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LICHTENFELS: Frauen, verweigert euch

LICHTENFELS

Frauen, verweigert euch

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    Böses Erwachen: Statt in den Krieg zu ziehen, müssen die Männer jetzt kochen, Socken stopfen, die Wäsche machen und sich um die Kinder kümmern.
    Böses Erwachen: Statt in den Krieg zu ziehen, müssen die Männer jetzt kochen, Socken stopfen, die Wäsche machen und sich um die Kinder kümmern. Foto: Gerda Völk

    Im Kampf um den Frieden greifen die Frauen zu ungewöhnlichen Mitteln. Sie haben es satt, dass sich ihre Männer ständig im Krieg befinden, dass sie Geld für Waffen vergeuden. Da ersinnt Lysistrata einen außergewöhnlichen Plan, um den Krieg mit Sparta zu beenden. Weibliche Abstinenz als Antikriegsstrategie, ob das gut geht?

    In diesem Jahr hat die Theatergruppe I des Meranier-Gymnasiums das Stück Lysistrata von Aristophanes auf die Bühne gebracht. 20 Jahre Krieg zwischen Athen und Sparta sind genug. Unter der Führung von Lysistrata (Helena Wirth) beschließen die Frauen sich ihren Männern so lange zu verweigern, bis es endlich Frieden gibt.

    Um ihr Ziel zu erreichen, besetzt eine Gruppe älterer Frauen die Akropolis in Athen und beschlagnahmt die Kriegskasse. Einen Angriff älterer Männer wehren die Frauen erfolgreich ab.

    Die Verweigerung der Frauen zehrt nicht nur an den Nerven der Männer, auch das Durchhaltevermögen der Frauen wird auf eine harte Probe gestellt. Mehr als einmal versuchen liebestolle Frauen die Akropolis in Richtung ihrer Männer zu verlassen, aber keine kommt ungeschoren an Lysistrata vorbei.

    Besonders hart trifft es den Krieger Kinesias (Peter Kovács). Seine beiden Kinder (Elisa und Miriam Barth) dienen ihn als Vorwand, um seine Frau überhaupt sehen zu können. Als er endlich am Ziel seiner Wünsch scheint, werden seine Kameraden Zeugen, wie Kinesias von seiner Frau Myrrhine (Rebekka Gründel) nach allen Regeln der Kunst verführt, im entscheidenden Moment aber schnöde zurückgewiesen wird.

    Am Ende scheint es so, als ob die Qualen der Männer schlimmer sind, als alle bei Kriegshandlungen zugezogenen Wunden. Die Männer beschließen ihrem Elend ein Ende zu setzen. Die Friedensverhandlungen zwischen den Athenern (Simon Stromer) und den Spartanern (Christian Gebhardt, Jan-Felix Spitzenpfeil) rücken in greifbare Nähe. Aristophanes Friedensstück endet mit der Versöhnung zwischen Mann und Frau und einem fröhlichen Fest.

    Von Cindy aus Marzahn bis It-Girl

    In der Inszenierung der Theatergruppe I sind beinahe alle Typen von Frauen vertreten. Von Cindy aus Marzahn im rosa Jogginganzug über das brave Mädchen in Dirndl bis hin zum It-Girl. Der Wechsel zwischen Vers, normaler Umgangssprache und heimischen Dialekt gibt dem Stück einen ganz besonderen Reiz. Gerade noch wollten einige der Frauen die Hälfte ihres Lebens opfern, aber völlig auf Sex verzichten? „Grüäd naa“, das erscheint Lampito (Jasmin Wölfel) im schönsten Michelaaer Dialekt dann doch etwas zu hart. Genial auch die Idee, das Lysistrata mit einem der Zeitschrift „Emma“ entnommenem Orakel die Frauen vom Sieg zu überzeugen versucht.

    Wenige Minuten bevor sich, symbolisch gesprochen, der Vorhang hebt ist die Anspannung unter den Darstellern spürbar. „Bis man auf der Bühne steht, ist das Lampenfieber groß“, erzählt Emma Maier, die im Stück eine der älteren Frauen spielt. In ihr Handtäschen aus Pseudo-Krokodilleder hat sie alles gestopft, was der Fundus der Theatergruppe größenmäßig so hergab, auch eine Pistole. Eine Pistole im Stück? Als sich die Frauen gegen die handgreiflichen Männer zur Wehr setzen müssen, weiß man warum. Die Handtasche wird zum schlagkräftigen Argument.

    Zum 20-jährigen „Bühnenjubiläum“ ist Studiendirektor Paul Endres eine Inszenierung gelungen, die wieder einmal den hervorragenden Ruf der Theatergruppe des Meranier-Gymnasiums gerecht wurde. Nicht zuletzt auch ein Verdienst aller Akteure auf und hinter der Bühne, die allesamt mit einer großartigen schauspielerischen Leistung überzeugten.

    Beste Unterhaltung

    Den Theatermachern gelang es ihr Publikum bestens zu unterhalten und gleichzeitig auf die wesentliche Botschaft des Stücks hinzuweisen. Obwohl Lysistrata über 2500 Jahre alt ist, hat sich seitdem nicht viel verändert, außer, dass die Kriege noch grausamer geworden sind.

    Das erfährt der Zuschauer bereits am Beginn der Handlung. Eine Videoeinspielung zeigt Aufnahmen von den Schützengräben der beiden Weltkriege, zeigt beklemmende Bildern aus dem Vietnam-Krieg und Aufnahmen zerbombter Städte.

    Am Ende gibt es viel Applaus vom einen hochzufriedenen Publikum.

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