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Wort zur Besinnung: Licht in dunkler Zeit

Lichtenfels

Wort zur Besinnung: Licht in dunkler Zeit

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    Wort zur Besinnung: Licht in dunkler Zeit
    Wort zur Besinnung: Licht in dunkler Zeit

    Wort zur Besinnung

    Wir sind in der dunkelsten Zeit des Jahres angekommen. Kurze Tage, Novembergrau, Nebel und Nieselregen. Nicht zufällig begehen wir in diesem Monat die Gedenktage, die uns an Trauer und Tod erinnern. Am vergangenen Volkstrauertag gedachten wir der Menschen, die durch Kriege ihr Leben verloren haben.

    Am morgigen Sonntag zünden wir in unseren Gottesdiensten Kerzen für die Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres an. Vielen schlägt diese Stimmung aufs Gemüt. Sie fühlen sich allein, manchmal von Gott und der Welt verlassen. Sie sehnen sich nach Licht, Lebensmut und Lebenslust.

    In ähnlicher Stimmung rief Mose zu Gott: „ Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ (2. Mose 33,18) Die biblischen Worte für „Herrlichkeit“ haben ein Bedeutungsspektrum von „Gewicht“, „Macht“, „Ansehen“ und „Glanz“. Dies alles hebt die Stimmung, wenn man es hat: Wer Gewicht und Autorität hat, dessen Wort wird gehört. Wer die Macht hat, kann durchsetzen, was er will.

    Wer Ansehen hat, muss nicht viel kämpfen. Was er sagt und tut, wird erst einmal akzeptiert. Wer Glanz ausstrahlt, den himmeln viel an. Ja, das wäre schön, wenn man all das hätte. Dann wäre der November mit seiner depressiven Stimmung kein Problem.

    Deshalb ruft Mose: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“

    Dann bin ich mir sicher, die Zukunft zu meistern. Dieses Gefühl kennen viele: Beim Blick in die ungewisse Zukunft der Familie, der Kinder, der eigenen Biografie. Da wäre es schon gut, wenn man sich der Herrlichkeit Gottes sicher wäre.

    Und wie reagiert Gott? Sein Angesicht und seine Herrlichkeit lässt er den Mose nicht sehen. Die kann kein Mensch sehen. Wie auch? Wir sind endlich und Gott ist ewig. In unserer Endlichkeit können wir Gott nicht fassen. Doch Gott geht an Mose vorbei. Er darf Gott hinterher sehen. Immerhin! Er sieht zwar nicht Gott. Aber er erkennt, dass er da war.

    Ein schönes Bild für unsere menschliche Situation: Gott ist nicht fassbar für uns. Aber erlebbar. Manche kennen solche Gottesbegegnung aus eigener Erfahrung: Da wird man in die Enge getrieben, steht, wie Mose, mit dem Rücken zur Wand. Man kann weder aus noch ein. Das Schicksal hat einen im Griff. Kein Ausweg in Sicht. Da kann nur noch Gott helfen, denken wir instinktiv.

    Und immer wieder erlebe ich Menschen, die mir sagen: „Als ich am verzweifelsten war, als ich nicht mehr ein noch aus wusste, als nur noch Gott helfen konnte, da war er mir am nächsten! Im Rückblick sagen manche fast dankbar: Diese Gotteserfahrung in schwerster Zeit hat meinen Glauben noch fester gemacht.

    Das Novembergrau bleibt uns nicht erspart. Gott bleibt unverfügbar für uns. Und doch lässt er uns seine Herrlichkeit spüren und erfahren.

    Dieses Aufleuchten von Gottes Herrlichkeit gab Menschen über Jahrtausende Kraft und neuen Mut. Es kann uns auch heute stärken. D. Bonhoeffer drückt das so aus: „Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag“.

    Johannes Grünwald, Dekan

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