2014 jährt sich die legendäre Tunis-Reise, die die drei Künstlerfreunde August Macke (1887-1914), Paul Klee (1879-1940) und Louis Moilliet (1880-1962) im April 1914 unternahmen, zum 100. Mal. Dieses Jubiläum nahm Klemens Wuttke zum Anlass, um mit einem Lichtbilder-Vortrag in der ehemaligen Synagoge an die wichtigsten, während ihres 14-tägigen Aufenthalts geschaffenen Werke zu erinnern.
Fasziniert von besonderen Licht
Für alle drei Maler sei die Reise zu einem Schlüssel-Erlebnis geworden. Sie hätten das Gesehene mit großer Begeisterung und einem unbändigen Tatendrang in ihren Bildern ausgedrückt, meinte Wuttke. Die Künstler seien überwältigt gewesen vom Anblick der Medina, der Altstadt von Tunis mit ihren engen Gassen, ihren Souks (Händlervierteln), Cafés und Moscheen, von St. Germain, der noblen Vorstadt von Tunis, dem malerisch auf einem Bergrücken oberhalb des Meeres gelegenen Ort Sidi Bou Said, dem am Meer gelegenen Hammamet mit seinen verwinkelten Gassen und alten Häusern sowie Kairouan mit seiner großen Moschee und seiner reizvollen Medina.
Die Lebensart der Menschen, die orientalische Architektur und Kultur, die exotische Landschaft, der arabische Alltag und vor allem das besondere Licht dieser Region faszinierten die Künstler und bewegten sie zu einer Vielzahl von Aquarellen und Zeichnungen, wobei sie ihre Motive im Sinne der klassischen Moderne abstrahierten.
August Macke habe ständig mit neuen Malstilen experimentiert und sich trotz der kurzen Schaffenszeit von nur zehn Jahren von vielen künstlerischen Strömungen wie Impressionismus, Expressionismus, der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ und dem Kubismus beeinflussen lassen, so Wuttke. Wobei die Tunis-Reise den Höhepunkt und zugleich tragischen Schlusspunkt seiner Schaffensphase darstellte, da er wenige Monate später im Ersten Weltkrieg bei einer Schlacht in Frankreich ums Leben kam.
Paul Klee habe dagegen erst in Tunesien gleichsam die Aquarellmalerei entdeckt und so noch jahrzehntelang von seinen Erfahrungen und Impressionen profitieren können, wie er dies auch selbst mit seinen eigenen Worten bestätigte: „Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer. Das ist der glücklichen Stunde Sinn: Ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“
Louis Moilliet dagegen war laut Referent in Tunesien weniger produktiv und schuf seine wichtigsten Werke erst in späteren Jahren.
Anhand zahlreicher Lichtbilder der vor hundert Jahren entstandenen farbenfrohen Aquarelle, konnten die Besucher die kunsthistorisch bedeutsame Tunis-Reise der drei Künstlerfreunde nachvollziehen.