„Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten“, bemerkte 1859 schon Viktor von Scheffel in seinem berühmten Frankenlied. Daran hat sich auch nach zwei Jahren der Pandemie nichts geändert. Müde, geschafft aber glücklich kehrten am Sonntagabend 72 Gläubige von ihrem dreitägigen Gebetsgang vom größten Dreifaltigkeitswallfahrtsort Deutschlands aus Gößweinstein zurück.

In der Pfarrkirche angekommen, sprach Pfarrer Henryk Chelkkowski den Pilgern seinen Dank aus. Er freute sich, dass auch zehn neue Wallfahrer am Pilgergang teilgenommen hatten.
„Den Anstoß zum Pilgern lieferten Freundinnen. Da haben wir gesagt, da gehen wir mal mit. Dann hat es uns gefallen. Und dann bin ich halt jedes Jahr mitgegangen.“
Marga Zenk, die schon 50-mal teilgenommen hat
Bürgermeister Andreas Hügerich, der ebenso wie seine Stellvertreterin Sabine Rießner bereits am Ortseingang gewartet hatte, ließ es sich nicht nehmen, „seine“ Mistelfelder Wallfahrer zu begrüßen. „Es war ein langes Warten auf die Wallfahrt 2022. In euren Gesichtern hab' ich Freude erkannt und was es für jeden bedeutet, hier dabei gewesen zu sein. Drei Tage bewusst aus den Alltag heraus zugehen und zu sich selbst kommen. Das hat jedem von uns gefehlt, und ich hoffe, dass jeder sagen kann, ja ich bin aufgetankt“, so der Bürgermeister. Sein Dank galt den Wallfahrtsführern Thomas Hiller und Jürgen Panzer sowie den Wallfahrtsmusikern.

Anschließend zog Wallfahrtsführer Thomas Hiller eine rundum positive Bilanz. Es wurden einige Neuerungen bei Gebeten und Liedern vorgenommen, erklärte er. Dem Pfarrer Martin Maurer aus Füssen dankte Hiller für die Gestaltung der Wallfahrtsgottesdienste in Gößweinstein und in Hollfeld sowie für das Spenden des Pilgersegen am Freitagfrüh beim Auszug. Doktor Johannes Puff kümmerte sich während der Wegstrecke um die kleinen Blessuren der Wallfahrer.
Drei Wallfahrer feierten ein rundes Jubiläum
Drei Wallfahrer feierten in diesem Jahr ein rundes Jubiläum. Bereits am Wallfahrtsort waren sie mit einer Urkunde und einer Plakette ausgezeichnet worden. Von der Pfarrei erhielten Stefan Weidner und Achim Pülz für ihre zehnte Teilnahme eine Kerze. Eine etwas größere Kerze mit Abbild des Wallfahrtsbildes sowie der beiden Wallfahrtsfahnen bekam Marga Zech für ihr 50. Teilnahme überreicht. Die 67-Jährige wallte erstmals 1971 zur Dreifaltigkeit nach Gößweinstein.

„Den Anstoß zum Pilgern lieferten Freundinnen. Da haben wir gesagt, da gehen wir mal mit. Dann hat es uns gefallen. Und dann bin ich halt jedes Jahr mitgegangen“, erzählte Marga Zenk später. Mit dem Segen von Pfarrer Henryk und dem Abendlied „Leise sinkt der Abend nieder“ endete die 174. Gößweinstein-Wallfahrt.
Pfarrfest mit Frühschoppen an Fronleichnam
Der Dankgottesdienst, der traditionell an Fronleichnam in der Pfarrkirche stattfindet, beginnt um 9 Uhr. Im Anschluss findet das Pfarrfest mit Frühschoppen, Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen statt.

Der Startschuss zur diesjährigen Wallfahrt war am Freitag frühmorgens gefallen. Über Klosterlangheim und Lahm ging es nach Kleinziegenfeld. Von dort marschierte man nach Wotzendorf und Eichenmüll. Über Krögelstein ging es nach Hollfeld zur Mittagspause. Über Feldwege und Teerstraßen führte die Route nach Waischenfeld, wo die Pilger am Abend erwartet wurden.
Nach der Übernachtung ging es am Samstagfrüh nach Oberailsfeld und über die Behringermühle nach Gößweinstein. Dort besuchten die Mistelfelder um 7 Uhr den Gottesdienst in der Basilika, um 9.15 Uhr wurde der Kreuzweg gebetet. „Auswallen“ hieß es nach einem kurzen Aufenthalt mit Mittagspause um 13.15 Uhr. Nach erneuter Übernachtung in Waischenfeld führte der Weg nach Hollfeld, wo um 7.30 Uhr ein Sonntagsgottesdienst gefeiert wurde. Erneut über Krögelstein, Lahm und Klosterlangheim ging es wieder zurück in die Pfarrkirche.

Gegen 19.30 Uhr konnte schließlich Pfarrer Henryk Chelkkowski die Pilgergruppe vor den Toren des Ortes begrüßen und in einem feierlichen Zug durch die Straßen zur Sankt-Andreas-Kirche hinauf begleiten. Bei den Einwohnern und Einwohnerinnen, die die Heimkehrer mit Blumensträußen willkommen hießen, bedankten sie sich mit Bonbons vom Gnadenort.