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LICHTENFELS: Geduld als Überlebenskunst

LICHTENFELS

Geduld als Überlebenskunst

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    Beliebter Redner: Bei seinem Vortrag im Lichtenfelser Stadtschloss hatte Pater Christoph Kreitmeir am Montagabend aufmerksame Zuhörer.
    Beliebter Redner: Bei seinem Vortrag im Lichtenfelser Stadtschloss hatte Pater Christoph Kreitmeir am Montagabend aufmerksame Zuhörer. Foto: Völk

    „Geduld ist das Schwerste und Einzige, was zu lernen sich lohnt“, heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse. Eine Erkenntnis, die auch in der heutigen hektischen Zeit nicht an Bedeutung verloren hat. In einer Zeit, in der die Geduld immer mehr auf der Strecke zu bleiben scheint. „Dabei ist Geduld lernbar“, sagt Pater Christoph Kreitmeir aus Vierzehnheiligen.

    Doch so ganz von Ungeduld verschont bleibt auch der Franziskanerpater nicht. Eine schwere Erkältung mit zeitweisem Stimmverlust hat er noch immer nicht auskuriert. „Was glauben Sie, wie es mich wurmt, dass ich nicht gesund werde?“, fragte Kreitmeir seine Zuhörer. Zwischen 150 und 200 dürften es am Montagabend gewesen sein, die seinem knapp zweistündigen Vortrag im Stadtschloss lauschten.

    Zunehmend aggressiv

    Der Franziskanerpater ist in Lichtenfels kein Unbekannter. Seine Vorträge behandeln aktuelle Themen wie Depressionen, Burnout, Aufmerksamkeit oder Resilienz. Bei seinem jüngsten Vortrag geht es um „Geduld und Warten lernen“. Eigenschaften, die in einer modernen Gesellschaft kaum noch praktiziert werden. „Manche reagieren zunehmend aggressiv, wenn es nicht nach ihren Kopf geht“, sagt Kreitmeir. Das Leben des Einzelnen werde immer getriebener, unruhiger und unzufriedener. Und wer erinnert sich nicht an das HB-Männchen, das immer gleich in die Luft ging, wenn etwas daneben lief.

    Im Verlauf seines knapp zweistündigen Vortrags geht Pater Kreitmeir auch auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren des Wartens ein. Warten sei für die meisten Menschen verlorene Zeit. Schlimmer noch, viele fühlten sich dadurch fremdbestimmt. Berufstätige beispielsweise, die sich darüber ärgern, wenn Rentner noch kurz vor Ladenschluss einkaufen und an der Kasse ihre Centstücke abzählen. Zeit ist Geld, heißt es in der Wirtschaft, deshalb sei Warten teuer. „Je weniger eine Gesellschaft warten muss, desto reicher ist sie“, sagt Kreitmeir. Als Beispiel nennt er den Straßenverkehr. In der Bundesrepublik könnten Milliarden von Euro eingespart werden, wenn in den Ampelanlagen Computersysteme eingebaut würden.

    Geduld und Warten-Können werden immer mehr zu einer Überlebenskunst. Erst dem Geduldigen eröffne sich eine neue Tiefendimension des Lebens. Eine Erkenntnis, die auch Hermann Hesse besaß. „Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, Stille, Vertrauen“, heißt es in dem eingangs erwähnten Gedicht weiter.

    „Einen geduldigen Charakter zu haben hat sehr viele Vorteile und keine Nachteile.“

    Pater Christoph Kreitmeir

    „Einen geduldigen Charakter zu haben hat sehr viele Vorteile und keine Nachteile“, gibt der Franziskanerpater zu bedenken. Mit Geduld werden Ziele schneller und leichter erreicht. Ungeduld dagegen erhöhe die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, und verhindere langfristige Erfolge. Problemlösungen funktionierten nur mit Geduld wirklich gut.

    Letztlich schade ungeduldiges Verhalten auch im zwischenmenschlichen Bereich, verursache oft Streit, Vorwürfe und Beziehungsprobleme. Zu den Begleiterscheinungen der Ungeduld zählten Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, und am Ende steht der gefürchtete Burnout. Und irgendwann landet jeder in den „Warteräumen des Lebens“. Dann, wenn er im Krankenhaus liegt, in ein Pflegeheim kommt oder vom Ehepartner gepflegt werden muss. Gut, wer in so einer Situation Geduld besitzt und zu warten gelernt hat.

    Den Zuhörern gibt Pater Kreitmeir acht Ratschläge mit auf dem Weg. Darin geht es zunächst einmal darum, sich bewusst zu werden, woher die Ungeduld kommt. In welcher Situation sie auftritt und mit welchen Gedanken und Gefühlen sie verbunden ist. Letztlich geht es um Grundeinstellungen, die einen geduldigen Charakter verleihen. „Glück hat viel mit Eigenregie zu tun“, ist Kreitmeir überzeugt.

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