Kennen Sie Horst? Nein, nicht den Köhler, ich meine den Sturm. Der hat mich heute Nacht nämlich um den Schlaf gebracht. Wissen Sie, mein Körbchen steht im Schlafzimmer meines Frauchens und das Schlafzimmer wiederum liegt direkt unter dem Dach. Man hört alles. Nur mein Frauchen nicht. Gegen 1 Uhr ging die Ortsbeleuchtung aus und das Theater los. Horst rüttelte an unseren Fensterläden, ließ die Dachziegeln klappern und heulte um die Ecken, dass mir das Fell zu Berge stand. Kein Auge habe ich zugemacht. Die Haustüren knarzten. Ein Einbrecher vielleicht?, mutmaßte ich zunächst. Ich schlich zum Bett meines Frauchens und schleckte ihre Hand die über die Kante hing. Keine Regung. Ich sprang auf die Decke – ihr Arm schob mich wieder auf den Boden und sie drehte sich auf die andere Seite. Doch so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Ich startete einen neuen Versuch. Und noch einen und noch einen. Ich lauschte in die Nacht: Lauter merkwürdige Geräusche drangen an meine Ohren. War sie denn taub geworden? Sie stand einfach nicht auf, um nachzuschauen! Dann – um 5 Uhr – klingelte ihr Handy. Das MUSSTE sie doch hören und rangehen. Aber weit gefehlt: nichts, wieder keine Regung. Um 5.45 Uhr schaltete sich der Radiowecker ein. Immer noch nichts. Doch um 6.30 Uhr hatte ich es endlich geschafft: Endlich stand mein Frauchen auf. Endlich ließ sie mich zum Pippi machen vor die Tür. Doch ich traute meinen Augen nicht: Es regnete in Strömen. Nein, bei dem Wetter jagt man doch wirklich keinen Hund vor die Tür. Ich drehte mich auf dem Absatz um, und machte mich auf den Weg ins Körbchen. Ich war hundemüde. Die Nacht steckte mir wirklich in den Knochen. Dass mich mein Frauchen so böse anknurrte, verstehe ich allerdings nicht. Ich habe die ganze Nacht so gut gewacht, damit sie in Ruhe schlafen konnte. Dafür hätte sie mich schon mal loben können, oder was meinen Sie?
Lichtenfels