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LICHTENFELS: Haut statt Leinwand als Medium

LICHTENFELS

Haut statt Leinwand als Medium

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    Noch kann er lachen: Von zarter Frauenhand lässt sich dieser Kunde in der Lichtenfelser Stadthalle quälen.
    Noch kann er lachen: Von zarter Frauenhand lässt sich dieser Kunde in der Lichtenfelser Stadthalle quälen. Foto: Fotos: Gerda völk

    Vor 25 Jahren ist Gerhard Habeck noch 300 Kilometer weit gefahren, um sich tätowieren zu lassen. Da hatten es die Tattoo- und Piercingfans aus der Region jetzt deutlich einfacher: Am Wochenende fand in der Lichtenfelser Stadthalle die erste Tattoo Convention statt. An 58 Ständen zeigten rund 70 Tätowierer aus der gesamten Bundesrepublik, Frankreich, Österreich und der Schweiz, was sie können und gaben Einblicke in die neusten Trends.

    Die Tattoo-Studios tragen fantasievolle Namen, wie „auf immer & ewig“, „Red Scorpion“, „Lebenslänglich“ oder „Die Stechhexe“. Tattoo-Hexe hätte sich blöde angehört, erklärt „Struppi“ zur Namensfindung. Deshalb heißt das Studio seiner Frau „Stechhexe“. In der Szene kennt man sich kaum unter dem realen Namen, erklärt „Struppi“. Die beiden haben sich auf keinen bestimmten Stil festgelegt. Tätowiert wird, was der Kunde verlangt. Und das Spektrum ist breit gefächert.

    Mit seinen fünf Monaten ist Lio der jüngste Spross eines jungen Paares aus Ebersdorf. Die 29-jährige Mutter hat sich bereits die Namen ihrer beiden Kinder auf dem Unterarm verewigen lassen. „Die bleiben für den Rest meines Lebens drauf. Das sind schließlich meine Kinder“, sagt sie. Auch ihr Mann lässt sich den Namen seines Sohnes unter die Haut stechen. Die Tattoos des Paares unterscheiden sich nur durch die Verzierung. Ein Tattoo ist eine Entscheidung fürs Leben, lautet auch die Überzeugung von „Stechhexe“.

    Nicht ins Gesicht und auf den Hals

    An den Ständen ist viel los. Bei manchen stehen die Kunden Schlange, haben sich bereits im Vorfeld der Tattoo Convention angemeldet. Und nicht wenige waren in die Lichtenfelser Stadthalle gekommen, um sich das nächste Tattoo stechen zu lassen. „Den Namen von der Freundin oder den Freund sollte man sich nicht stechen lassen“, sagt Mario. Was ist, wenn die Beziehung zu Ende ist? Schließlich lässt sich auch Model-Mama Heidi Klum den Namen ihres Ex-Manns Seal gerade von ihrem Unterarm entfernen. Im Gesicht und auf dem Hals würde sich Mario keine Tattoos machen lassen, sagt der 30-jährige Tätowierer.

    Schmerzverzerrte Gesichter sind nicht zu sehen. Wer sich für ein Tattoo entschieden hat, lässt die Prozedur mit Gelassenheit über sich ergehen. Es halten auch Jungs von der Statur eines Schrankes still, wenn sie von zarter Frauenhand „gequält“ werden. „Das Tattoo bereitet einem Kunden mehr Schmerzen als mir“, schmunzelt eine 35-jährige Anbieterin aus dem österreichischen Villach.

    „Den Namen von der Freundin oder den Freund sollte man sich nicht stechen lassen.“

    Mario, Tätowierer

    Die erste Tattoo Convention in Lichtenfels kommt gut an. Die Besucher kommen aus dem gesamten nordbayerischen Raum und aus Thüringen. Nach dem Tätowieren muss ein 30-Jähriger aus Hildburghausen erst einmal Modell stehen. Seine Tätowiererin möchte ihre Arbeit genau im Bild festhalten. Was gar nicht so einfach ist, weil der Platz hinter dem Stand begrenzt ist und sich das Tattoo auf der Rückseite der rechten Wade befindet. „Das ist ein abgewandeltes Bild meiner Tochter“, erklärt der 30-Jährige sichtlich stolz sein neuestes Körperbild. Dass er es selbst nicht sehen kann, stört ihn wenig. Sichtlich begeistert über das gelungene Werk, ist auch die Tätowiererin, eine junge Frau aus Hildburghausen. Vor zehn Jahren hat sie das Studio von ihrer Mutter übernommen. Sie fühlt sich als Künstlerin. Ihr Medium ist nicht die Leinwand, sondern die Haut, sagt sie. Und dass sie sich über jedes gelungene Werk freut.

    Sehr gut besucht

    Die V2 Freunde Coburg als Veranstalter durften sich bereits am Samstag über 600 bis 700 Besucher freuen. „Die Veranstaltung in Lichtenfels war viel besser besucht als die in Hof oder Plauen“, erklärt Gerhard Habeck, der gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Vereins die Veranstaltung innerhalb weniger Stunden aufgebaut hat. „Von der Großmutter bis zum Enkel ist jeder zu sehen“, lautet sein Resümee. Im nächsten Jahr ist eine Wiederholung geplant.

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