Für viele Ohren ungewohnt war das Weihnachtskonzert am vergangenen Wochenende im Lichtenfelser Stadtschloss. Zum Beispiel die „Weihnachtsmusik über alte Weihnachtslieder für drei Querflöten, Trompete, Streicher und Harfe“ vom zeitgenössischen Komponisten Gerhard Deutschmann. Während die Flöten die Motive der Liedsätze skizzierten, vermengten die Streicher konzertante Passagen mit Choral-Fragmenten alter Advents- und Weihnachtslieder. Das Instrumental-Collegium Lichtenfels unter der Leitung von Heinz Wilk meisterte bravourös die Trilogie aus Verkündigung, An der Krippe und Lobgesang. Dabei ließen sie der Harfe Raum für stimmliche Akzente oder ordnete sich immer dann den Flöten unter, wenn die Melodie erkennbar werden sollte.
Ungewohnt war auch die „Rückert-Suite“ für Sprecher und Orchester vom Schweinfurter Komponisten Gustav Gunsenheimer. Der 79–Jährige führte persönlich durch das Melodram, das er zum 200-jährigen Geburtstag des Orientalisten und Dichters vor 25 Jahren komponiert hatte. Obwohl nur Streicher die bewegte Lebensgeschichte Rückerts erzählten, gelang es dem dem Dirigenten, durch Rhythmus-Verschiebungen einzelne Stationen erhörbar zu machen. Zum Beispiel die strengen Lehrer an der Lateinschule in Schweinfurt, der frühe Tod seiner geliebten Agnes oder die unerfüllte Sehnsucht nach Mariellies, die reiche Wirtstochter aus dem Wirtshaus „Auf der Specke“ in Eyrichshof bei Ebern, der er den Gedichtkranz „Amaryllis, ein Sommer auf dem Lande“ widmete.
Die Lichtenfelser Blechbläser unter der Leitung von Alfred Förner intonierten klassische Stücke der frühen Romantik oder den Zyklus „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ von Horst Karl Hessel. Mit Claude Debussys „Clair de lune“ interpretierte das Orchester mit Harfistin Susanne Schumm meisterhaft das bekannte französische Volkslied. Sie verbanden die vier rhythmisch identischen Zweitaktgruppen und variierten die dritte melodisch zur fünften Stufe der Tonleiter, die alles beherrschende Dominante.
Einer der Höhepunkte war das Konzert C-Dur für Querflöte, Harfe und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Doppelkonzert, das Mozart 1778 während einer Paris-Reise einem französischen Herzog widmete, ist voller inspirierter Dialoge, die Susanne Schumm und Susi Schliefer (Querflöte) mit ihren beiden solistischen Instrumenten und dem Orchester hervorragend übersetzten.
Einzelne Bravo-Rufe und ein stürmischer Applaus belohnten die Künstler, die sich mit der Zugabe „Siziliano“ von Johann Sebastian Bach bedankten.
Die Ausführenden
Gustav Gunsenheimer (Sprecher), Susi Schliefer, Franziska Fleischmann, Carina Treml (Querflöten), die Lichtenfelser Blechbläser (Leitung: Alfred Förner), das Instrumental Collegium Lichtenfels (Leitung: Heinz Wilk).