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LICHTENFELS: "Am Brückleinsgraben": Geförderter Wohnraum in Planung

LICHTENFELS

"Am Brückleinsgraben": Geförderter Wohnraum in Planung

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    Die digital erstellte Visualisierung zeigt, wie das Wohngebiet einmal aussehen könnte. Visualisierung: Wohnen am Storchennest GmbH
    Die digital erstellte Visualisierung zeigt, wie das Wohngebiet einmal aussehen könnte. Visualisierung: Wohnen am Storchennest GmbH Foto: -

    Es soll qualitativ „hochwertig gebaut“ und ausgestattet sein, mit Grünanlagen zum Verweilen einladen und sich städtebaulich gut in den Südosten der Deutschen Korbstadt einfügen: Das neue allgemeine Wohnquartier „Am Brückleinsgraben“, das die Stadt Lichtenfels zusammen mit der BayernHeim GmbH und der „Wohnen am Storchennest GmbH“ geplant hat. Hinter letzteren stehen die Wohnungsbaugenossenschaft des Freistaates Bayern, die als Erwerber und Betreiber der Anlage auftritt, sowie eine Gesellschaft für Projektentwicklung und Tochtergesellschaft der Baufirma Dechant aus Weismain als Vorhabensträger.

    Diese wollen auf einer Freifläche am Abzweig Kornweg/Mohnweg in der Nähe der Kirche „Heilige Familie“ sechs Gebäude mit je fünf Vollgeschossen errichten. Diese sollen geförderten Wohnraum zur Verfügung stellen. Was sich nach sozialem Wohnungsbau anhört, seien in Wahrheit aber moderne Bleiben, die eine breite Masse an Interessenten, vor allem aber Berufstätige, Familien und Paare ansprechen sollen. Bewerben darf sich jeder, der bis zu 100.000 Euro im Jahr verdient, auf die Zwei- bis Vier-Zimmer-Appartements.

    Bevor jedoch die Bagger rollen können, gibt es noch einiges abzustimmen. Damit der erarbeitete vorhabensbezogene Bebauungsplan (B-Plan) der Öffentlichkeit und den Behörden – wie etwa dem Naturschutz und den Wasserwerken – vorgelegt werden kann, gilt es, Stadträte und Stadträtinnen vom Projekt zu überzeugen und zur Ja-Stimme zu bewegen. Dazu nehmen am Montagabend Simon Ries im Namen der „Wohnen am Storchennest GmbH“ sowie Miriam Reichelt von der Planungsgruppe Strunz aus Bamberg im Sitzungssaal Platz.

    112 Wohnungen angedacht

    Man habe im Vorfeld in den Ausschüssen daran gefeilt, ein passendes Konzept zu erstellen, das sich ins Stadtbild einfüge und einen Mehrwert für seine Bewohnerinnen und Bewohner biete, greift Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) vor.

    Dies betont auch BayernHeim-Geschäftsführer Ralph Büchele, der dem Gremium aus München per Video zugeschaltet ist. Was haben die Partner vorgesehen? 112 Einheiten seien in den sechs Gebäuden vorgesehen, die genaue Anzahl sei abhängig von den Fördermittelzusagen der oberfränkischen Regierung. Allesamt sollen Mietwohnungen mit zwei bis fünf Zimmern „für alle Bevölkerungsgruppen“ werden, von der „Krankenschwester bis zum Polizisten, von der Erzieherin bis zum Facharbeiter“. Ein Großteil der Wohnungen wird mit einem Mietkostenzuschuss über die einkommensorientierte Förderung (EOF) bezuschusst. „Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind anspruchsberechtigt“, so Ries. Sowohl Ries als auch Büchele verweisen auf den hohen Standard der barrierefreien Unterkünfte, bei deren Ausbau heimische Firmen mit einbezogen werden sollen. Die Sozialbindung beträgt 55 Jahre.

    Man müsse sich den Preis von 5,50 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter auf der Zunge zergehen lassen, meint Büchele. Denn jedes Haus hat einen Aufzug, jede Wohnung Terrasse oder Balkon, Fußbodenheizung und einen modernen Energiestandard. Er betont, dass man Wohnraum für Berufstätige, für Menschen im mittleren Einkommensbereich schaffen wolle: „Eben das, woran es an Wohnbereich in Deutschland gerade fehlt.“

    Miriam Reichelt vom Planungsbüro Strunz erläutert zum städtebaulichen Entwurf, dass neben den sechs Wohnquartieren zwei Parkdecks, Spielplätze und eine Durchgangsstraße mit einem „Schwenk“ vorgesehen seien. Die leichte Kurve in der Quartiersstraße soll zum Langsam-Fahren mahnen, genau wie die farblich abgehobenen Gehwege, die als „Shared Space“-System dazu beitragen sollen, dass alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen. Damit der Kanal nicht überlastet wird, soll ein Regenrückhaltebecken auf dem Gelände ausgehoben werden. Flache Gründächer nehmen einen Teil des Niederschlags auf. Die Erschließungskosten für die Stadt belaufen sich auf voraussichtlich 250.000 Euro.

    Die involvierten Planer betonen zunächst die Vorteile für die Stadt Lichtenfels: Angestrebt werde etwa die „Nachverdichtung“, also das Bauen im Innen- statt im Außenbereich. Zudem gibt es am Rande des Grundstücks noch Flächen, die Erweiterungsmöglichkeiten bieten. Die BayernHeim GmbH halte die Anlage langfristig im Bestand. Nach den detaillierten Ausführungen gibt es allerdings noch mehrere Nachfragen aus dem Gremium. Länger diskutiert wird etwa über die Parksituation. Monika Faber (SPD) stellt in Frage, ob ein Stellplatz pro Wohnung in der ländlichen Region ausreiche, denn viele Familien würden mehr als einen Wagen nutzen. Sie befürchte eine „Verstopfung“ der umliegenden Straßen. BayernHeim-Geschäftsführer Büchele erklärt daraufhin, dass es erfahrungsgemäß eher zum Parkplatz-Leerstand komme und der festgelegte Bereich ausreichend sei. Ob das für Lichtenfels genauso zutrifft wie auf Bücheles Standort, der bayerischen Metropole München? Das stellen Teile des Gremiums weiterhin infrage. Ries verweist hier auf die Erweiterungsmöglichkeiten um das Grundstück.

    Mit mehreren Anmerkungen wendet sich Rätin Dr. Christine Schmidt (Grüne) an Ries und Reichelt. Zunächst macht sie klar, dass der obere Rand des Quadratmeterpreises von 8,50 Euro dem Mietpreisspiegel in Lichtenfels gleiche. Außerdem finde sie, dass die zuvor angesprochenen „hohe Aufenthaltsqualität“ im Quartier nicht auf die Fußgänger ausgelegt sei. Auch naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen seien zu wenige geplant. Sie stellt infrage, ob es gleich sechs Fünfgeschosser auf dem Areal brauche.

    Schutz vor Hochwasser gegeben?

    Kernpunkt ihrer Bedenken ist aber die Sorge, dass der Kanal vor Ort überlastet werden könnte, gerade vor dem Hintergrund der Starkregenereignisse am ersten Juniwochenende dieses Jahres. Dr. Schmidt führt aus, dass es gerade am künftigen Standort in Seubelsdorf dahingehend große Probleme gebe und man alles dafür tun müsse, dass die Menschen dort nicht „noch mehr im Regen stehen“. Dafür gibt es einen kleinen Applaus aus den Besucher-Reihen, denn auch Bürgerinnen und Bürger interessieren sich für die Erläuterungen zum Vorhaben. „Warum ist der Regenrückhalt nicht größer dimensioniert?“, lautet daher ihre Frage. Miriam Reichelt erläutert, dass man mit Hilfe eines Gutachtens hinsichtlich der Versickerung und des Kanals auf der sicheren Seite sei. Zusätzlich 50 Liter pro Sekunde dürfen eingeleitet werden, im B-Plan ist sogar eine Drosselung auf 40 angesetzt.

    Ausreichend Vorkehrungen

    Man sei sich laut Reichelt des Klimawandels und der Hochwassergefahr bewusst. Zusammen mit dem Rückhaltebecken, und den Gründächern sei die Lösung ausreichend dimensioniert. Dem stimmt im Verlauf der Sitzung auch Stadtbaumeister Gerhard Pülz zu. Natürlich habe man sich nach den Ereignissen um den 1. Juni 2024 Gedanken darüber gemacht, „was der Kanal abkann“. Die vorhandenen Bausteine würden vor allem helfen, im Fall der Fälle die „Gleichzeitigkeit“ zu unterbinden: Gründächer, Rückhaltung und Drosselung bieten Schutz. Pülz stellt in Aussicht, dass, sollte es zur Beschlussfassung kommen, auch die Wasserwirtschaft ihre Einschätzung abgeben wird.

    Zu den naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen erinnern Ries und Reichelt daran, dass es neben der Baum- und Heckenbegrünung auch Wabenmuster in den Wegen und die Spielplatzfläche gibt. Sie ließen sich jedoch nicht zum Ausgleich hinzuzählen. Auch auf Nebengebäuden sollen Gründächer angelegt werden,. In der Beschlussvorlage heißt es außerdem, dass fehlender Ausgleich extern in einer „noch im Verfahren festzulegenden Fläche vom Vorhabenträger erbracht wird“.

    Die Grünen-Stadträtin bringt weitere Punkte an, die ihres Erachtens „geschickter gelöst“ werden könnten. Beispielsweise seien der Spiel- und Aufenthaltsplatz direkt an der Straße verortet und die Heckenstreifen schmal bemessen. Zusammen mit Fraktionskollegin Dr. Susann Freiburg und Zweiter Bürgermeisterin Sabine Rießner stimmt sie gegen den B-Plan, der letztlich aber mehrheitlich viel Zustimmung im Stadtrat bekommt.

    Stimmen aus den Stadtratsfraktionen und der Verwaltung zum Bauvorhaben Sven Eisele (SPD) hakt nach, wie genau die Wohnungen vergeben werden. Er könne sich einen „ziemlichen Run“ auf die Einheiten vorstellen. Simon Ries erklärt, dass es keine speziellen Kriterien außer der Einkommensgrenze nach oben von 100.000 Euro geben soll. In einem ähnlichen Projekt in Kulmbach habe man jetzt mit der Vermietung begonnen, bezogen werden könne im April. Es solle unkompliziert und niederschwellig sein und es werde nicht das Vermögen abgefragt. Bernd Krauß (CSU) fragt, inwieweit man sich Gedanken zu Solaranlagen und regenerativen Energien gemacht habe. Simon Ries gab an, dass bisher keine Verbauung geplant sei, die Möglichkeit zum Nachrüsten aber bestehe. Roland Lowig (WLJ) stößt den Gedanken an, die Parkflächen zu überdachen, damit eventuell Solarmodule darauf platziert werden können. Die Verantwortlichen wollen die Idee mitnehmen. Auch Uwe Held (CSU) befürwortet im Großen und Ganzen den vorgelegten Plan zum Wohnquartier. Heike Kunzelmann (AfD) möchte wissen, wie die 112 Wohnungen in Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Appartements aufgeteilt werden. Hierzu müsse man laut Ries die genauen Entwicklungen abwarten, an denen sich dann die EOF orientiere. Er könne aber sagen, dass 50 Prozent der Wohnungen für Ein- bis Zwei-Personenhaushalte gedacht seien. Stadträtin Elke Werner (SPD) fragt stellvertretend für Bürgerinnen und Bürger, die auf sie zugekommen seien, warum das Quartier „Am Brückleinsgraben“ heißt. Das kann Stadtbaumeister Gerhard Pülz schnell aufklären: Der Name sei schlichtweg an den des Flurstücks angelehnt, wie er in den Flurkarten eingetragen ist. Der Name wurde herangezogen, nachdem etwa „Heilige Familie“ nicht gewünscht wurde. Pülz selbst wirbt für die Zustimmung zum B-Plan, damit das Verfahren und die weitere Planung aufgenommen werden können. Die Erschließung sei gelungen und erst nach der Beschlussfassung könne man weiter vorgehen, denn: „Vieles ist noch nicht final.“ (jak)

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