Das Internet ist wie ein Dschungel. Auf den ersten Blick lässt sich kein einfacher und sicherer Weg hindurch ausfindig machen. Man muss sich schon etwas auskennen und wissen, wie man sich zu verhalten hat, um Gefahren auszuweichen. Da sich vor allem junge Leute in der Regel recht sorglos im World Wide Web bewegen, hat die Sparkasse Coburg-Lichtenfels in Zusammenarbeit mit dem Schulamtsbezirk Lichtenfels die Aktion „Sicher im Netz“ ins Leben gerufen. Den Anfang machten am Dienstag die Sechstklässler der Altenkunstadter Mittelschule und der Friedrich-Baur-Mittelschule Burgkunstadt.
Der Altenkunstadter Konrektor Bernd Schick freute sich, dass die Sparkasse die Schulen bei dem wichtigen Thema „Internet und soziale Netzwerke“ unterstützt. Die Datenautobahn spiele im Unterricht eine wichtige Rolle und für die berufswahlorientierenden Aktivitäten der Mittelschule sei sie unentbehrlich. „Kinder und Jugendliche sind in der neuen digitalen Welt zuhause, ohne jedoch zu wissen, welche Fallen es dort gibt und welche Gefahren auf sie lauern“, betonte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Siegfried Wölki, bei einem Pressegespräch zum Projektstart. Deshalb müsse man versuchen, junge Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Mit Mecodia habe man ein mehrfach ausgezeichnetes Unternehmen aus dem Bereich Neue Medien als Partner gewinnen können. Deren Referenten seien Studenten der Generation „Digital Natives“, die sich ein Leben ohne Internet und Handy nicht mehr vorstellen können. Wölki informierte über die Bausteine des Projekts, darunter Workshops für Schüler und eine Informationsveranstaltung für die Eltern. Über das Internet könnten Jugendliche den Medienführer-schein machen.
Gefährlicher digitaler Abdruck
„Diese Aktion hat nichts mit Kundengewinnung zu tun“, stellte der Vorstandsvorsitzende klar. Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels wolle nicht nur Geld verwalten, sie fühle sich auch dem Gemeinwohl verpflichtet: „Und hier liegt uns die Jugend besonders am Herzen.“ Der Lichtenfelser Schulamtsdirektor Norbert Hauck fand es gut, dass dieses Projekt Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen einbezieht. Die jungen Leute müssten lernen, dass sie mit allem, was sie ins Netz stellen, einen digitalen Abdruck hinterlassen: „Und das kann gefährlich werden.“
„Für die Schüler ist es wichtig, dass Fachleute wie die Studenten von Mecodia mit ihnen dieses Thema behandeln“, meinte der Schule-Wirtschafts-Experte für den Landkreis Lichtenfels, Studienrat Edwin Jungkunz. „Sie sind dann nicht nur wissbegieriger, sondern auch bereit, die Ratschläge zu befolgen.“ Lehrer hätten hier weniger Chancen.
Der Burgkunstadter Mittelschulrektor Alfred Wittmann staunte, wie gut Kinder bereits über das Internet Bescheid wissen. Mit interessanten Zahlen wartete Monika Tremel, die im Schulamtsbezirk für die Medienpädagogik zuständig ist, auf. So würden Zwölf- bis 19-Jährige an einem Wochentag durchschnittlich 179 Minuten im Internet verbringen. Im Vergleich zu 2012 bedeute dies eine Steigerung von 48 Minuten, was nicht zuletzt internetfähigen Handys mit Flatrate zu verdanken sei. Knapp 90 Prozent hätten Internet im eigenen Zimmer. Soziale Netzwerke stünden in der Beliebtheitsskala ganz oben.
Nach Ansicht von Diplomkauffrau Jana Lindner-Okrusch von der Sparkasse wolle man mit diesem Projekt das Internet nicht verteufeln, sondern vielmehr über den richtigen Umgang aufklären sowie Chancen und Risiken aufzeigen. Simon Huber von Mecodia, der in der Altenkunstadter Mittelschule die Workshops für die sechsten Klassen leitete, freute sich über das Interesse seitens der Kids: „Wie erwartet, nutzen sie soziale Netzwerke, allen voran Facebook und WhatsApp.“
Der Referent bedauerte, dass bei Schülern das Handy bereits als Statussymbol gilt. Geräte im Wert von 500 Euro und mehr seien keine Seltenheit. In den Workshops erörterte Huber zusammen mit den Schülern die mannigfaltigen Dienste, die das Internet bietet. Die Kids wussten von Spielen, YouTube, der Suchmaschine Google und kannten sich sogar im Online-Shopping aus.
„Die virtuelle Welt kann schnell auf meine Realität Einfluss nehmen und mich einholen.“
Simon Huber, Mecodia
„Die virtuelle Welt kann schnell auf meine Realität Einfluss nehmen und mich einholen“, erklärte der Redner. Deshalb müsse jeder aufpassen, was er von sich im Netz preisgibt. Vorsicht sei bei Daten geboten. Adresse, Telefonnummer oder der Name der Schule hätten im Internet nichts verloren. Wer Fotos online stellt, müsse auf das Urheberrecht und das „Recht am eigenen Bild“ achten. Als Freunde sollte man bei Facebook & Co. nur Leute annehmen, die man auch im realen Leben kennt.
Cybermobbing kein Zeitvertreib
Ein auf einer wahren Geschichte basierender Videofilm erzählte von Joe, der von seinen Klassenkameraden im Internet gemobbt wird. Wer einmal in diese fatale Lage kommt, sollte sich den Eltern oder dem Lehrer anvertrauen. „Je früher ihr euch Hilfe holt, desto besser. Allein habt ihr keine Chance“, erklärte Huber. Er appellierte an die Jugendlichen, Cybermobbing zu unterlassen, denn es sei weder cool noch ein Zeitvertreib. „Und wenn ihr seht, dass jemand gemobbt wird, dann schaut nicht weg, sondern helft ihm.“
Zum Schluss befasste sich der Redner mit dem Passwort. Geburtsdaten, der eigene Name oder der des Haustiers seien hierfür denkbar schlecht geeignet: „Ein unsicheres Passwort ist wie eine offene Tür.“ Auf der Internetseite CheckDeinPasswort.de könne jeder überprüfen, wie sicher seines ist. Mit dem Thema „Facebook, Smartphones & Co. – Jugendliche Medienwelten“ beschäftigte sich die Informationsveranstaltung für die Eltern am Abend in der Aula der Mittelschule.