Die Überschrift dürfte den älteren Lesern aus ihren Jugendtagen durchaus noch bekannt vorkommen. Als nicht-alkoholische Alternative zu Wasser, Limonade oder Cola hatte das Getränk mit dem Namen „Chabeso“ in den 1950-er und 1960-er Jahren seine Glanzzeit. Seine Geschichte, die auch mit Lichtenfels verknüpft ist, reicht allerdings um Einiges weiter zurück.
Kurz vor 1900 las der Nahrungsmittelchemiker Ernst Büschler in einer Zeitschrift einen Artikel des Russen Ilja Iljitsch Melschnikow, in dem das hohe Alter vieler Bulgaren und Rumänen darauf zurückgeführt wurde, dass sie große Mengen von Produkten mit saurer Milch verzehren würden.
Das brachte Büschler auf die Idee, selbst ein solches Getränk zu kreieren. Doch erst als 1895 das Chemieunternehmen C. H. Boehringer die Möglichkeit entwickelte mittels Bakterien Milchsäure in großer Menge herzustellen, war der Weg für das innovative Getränk frei. 1911 wurde vom Unternehmen C. H. Boehringer Sohn die „Chabeso GmbH“ gegründet. Der Name „Chabeso“ leitet sich wohl auch von diesem Unternehmen her (C H (a) Boehringer (e) Sohn). Bereits 1914 wurde das Getränk national und international vertrieben.
Gundstoff verkauft
In den 1920-er Jahren ging die Firma zum Lizenzvertragssystem über: Jeweils selbstständig agierenden Abfüllunternehmen wurde nur noch der Geschmack gebende Grundstoff verkauft. Schon beizeiten stiegen hier auch Lichtenfelser ins Geschäft ein. Den Grund legte die Eisenbahnergattin Wilhelmine Sünkel, die zunächst Chabeso aus Bamberg gekauft hatte, hielt sie es doch für äußerst gesundheitsfördernd für ihre Familie.
Schließlich kam ihr die Idee, das Getränk selbst zu produzieren. Bereits 1922 setzte sie die Idee in die Tat um und errichtete in ihrem Wohnhaus, direkt gegenüber der Gaststätte „Wallachei“, einen Abfüllbetrieb. Die Milchsäure lieferte die Chabeso GmbH, den Fruchtsaft bezog sie aus Thüringen.
Sehr schnell wurde ihr Geschäft ein großer Erfolg. 1929 übernahm ihr Schwiegersohn Paul Hempfling die Geschäfte und führte sie bis zum Ende des 2. Weltkriegs weiter. Auch die Kampagne des Augsburger Limonadenfabrikanten Andreas Brenner, die Chabeso GmbH sei in jüdischer Hand und Chabeso damit ein „Judenwasser“ konnte den Erfolg nicht bremsen.
Bis 1939 gab es in Deutschland 57 Chabeso-Fabriken, doch nur wenige davon überstanden den Krieg. Auch in Lichtenfels standen zunächst die Räder still. 1949 übernahm dann Hempflings Schwager Georg Sünkel die Leitung und wird gleich sehr aktiv. Auf dem 2000 Quadratmeter großen, vom Großvater geerbten Grundstück am Brückleinsgraben erbaut er eine neue Fabrik mit angeschlossenem Wohnhaus, transferierte dorthin die Maschinen und erneuerte sie zum Teil.
Und im beginnenden Wirtschaftswunder laufen die Geschäfte prächtig. Stündlich können nun bis zu 1800 Flaschen abgefüllt werden und bald sind über 50.000 firmeneigene Flaschen im Umlauf. Man erweitert nun auch das Programm. Neben dem klassischen Chabeso gibt es auch eine „Chabenade“ und ein „Chabeso-Cola“.
Mit dem 1960er Jahren kommt allerdings das Ende. Dem immer größeren Angebot war Chabeso nicht gewachsen. Die letzte Produktionsstätte ist Biberach an der Riss, die ihren Betrieb Mitte der 60er Jahre einstellt.
Der Name allerdings blieb in Oberfranken erhalten. Das Ebensfelder Brauhaus produzierte seit den 60er Jahren Zitronen- und Orangenlimonade in 0,5 l- Flaschen, später auch Cola-Mix und Eistee, die in der Umgangssprache die Bezeichnung „Chabeso“ erhalten hatten.
Eine Renaissance
Und auch national erlebte der Begriff eine Renaissance. Ende der 1980er Jahre nämlich erwarb das Augsburger Brauhaus Riegele die Rechte an dem Namen und verkauft darunter Limonaden. Und auch die Passauer Innstadt Brauerei verkauft Erfrischungsgetränke gleichen Namens.
Mit dem ursprünglichen Getränk haben diese Angebote nichts mehr zu tun, aber die exotische Bezeichnung lässt sich wohl bis heute noch recht gut vermarkten.