„Die Großen“ im Kindergarten sein, die weitesten Ausflüge unternehmen dürfen und bald als Schulkind zählen: Für die 468 Mädchen und Jungen im Landkreis, die ab September die Grundschulen des Landkreises Lichtenfels besuchen, sind die letzten Monate ihrer Kindergartenzeit aber anders als die ihrer Vorgänger.
Die Corona-Krise mit ihren Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zwingt viele Kindertageseinrichtungen der Region zur Absage etablierter Veranstaltungen - wie der Kindergarten-Übernachtung mit gemeinsamen Frühstück, dem großen Abschiedsgottesdienst oder Ausflügen, für die man mit dem Bus oder der Bahn anreisen muss. So auch im katholischen Kindergartens St. Anna in Weismain, in der evangelischen Kindertagesstätte Grünschnabel in Redwitz sowie in den Kindertagesstätten Vogelnest und Körbla in Lichtenfels geschehen.
„Es war ein großer Kampf, etwas für die Vorschulkinder zu finden, so dass ihr Abschied nicht sang- und klanglos untergeht.“
Karin Vonbrunn, Leiterin Kiga St. Anna Weismain
Die Vorschulkinder des katholischen Kindergartens St. Anna in Weismain besuchten schon mal das Playmobil-Land in Zirndorf und luden viele Gäste zum Abschiedsgottesdienst in die Kreuzkapelle Weismain ein. In diesem Jahr nicht. Auch viele Aktionen in Kooperation mit der örtlichen Abt-Knauer-Grundschule, wie beispielsweise viele Vorlesetage, eine Schulhaus-Rallye oder ein Musiziertag, mussten leider abgesagt werden. „Es war ein großer Kampf, etwas für die Vorschulkinder zu finden, so dass ihr Abschied nicht sang- und klanglos untergeht“, erzählt die Kindergartenleiterin Karin Vonbrunn. Nun wird es einen Ausflug zum Abenteuerspielplatz „Spielwienix“ am Kordigast geben – zu Fuß.
Der Abschiedsgottesdienst wird in die große Pfarrkirche verlagert, da dort die Abstandsregeln besser eingehalten werden können – von den Eltern und den Vorschulkindern alleine – ein Gottesdienst in eingeschränktem Rahmen also. Doch Karin Vonbrunn hat die Kinder in ihrer Einrichtung beobachtet: „Sie machen ihre Sache sehr gut. Ob ihnen ein anderer Abschied fehlt ist die Frage. Was aber grundlegend fehlt, ist der normale Alltag im Kindergarten.“

Kinder brauchen den normalen Alltag
Die Rede ist auch von den festen, sonst offenen Gruppen dort. Diese hat der Kindergarten St. Anna nun nach dem Alter der Kinder eingeteilt. So konnten etwa die Vorschulkinder ihr Programm wieder aufholen, das durch die lange corona-bedingte Schließung der Einrichtung ausgesetzt worden war.
Lob und einen Tipp für die Eltern der zukünftigen Schulkinder hat die Leiterin dennoch: „Entspannt nehmen, sich mitreißen lassen und mitfreuen. Der Rest kommt von ganz allein!“
Den einen fehlt etwas, den anderen nicht
Ähnliches rät auch Maja Angermüller, die Leiterin der Kindertagesstätte Grünschnabel in Redwitz den Eltern: „Zu Hause kann man schon typische Vorschulübungen machen. Aber man kann die Kinder auch in der Freizeit gut und natürlich mit einbringen: zum Beispiel bei Spaziergängen auf verschiedene Formen achten und vieles mehr.“
„Die Kinder nehmen die Situation einfach wie sie ist und machen das Beste draus. Sie vergleichen nicht: Was hatten die Kinder letztes Jahr? Sie freuen sich einfach, dass sie ihre Freunde wiedersehen und einen Abschied bekommen.“
Auch ihre Pläne für den Abschied der Vorschulkinder wurden Anfang des Jahres durch die Corona-Krise erschüttert: Gemeinsame Ausflüge führten in den vergangenen Jahren etwa zum Kletterturm in Kronach oder dem Feenwäldchen bei Saalfeld. In diesem Jahr nicht. Auch die Schulbesuche mussten ab März diesen Jahres ausgesetzt werden: „Normalerweise verbringen die Vorschulkinder einmal im Monat eine Stunde dort, um die Schule, die Lehrer und das Gebäude schon einmal kennenzulernen“, klärt Maja Angermüller auf. „Dieser Jahrgang konnte das zumindest von Oktober vergangenen Jahres an bis Februar machen.“

Nun findet der Abschlussgottesdienst, der normalerweise auch von Großeltern, Paten und weiteren Verwandten der Vorschülerinnen und Vorschüler besucht wurde, in kleinem Rahmen statt: Nur die Eltern feiern zusammen mit ihren Kindern im Garten des Gemeindehauses. Zusätzlich finden eigene kleine Verabschiedungen in den jeweiligen Gruppen des Kindergartens statt. Wie die Kinder das wegstecken? „Unterschiedlich. Ich denke, es kommt auf die Kinder an. Manchen fehlt ein Stück der letzten Kindergartenzeit absolut, manche nehmen es locker.“
Christine Babucke, Gesamtleitung für die Kindertagesstätten Vogelnest und Körbla in Lichtenfels, hat den Eindruck, dass dieses „Fehlen“ und die Vergleiche zu den Vorjahren eher im Kopf der Eltern verankert sei als in denjenigen der Vorschülerinnen und Vorschüler. „Die Kinder nehmen die Situation einfach wie sie ist und machen das Beste draus. Sie vergleichen nicht: Was hatten die Kinder letztes Jahr? Sie freuen sich einfach, dass sie ihre Freunde wiedersehen und einen Abschied bekommen.“ Auch für die beiden Kindertagesstätten in Lichtenfels fielen Abschlussfahrten aus, deren Ziel sonst immer in einer „Kinderkonferenz“ gemeinsam beschlossen wurden. Wie bei den anderen auch: die Übernachtung in der Einrichtung und der Sendungsgottesdienst. Letzterer wurde bereits durch zwei einzelne Gottesdienst-Termine am vergangenen Sonntagnachmittag ersetzt, in denen jeweils zwei Vorschüler-Gruppen den Segen Gottes für ihren neuen Lebensabschnitt sowie ihre Schultüten erhielten. Im Anschluss wurde im Gemeindegarten gegrillt.