Krippenspiele haben auch bei uns in Lichtenfels Tradition. Meist werden sie von den Kleinsten inszeniert und nach vielen Stunden der Übung am Heiligen Abend aufgeführt. Zu mancher Weihnachtsfeier in der Schule oder im Kindergarten gehört das Nachspielen der Herbergssuche fest zum Programm dazu.
Der Advent wird heute von den meisten Menschen als Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest wahrgenommen. Es heißt dabei, dass der Advent seinen Ursprung in einem vorchristlichen Brauch hat. Auch zu heidnischer Zeit sollen die Wochen vor der Wintersonnenwende eine Zeit der Vorbereitung auf das neue Jahr gewesen sein. An den Donnerstagen dieser Zeit zog man früher von Haus zu Haus, klopfte an den Türen an, lärmte und wünschte den Bewohnern einen guten Erntesegen im kommenden Jahr. Für die guten Wünsche erhielt man eine Belohnung.
Alten Brauch beibehalten, aber neuen Sinn gegeben
Nachdem das Christentum auch hierzulande Einzug gehalten hatte, wurden die alten Bräuche zwar beibehalten, aber sie erhielten einen neuen Sinn. Die alten Traditionen wurden aus dem christlichen Glauben heraus gedeutet. So wurde aus dem heidnischen Neujahrsbrauch das christliche „Anklöpfeln“.
Den Hintergrund bildete dabei die Vorstellung von der Herbergssuche. Diese ist in der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums nicht ausführlich erzählt. Dort heißt es nur: „Weil in der Herberge kein Platz für sie war“, fanden Maria und Josef in einem Stall Unterschlupf.
Die christliche Tradition hat diesen Umstand immer weiter ausgeschmückt. So heißt es, Maria und Josef hätten an mehreren Herbergen angeklopft, wären aber von den dortigen Wirtsleuten bitter abgewiesen worden. Nur ein mitfühlender Wirt hätte den beiden seinen Stall als nächtliche Unterkunft angeboten.
Sie klopfen an den Türen, sagen ein Sprüchlein auf oder singen ein Lied
Beim „Anklöpfeln“ wird diese Herbergssuche szenisch nachgestellt. Manchmal sind es Kinder oder Jugendliche, die verkleidet als Maria und Josef von Haus zu Haus ziehen. Sie klopfen an den Türen an, sagen ein Sprüchlein auf oder singen ein Lied. Ein sehr bekannter Wechselgesang für diese Gelegenheit beginnt mit den Worten: „Wer klopfet an? – O zwei gar arme Leut. – Was wollt ihr denn? – Ach gebt uns Herberg heut!“
Von Sebastian Franck erfahren wir aus dem Jahr 1534 über diesen Brauch: „Drey Donnerstag vor Weihenacht klopffen die meydlin und buben vo hauß zu hauß / durch die statt an den thüren an / die zukunfft der geburt des Herren verkündigende / und ein glückseliges jar den einwonern wünschende / dafür empfangen sie von den haußessigen oepfel / biren / nuß und auch pfenning“.
So war dieses Anklopfen in katholischen und protestantischen Gegenden des Frankenlandes nach dem ersten Adventssonntag an den drei Donnerstagen vor Weihnachten üblich. Mit kleinen hölzernen Hämmerlein klopfte die Dorfjugend an die Türen der Häuser. Die Anklopfer versäumten es nicht, den Bauern und seine Bäuerin zu loben und ihnen für die Zukunft alles Gute zu wünschen.
Solche Sprüche, die von den Klöpfles-Kindern aufgesagt wurden, lauteten zum Beispiel: „Klopf, Klopf, Hämmerla! / Die Äpfel liegn im Kämmerla, / Die Nüss die liegn danebn, / Sollt uns ein paar geben.“ Oder ein anderes Sprüchlein: „Gut Heil, gut Heil, Glück und Heil, / gebt uns ein Teil! / Glück ins Haus, / Langt uns was raus.“
Nach einer kleinen Gabe zum nächsten Haus gezogen

Nach diesem kurzen Vers sangen die Anklopfer ein Adventslied und erhielt von den Hausbewohnern eine kleine Gabe. Mit einem kräftigen „Vergelt`s Gott“ dankte die Klöpfer-Schar und zog zum nächsten Haus weiter.
Wurde eine Gabe verweigert, rächten sich die Kinder mit einem Spottvers: „Klopf, klopf, klopf! / Der Mo der hot an Kropf, / die Fraa hot ihrer zwee, / könnts miteinander geh!“ Dieser Spruch allerdings kam nur selten zur Anwendung, denn die Klöpfles-Kinder waren gern gesehene Gäste.
Das Anklöpfeln ist ein typischer Heische-Brauch. Dabei geht es darum, bei fremden Leuten um Gaben oder ein kleines Trinkgeld zu bitten. Noch heute findet landläufig das Wort „einheischen“ Verwendung, mit dem man ausdrückt, dass man etwas erbittet oder in seinen Besitz aufnimmt.
Manches Mal mit dem Brauch übertrieben
In früheren Zeiten scheint man es mit dem Brauch des Anklöpfelns aber auch übertrieben zu haben. So schreibt ein Autor aus dem unterfränkischen Kitzingen im Jahr 1792: „Es ist zu bewundern, dass von Polizeyamts wegen noch keine Vorkehrungen dagegen sind gemachet worden.“ Freilich konnte der Autor noch nicht absehen, dass derartige Heische-Bräuche tatsächlich bald schon polizeilich verboten wurden.
Das Heischen konnte schnell die Züge von Bettelei annehmen. Und war mancher Segenswunsch von den Klöpfles-Kindern noch willkommen, konnten solche Traditionen auch schnell in ihr Gegenteil umschlagen, wenn sie in übertriebenem Maß ausgeführt wurden.