Die AOK Bayern hat das Helmut-G. Walther-Klinikum Lichtenfels als drittes Klinikum neben Forchheim und Würzburg als Zentrum für Adipositas-Chirurgie anerkannt. Diese erfreuliche Anerkennung war Gegenstand einer Pressekonferenz mit dem Geschäftsführer Michael Jung und dem Chefarzt der chirurgischen Abteilung des Klinikums, Privatdozent Dr. Bernd Greger.
Die Kostenträger hätten sich in der Vergangenheit oft geweigert die Kosten für Adipositas-Chirurgie zu übernehmen, stellte Michael Jung fest. Nachdem man alle möglichen Erfordernisse erfüllte wie etwa eine nötige Qualifikation der Mitarbeiter, eine entsprechende personelle und apparative Ausstattung (spezielle Instrumente, großer Operationstisch), eine etablierte und vertraglich gesicherte Zusammenarbeit mit engagierten niedergelassenen Ärzten sowie eine existierende und sehr gut arbeitende Selbsthilfegruppe Adipositas, habe man von der AOK endlich grünes Licht bekommen.
Ausgeprägte Fettsucht sei von der Weltgesundheitsorganisation seit langem als Krankheit anerkannt und die Fallzahlen seien zunehmend, betonte Dr. Greger. Die krankhafte Adipositas werde in drei Schweregrade eingeteilt: Grad I: Body-Mass-Index (BMI) 30-35, Grad II: BMI 35-40, Grad III: BMI über 40. Der BMI ist eine Maßeinheit für die Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße.
Gerade für Patienten der Gruppe II und III würden unter genau festgelegten Bedingungen operative Verfahren empfohlen, unterstrich Dr. Greger. Eine wichtige Voraussetzung für die Genehmigung einer solchen Operation sei das Scheitern von professionell begleiteten und langjährigen Abnehmversuchen, welche auch nachgewiesen werden müssen. Es kämen verschiedene Verfahren in Betracht, die alle laparaskopisch durchgeführt würden.
In Lichtenfels würden neben dem Magenband für leichtere Fälle vor allem zwei Formen der Magenverkleinerung angeboten. Mit dem Magenbypass könne man eine mittlere Übergewichtsreduzierung von 62 Prozent nach zwei Jahren erreichen, auch führe das Verfahren in 84 Prozent der Fälle zu einer Normalisierung einer Diabetes. Bei der Schlauchmagenbildung werde der Magen zu einer dünnen Röhre umgeformt, wodurch auch eine Abnahme des Übergewichts um 60 Prozent gelingen kann. Alle diese Operationen können nach einer sehr ausgiebigen Vorbereitung und bei Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen auf Antrag vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen genehmigt werden.
Anwesend war auch eine ehemalige Patientin von Dr. Greger. Angelika Negwer bekam ihr Gewicht nicht in den Griff, so dass sie sich einer Magenbypass-Operation unterzog. Damit gelang es ihr, ihr ursprüngliches Gewicht von 124 kg im Verlauf von einigen Jahren zu halbieren. Sie fühle sich nun wesentlich beweglicher und habe an Lebensqualität gewonnen.
Auch eine wissenschaftliche Arbeit über die Thematik der Adipositaschirurgie ist geplant. So hat Anna Schmudde, Assistenzärztin in der Gynäkologie, eine Doktorarbeit zur Analyse der Lebensqualitätsveränderungen nach erfolgter Operation begonnen.