrüßte alle Anwesenden und auch die Ehrengäste, darunter die Ehrenmitglieder Rosel Engelhardt, die seit 48 Jahren dabei ist, und Peter Stickler, der erst nachrechnen musste und auf 43 Jahre kam. Ebenso wie die früherer Präsidentin Monika Faber, die Präsidentin des Komitees aus Schottland Rhona Allanach, den Chief Executive Mike Newall und den Provost Iain Campbell.
Es geht nur gemeinsam
Bürgermeister Andreas Hügerich betonte in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede, die man für die Gäste eigens übersetzt hatte, wie wichtig gerade in unseren Zeiten, in denen der Frieden brüchig zu sein scheint, eine solche Partnerschaft zwischen den Städten aus unterschiedlichen Ländern sei.

Der Austausch von Wissen, von Kultur und das Miteinander wären wichtige Bausteine einer lebendigen Demokratie und er regte an, diesen Austausch auch auf der studentischen Ebene im Bereich 3D-Druck noch zu vertiefen und er wünschte allen Glück für die nächsten 50 Jahre Partnerschaft.
Wer nun dachte, dass das Stadtoberhaupt des Englischen nicht mächtig sei, der wurde eines Besseren belehrt, denn in fließendem Englisch hängte Bürgermeister Hügerich noch einige Absätze an, hatte er doch ein besonderes Geschenk im Gepäck, das er an Iain Campbell und Rhona Allanach überreichte: Zwei Fußballtrikots, die je zur Hälfte aus dem der Deutschen und der Schottischen Nationalmannschaft bestand.
Auch der Vorsitzende des Städtepartnerschaftskomitees Arnt-Uwe Schille erinnerte an die Anfänge im Jahr 1973, die letztlich zum Abschluss der Vereinbarung 1974 führten. Viele gegenseitige Besuche hätte es seitdem gegeben, Freundschaften seien entstanden, die bis heute andauern und mittlerweile auch die Kinder und Enkel mit einbezögen. Allerdings leistete er sich einen kleinen Fauxpas, als er zugab, selbst noch nie in Schottland gewesen zu sein. „Ich war bisher nur in England“, sagte er und erntete dafür nicht allzu böse gemeinte Missfallensbekundungen, hatte er doch die Tatsache übersehen, dass das Verhältnis von Schottland zu England nicht gerade das beste ist, streben doch viele Schotten ihre Unabhängigkeit an. Auch er wünschte sich eine weitere Vertiefung der Partnerschaft auf allen Ebenen.

Mit viel Mut
Mit dem Mut einer Löwin hielt Monika Faber ihre Rede auf Englisch, wofür ihr von allen Seiten großer Respekt entgegengebracht wurde und sie am Ende auch sehr viel Beifall erhielt. „Mein Englisch ist nicht gut, das weiß ich, aber ich versuche es trotzdem“, begann sie. Auch sie erinnerte an den Beginn, an viele persönliche Eindrücke und die immerwährende Gastfreundschaft, die man in Prestwick fände.
Iain Campbell hob besonders die wundervolle Landschaft hier am Obermain hervor und bedankte sich für die Gastfreundschaft und die Offenheit, mit der sie jedes Mal empfangen würden. Rhona Allanach betonte, dass man darüber nachdenken sollte, den Austausch weiter voranzutreiben. „Warum nicht auch ein Austausch bei Musik, bei Kultur, bei Fußball oder“, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu, „beim Bier-Tasting.“
Silberne Schalen
Auch die Gäste aus Prestwick hatten kleine Gastgeschenke dabei. Sie überreichten Bürgermeister Hügerich und Roland Dier zwei kleine silberne Schalen. Roland Dier klärte auf. „Das sind sogenannte Quaiches, abgeleitet vom gälischen Wort cuach für Becher. Diese wurden, wenn man Besuch bekam, mit Whisky gefüllt und herumgereicht. Man muss sie mit beiden Händen halten, und so war sichergestellt, dass niemand sein Messer aus dem Strumpf zieht.“

Iain Campbell, Rhona Allanach und Mike Newall trugen sich unter großem Beifall ins goldene Buch der Stadt Lichtenfels ein, was sie als eine große Ehre empfanden.

Schottischer Whiskey
Bei einem reichhaltigen Buffet und vielerlei Sorten an schottischem Whisky feierte man bis weit in die Nacht. Und dabei bewahrheitete sich der Spruch „No Scots, no Party“. Ausgelassen wurde getanzt, gefeiert, Erinnerungen ausgetauscht und eine Gruppe versuchte sich später noch beim Schuhplattler. Bilder, die an die EM im Sommer erinnerten, als die Schotten sich als die Partynation herausstellten.
Und um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, was der Schotte nun unterm Rock trägt. Die Antwort, so Jürgen Höhnke, ist denkbar einfach: „Socken und Schuhe.“