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SCHNEY: Ende von KnorrPrandell beschlossen

SCHNEY

Ende von KnorrPrandell beschlossen

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    Ende von KnorrPrandell beschlossen
    Ende von KnorrPrandell beschlossen

    Nur wenige Tage nach der Hiobsbotschaft des insolventen Unternehmens Scherer&Trier muss der Wirtschaftsstandort am Obermain einen weiteren Schlag hinnehmen: Das heimische Traditionsunternehmen KnorrPrandell in Schney, das zur Heilbronner Schneider Group gehört, wird Ende dieses Jahres stillgelegt. Sämtliche Arbeitsplätze werden verloren gehen. Betroffen sind 80 Mitarbeiter in Verwaltung, Logistik und Betrieb sowie 30 Heimarbeiter. Dies teilte Pressesprecher Rainer Walz von der Schneider-Gruppe dem OT gestern auf Nachfrage mit. Die Gruppe hatte erst im Mai vergangenen Jahres den heimischen Bastelspezialisten nach dessen Insolvenzantrag übernommen.

    „Wie eine zweite Familie“

    „Wir sind alle geschockt, sprachlos und niedergeschlagen“: Mit diesen Worten kommentierte Erika Biesenecker vom Betriebsrat die Entscheidung des Eigentümers. Nach der Übernahme durch die Schneider Group im vergangenen Jahr habe unter der Belegschaft die Ansicht geherrscht, dass es weitergeht. Die Zahlen hätten offenbar dagegen gesprochen. Die nach einem Personalabbau in der jüngsten Zeit weit überwiegend langjährig „gedienten“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten bei einer Betriebsversammlung vergangenen Donnerstag die schlechte Nachricht erhalten. Die Mitteilung sei wie „aus heiterem Himmel“ gekommen, so Biesenecker. Die Firma seit für die meisten Beschäftigten „wie eine zweite Familie“. Es sei ein kleiner Lichtblick, dass noch genügend Zeit bestehe, bis zur Stilllegung neue Jobs zu suchen. Die Löhne würden bis Jahresende gezahlt. Dies habe die Unternehmensleitung zugesagt. Der Betriebsrat erarbeite einen Interessenausgleich und einen Sozialplan.

    „Wir sind alle geschockt und sprachlos.“

    Erika Biesenecker Betriebsrätin

    Es gibt „keine wirtschaftlich tragfähige Perspektive mehr“, so der Pressesprecher weiter. Auch der Internet-Handel, seit Jahren bei rund 20 Prozent des Umsatzes und wichtig für den Export, konnte die Schließung nicht verhindern. Schneider-Group-Pressesprecher Walz nennt in seiner Antwort auf unsere Anfragen Missmanagement in der jüngeren Vergangenheit als Ursache für das Ende: „Wie sich jetzt herausstellt, waren die Schäden, die von dem Vorgängerunternehmen hinterlassen wurden, teils irreparabel“, so der Pressesprecher wörtlich.

    „Schwere Managementfehler“ hätten die Handelsfirma vergangenes Jahr in eine „äußerst schwierige Situation“ gebracht, die sich bis zur Insolvenz beispielsweise in einer Lieferfähigkeit von rund 40 Prozent widergespiegelt habe. Damals sei eine massive „Kundenfluktuation“ entstanden.

    Trotz sofort eingeleiteter Maßnahmen, wie etwa kurzfristige Erhöhung der Lieferfähigkeit auf 95 Prozent, Überarbeitung des Sortiments, intensivere Vertriebstätigkeit und neuer Marken- und Marktauftritt seien die gesteckten Ziele nicht erreicht worden. Die Information zur Betriebsstilllegung sei deshalb so früh herausgegeben worden, damit die Mitarbeiter möglichst viel Zeit hätten, sich auf die neue Situation einzustellen. Interessierte Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, sich in verbundenen Unternehmen der Schneider-Gruppe zu bewerben. Für Aufsehen hatte das Handelsunternehmen gesorgt, als am 20. Juni 2007 die Betriebshalle in Schney in Flammen aufging und ein Großbrand entstand, dessen Rauchwolke kilometerweit zu sehen war. Damals wurde die Halle in Rekordzeit wieder aufgebaut und es ging mit viel Optimismus weiter. Anfang Mai 2013 hatte unsere Zeitung ebenfalls noch gute Nachrichten für die Mitarbeiter in Schney parat: Insolvenzverwalter Dr. Harald Schwartz teilte damals mit, dass die „Heilbronner Brunnen-Gruppe“ neuer Eigentümer von KnorrPrandell sei.

    Mit dem neuen Eigentümer sei laut Schwartz ein Sozialplan mit Interessenausgleich beschlossen worden. Demnach würden rund 130 Arbeitsplätze übernommen. Vor der Insolvenz waren 180 Arbeitnehmer für das Unternehmen tätig gewesen.

    Branchenmarktführer

    Von 2010 bis zur Insolvenz 2013 gehörte KnorrPrandell zur Creative Hobbies Group GmbH, eigenen Angaben zufolge innerhalb Europas Branchenmarktführer als Großhändler für Hobby- und Bastelartikel sowie artverwandte Produkte und Materialien. Über eigene Vertriebsstrukturen wurden vornehmlich Facheinzel- und Internethändler sowie Filialunternehmen beliefert. Das Sortiment der Gruppe umfasste mehr als 20 000 Artikel, das Kundennetz erstreckt sich über 6000 Geschäfte in 25 Ländern.

    KnorrPrandell (1825-2014): Eine kleine Unternehmensgeschichte

    Die Ursprünge des Unternehmens KnorrPrandell gehen auf das Jahr 1825 zurück, als die Familie Bamberger eine kleine Bäckerei in der süddeutschen Stadt Mitwitz gründete. Bereits 1840 wurde das Unternehmen international aktiv, und zwar mit einem Produkt, das wir heute als eines der frühen „kreativen“ Produkte bezeichnen würden: ein dekorativer Korb. Im Laufe der Jahre expandierte das Unternehmen in den Bereich der Spielwaren, um sich später auf Produkte des Hobby- und Bastelbedarfs zu konzentrieren und damit im deutschsprachigen Raum Marktführer zu werden.

    Im Jahr 2010 entstand aus den drei Unternehmen Kars & Co.B.V. (Niederlande), KnorrPrandell (Schney) und Bastel Service (Schweiz) die Creative Hobbies Group. Kurz darauf verlegte die GmbH ihre Zentrale nach Schney.

    Am 7. Mai 2013 übernahm die Heilbronner „Brunnen-Gruppe“ das Unternehmen.

    Ende 2014 wird KnorrPrandell in Schney stillgelegt.

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