Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: 9. November in Lichtenfels: Buntes Programm am schwarzen Tag

LICHTENFELS

9. November in Lichtenfels: Buntes Programm am schwarzen Tag

    • |
    • |
    Erinnern jeden Tag an eine Zeit des Terrors und Todes: die Stolpersteine am Marktplatz in Lichtenfels.
    Erinnern jeden Tag an eine Zeit des Terrors und Todes: die Stolpersteine am Marktplatz in Lichtenfels. Foto: Markus Drossel

    Der 9. November ist ein Tag der Extreme. Neben dem freudigen Tag des Mauerfalls (1989) war er 1938 einer der schwärzesten Tage in der deutschen Geschichte: An diesem Tag nahmen Repressalien, Gewalt und Terror gegen die jüdische Bevölkerung ein flächendeckendes Ausmaß an, das letztlich zur systematischen Ermordung von Millionen Menschen durch die Nationalsozialisten führen sollte.

    Die ehemalige Synagoge in der Lichtenfelser Judengasse.
    Die ehemalige Synagoge in der Lichtenfelser Judengasse. Foto: Markus Drossel

    Der 9. November 2024 dagegen soll in Lichtenfels zwar ein mahnender und erinnernder, jedoch vor allem ein bunter, vielfältiger und damit hochinteressanter Tag werden. Unter Federführung der beiden Dekanate soll ein Programm auf die Beine gestellt werden, das es in dieser Form noch nie gegeben hat. Das Aktionsbündnis „Lichtenfels ist bunt“ will sich dabei nach Kräften mit einbringen.

    „Sie heißt jetzt Lotte!“

    Bei der jüngsten Zusammenkunft berichteten Laura Göldner und Simon Croner von dem Vorbereitungstreffen. Ganz bewusst soll der Tag des Gedenkens für Jugendliche interessanter gemacht werden – nicht zuletzt, indem Jugendliche in die Organisation und Ausführung eingebunden werden. So wird es am Samstag, 9. November, ab 15 Uhr eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge geben, für die Christine Wittenbauer und Manfred Brösamle-Lambrecht verantwortlich zeichnen. Um 17 Uhr wird in der Neuen Filmbühne dann der Kurzfilm „Sie heißt jetzt Lotte!“ gezeigt, in dem um die Freundschaft von Maria und ihrer jüdischen Freundin Lea während des NS-Diktatur geht.

    Lilly Kohn hatte Glück: Sie entkam durch Flucht über England in die USA der Todesmaschinierie in Nazi-Deutschland.
    Lilly Kohn hatte Glück: Sie entkam durch Flucht über England in die USA der Todesmaschinierie in Nazi-Deutschland. Foto: Markus Drossel

    „Danach soll es einige Statements und einen kurzen Impuls geben, ehe sich die Teilnehmenden gemeinsam auf dem Weg zum Friedensgebet machen“, so Göldner. Dieses findet, wie gewohnt, vor der ehemaligen Synagoge in der Judengasse statt. „Ganz bewusst haben sich die Organisatoren dafür entschieden, das Gebet bei jedem Wetter draußen stattfinden zu lassen.“ Beginn ist um 18 Uhr. Wer möchte, kann sich ab 18.30 Uhr bei einem Tee in der ehemaligen Synagoge aufwärmen.

    Entlang der Stolpersteine

    Um 19 Uhr lädt Stadtarchivarin Christine Wittenbauer zum Rundgang entlang der Stolpersteine ein. Sie erinnert dabei an die Schicksale der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die während der Terrorherrschaft Unvorstellbares erleiden mussten.

    Um 20 Uhr wird abschließend, bei vergünstigtem Eintritt, in der Neuen Filmbühne das preisgekrönte Filmdrama „One Life“ von James Hawes gezeigt. Der sehenswerte Film erzählt die Geschichte von Nicholas Winton, der kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs die Rettung von 669 Kindern aus der Tschechoslowakei organisierte. Dabei spielt der zweifache Oscar-Preisträger Anthony Hopkins die Hauptrolle.

    „Weil ich das ganz wichtig finde“

    „Derzeit erstellt das evangelische Dekanat Flugblätter und Plakate“, informierte Croner. „Ganz bewusst soll dann an die Schulen herangegangen werden, beispielsweise über die Religionslehrer.“ Croner hatte den Impuls für die Trägerschaft durch die beiden Dekanate gegeben und für das (kirchlich verantwortete) Friedensgebet gezielt die Kooperation mit der Stadt und der Neuen Filmbühne gesucht. Er war damit Bindeglied, da bisher die einzelnen Veranstaltungen nebeneinandergestanden hatten und nicht verzahnt waren.

    Ein Stolperstein in der Coburger Straße.
    Ein Stolperstein in der Coburger Straße. Foto: Markus Drossel

    Bündnismitglied Jeremy Nötzelmann, bis vor kurzem Schüler an der Herzog-Otto-Mittelschule, kündigte sofort an, seinen Beitrag leisten zu wollen, „weil ich das ganz wichtig finde“. „Wir freuen uns, dass das Programm so vielfältig ist“, unterstrich Bündnissprecherin Laura Göldner. „Wer möchte, kann problemlos alle Veranstaltungen besuchen oder sich spezielle Teile heraussuchen.“

    Die evangelische Dekanin Stefanie Ott-Frühwald stellt in Schulterschluss mit dem Aktionsbündnis „Lichtenfels ist bunt“ bei „Demokratie leben!“ einen Antrag auf finanzielle Förderung dieses Gedenktags.

    Stolpersteine in der Kronacher Straße.
    Stolpersteine in der Kronacher Straße. Foto: Markus Drossel

    Arnt-Uwe Schille kündigte an, dass der SPD-Ortsverein Lichtenfels im Vorfeld die Stolpersteine in Lichtenfels reinigen werde. Bündnis-Sprecher Carsten Gick war jüngst in Augsburg – und war höchst beeindruckt. „Dort gibt es eine ganze Kampagne für Vielfalt und Toleranz, mit vielen klaren Aussagen, die am Bahnhof beginnt und bis zum Rathaus führt“, informierte er. „Mitgetragen und mitinitiiert wurde diese von Oberbürgermeisterin Eva Weber.“ Und so hängt am Marktplatz der Friedensstadt ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „Nie wieder ist jetzt. Für Vielfalt und gegen Antisemitismus. #friedenteilen“. Wohlgemerkt: Auch in Augsburg gibt es vier AfD-Stadträte, auch in Augsburg gefällt dieser Appell längst nicht jedem.

    Beeindruckt von der Friedensstadt

    Das Aktionsbündnis „Lichtenfels ist bunt“ findet diese Aktion für Menschlichkeit jedenfalls so beeindruckend, dass es bei der Stadt Lichtenfels einen Antrag auf ein ähnliches Banner stellen wird. „Vielleicht können wir das ja bereits am 9. November an unserem Rathaus aufhängen“, dachte Carsten Gick laut nach.

    Heinz Gärtner berichtete seinerseits von ähnlichen Transparenten, die er am Anti-Kriegs-Tag in Erfurt gesehen habe und die von der thüringischen Landesregierung initiiert wurden. „Das wäre für Bayern auch mal angebracht“, befand er.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden