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LICHTENFELS: Als am Obermain „gepfeffert“ wurde

LICHTENFELS

Als am Obermain „gepfeffert“ wurde

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    Das Pfeffern ist eine sehr alte Tradition am Obermain. Eine Illustration aus dem Jahr 1900 zeigt einen Herrn mit einer „Pfeffergertn“, von der Frau bekommt er seinen „Lohn“ fürs Pfeffern gereicht.
    Das Pfeffern ist eine sehr alte Tradition am Obermain. Eine Illustration aus dem Jahr 1900 zeigt einen Herrn mit einer „Pfeffergertn“, von der Frau bekommt er seinen „Lohn“ fürs Pfeffern gereicht. Foto: Repro: Fabian Brand

    In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr wird noch mancherorts im Lichtenfelser Land eine alte Tradition gepflegt: das Pfeffern. Man zieht von Haus zu Haus und „schlägt“ den Hausbewohner mit einem grünen Zweig. Dazu wird ein Sprüchlein aufgesagt. Der Ursprung des Pfefferns liegt in weiter Vorzeit: Schon bei den Germanen war es üblich, dass man sich um die Zeit der Wintersonnenwende mit Zweigen von Misteln oder dem Wacholder schlug, um sich dadurch Gesundheit und Fruchtbarkeit zu verleihen. Auch das Vieh, die Obstbäume und die Äcker wurden mit diesen Gerten geschlagen.

    Das Pfeffern hat in ganzen Franken eine uralte Tradition. So erfahren wir aus Nürnberg aus dem Jahr 1730 folgendes: „Wiederum besuchen die Kinder ihre Freunde und Bekandten, hauen sie gelinde mit Ruthen, so sie pfeffern heißen, und empfangen hierauf von ihnen einige Geschencke, ja sie lauffen wol gar auch mit Ruthen auf den Gassen herum, und fallen unbekandte Leute an, und bißweilen thun die Alten eben so thöricht, und am Ende wird das daraus, dass man sich zur Unzucht eine scheinbare Gelegenheit macht.“

    Ein Schlag mit einem grünen Zweig

    Darin kommen schon die wesentlichen Elemente des Pfefferns zum Ausdruck: Man wünscht den Mitmenschen durch das Schlagen mit einem grünen Zweig Glück und Segen und erhält dafür eine milde Gabe. In späteren Zeiten waren solche Bräuche verpönt, gar verboten, weil sie den Eindruck der Bettelei erweckten. Immerhin macht schon der Nürnberger Bericht deutlich, dass man es beim Pfeffern gut und gern auch etwas übertreiben konnte.

    Philipp Ernst Spieß, der das Landesarchiv auf der Plassenburg begründete, schreibt 1785 folgendes: „Der unschuldige Kindleinstag wird an manchen Orten auch der Pfefferleins- oder Fizelstag genannt. In Franken ist der Gebrauch, dass die Eltern von den Kindern gefiezelt werden (…). Es ist auch kein Unterschied in Ansehnung der Religion, sondern das Fizeln ist bey den Protestanten eben so üblich, wie bey den Catholiken.“ Das Pfeffern, oder „Fiezeln“, wie es auch genannt wird, ist also ein konfessionsübergreifender Brauch. Das ist er vor allem deshalb, weil seine Ursprünge viel älter sind, als das Christentum und die Trennung der Konfessionen.

    Über den Brauch des Pfefferns, wie er in Mistelfeld ausgeübt wurde, berichtet uns Konrad Weberpals (1882 bis 1957) in einem Aufsatz aus dem Jahr 1913: „Es ist anzunehmen, dass das heute noch übliche Pfeffern ein Nachklang einer alten heidnischen Sitte ist. Der ,Pfeffertag‘ ist für die Buben der 28. Dezember, für die Mädchen der 1. Januar. Mit grünen Zweigen gehen da die Kinder von Haus zu Haus und ,pfeffern‘ gegen kleine Geschenke die Erwachsenen unter dem Sprüchlein: ,Da komm ich hergetret`n / Mit meiner Pfeffergätn, / Mit meinem frischen Mut; / Schmeckt der Pfeffer (oder: das Neujahr) gut?‘“

    Ein Pfeffer-Spruch aus Schney

    Solche „Sprüchla“, die beim Pfeffern aufgesagt wurden, waren von Ort zu Ort unterschiedlich. In der Schney lautete der Pfeffer-Spruch: „Ich engel und sengel / mit mein Rosmarinstengel. / Hier steht ein Herr als Engel / wie rosenfarbenes Blut, / schmeckt der Pfeffer gut?“ In Lichtenfels sagte man: „Ich bin ein kleiner König, / gebt mir nicht zu wenig, / lasst mich nicht zu lange stehn, / denn ich muss noch weitergehn.“ Und aus Schwürbitz ist überliefert: „Drei Röselein, drei Röselein, / die wachsen auf mein Stengelein. / Der Herr ist schön, / die Frau ist schön, / das Kind ist ein Engelein. / Ein gesundes neues Jahr.“

    Neben den guten Wünschen für das bevorstehende Jahr und das Lob auf die Hausbewohner gab es noch andere Sprüche, die mit einer klaren Bitte verbunden waren. So heißt es aus Marktzeuln: „Da komm ich hergeschossn / macht me ja ka Possen. / Gebt me gleich mein Groschen. / Gebt me gleich mein Loh, / dess ich wieder weiter koo.“

    Und aus Klosterlangheim hören wir: „Ich pfeffer dich na dein Kittel, / geb mer an Nickel. / Ich pfeffer dich na dein Baa, / geb mer zwaa.“ Der Besuch bei den Nachbarn und Bekannten sollte sich also auch lohnen: Wer zum Pfeffern kam, der erhielt einen Groschen bzw. einen Nickel.

    Auch andere Gaben waren für das Pfeffern gefordert, wie ein Spruch aus der Schney zeigt: „Pfeffer, pfeffer Klaps / an Fuchziger oder an Schnaps“. Und in Kleukheim war man grundsätzlich für jede milde Gabe offen: „Pfeffer, pfeffer Rütla / gebt me wos nei mein Tütla, / gebt me wos nei mein Sack, / no hau ich wieder ab!“ Ebenso in Lettenreuth, wo es heißt: „Da komm ich hergetreten, / mit meinem frischen Mut. / Schmeckt der Pfeffer gut? / Gebt me gleich mein Loh, / dass ich weiterko!“

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