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KUTZENBERG: Aktionstag gegen den Schmerz

KUTZENBERG

Aktionstag gegen den Schmerz

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    Heißer Draht: Auf den „Aktionstag gegen den Schmerz“ freuen sich Chefarzt Dr. med. Christoph Sommer und Diplom-Psychologin Olesja Eslauer. Heute stehen er und Oberarzt Dr. med. Dirk Boujong am Telefon (medizinische) Rede und Antwort.
    Heißer Draht: Auf den „Aktionstag gegen den Schmerz“ freuen sich Chefarzt Dr. med. Christoph Sommer und Diplom-Psychologin Olesja Eslauer. Heute stehen er und Oberarzt Dr. med. Dirk Boujong am Telefon (medizinische) Rede und Antwort. Foto: Philipp Fischer

    „Chronische Schmerzerkrankungen sind von enormer Bedeutung. Zehn bis 15 Prozent der Bayern leiden daran. Die Schmerzerkrankung betrifft den ganzen Menschen. Sie hat psychische und soziale Folgen“, weiß Chefarzt Dr. med. Christoph Sommer.

    Mit dem bundesweiten „Aktionstag gegen den Schmerz“ am Dienstag machen die Deutsche Schmerzgesellschaft und Partnerorganisationen auf die lückenhafte Versorgung von Millionen Menschen aufmerksam, die an chronischen Schmerzen leiden.

    In 250 Praxen, Kliniken und Apotheken finden Aktionen statt. Überdies stehen Schmerztherapeuten von 9 bis 18 Uhr unter der kostenlosen Hotline Tel. (0800) 1818120, Rede und Antwort. In Kutzenberg sitzen Chefarzt Sommer und Oberarzt Dr. med. Dirk Boujong am Apparat.

    Das „Bewusstsein schärfen für die Schmerztherapie“ will Sommer, der Facharzt für Anästhesiologie, spezielle anästhesiologische Intensivmedizin, Notfallmedizin und spezielle Schmerztherapie am Bezirksklinikum Obermain (BKO) ist.

    Schmerz sei einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch. Eine chronische Erkrankung müsse man frühzeitig erkennen, denn eine anhaltende Erkrankung wirke sich negativ auf die Persönlichkeit aus. Deshalb seien unterschiedliche Fachrichtungen für eine adäquate, interdisziplinäre Behandlung nötig: Medikamente seien nicht die einzige Lösung.

    Unzureichend sei indes die Versorgungsstruktur: Eine hohe Anzahl an Patienten treffe auf eine niedrige Zahl an Therapieeinrichtungen. Gesundheitswesen, Politik und Öffentlichkeit müssen diese Unterversorgung von Schmerzpatienten beenden, fordert Sommer. Alle Menschen haben das Recht auf eine angemessene Schmerzbehandlung. Leider dauere es für Viele oft Jahre, bis sie Zugang zur geeigneten Versorgung erhalten.

    Hilfe bietet der „Aktionstag gegen den Schmerz“. Das BKO beteiligt sich mit seinen Schmerzexperten an der deutschlandweiten Hotline und bietet zusätzlich unter Tel. (09547) 812514 eine eigene Nummer an: „Wir möchten auf das Therapieangebot aufmerksam machen“, betont Sommer: „Wir kennen die regionalen Strukturen.“ Neben der stationären Einrichtung am BKO seien in Coburg und Bamberg teilstationäre Kliniken ansässig. „Wir wollen die Strukturen vor allem im ambulanten Bereich weiter verbessern, Netzwerke stärken und Qualität sichern“, erklärt Sommer.

    Letzteres ist Aufgabe von Olesja Eslauer. Die Psychologin prüft in der Qualitätssicherung, ob die Ziele der Therapie erreicht werden. Mittels anonymisierten Fragebögen werden Schwere und Verlauf der Krankheit erfasst, Patientenzufriedenheit gemessen, Abläufe optimiert, Teamarbeit forciert und die hochqualifizierte Therapie verbessert.

    Die standardisierten Fragebögen ermöglichen einen Vergleich mit anderen Schmerztherapieeinrichtungen. Dabei wird deutlich, dass die Qualität der Schmerzbehandlung im BKO sehr hoch ist. Ziel sei, betont Dr. Sommer, den Patienten psychisch zu stärken. Aber er müsse den ersten Schritt gehen. „Die Patienten haben eine vernünftige Skepsis aufgrund ihrer Erfahrung. Trotzdem spielt der Schmerz eine wichtige Rolle; das Psychosoziale zunächst weniger“, erklärt der Schmerzexperte. Je früher, desto besser sei es, Ärzte zu konsultieren oder mit Facheinrichtungen Kontakt aufzunehmen. Warnsignale für einen chronischen Schmerz seien, wenn der Schmerz zunehme, sich immer weiter ausdehne und schließlich das Leben bestimme.

    Mit diesem Aktionstag soll das Bewusstsein für die Notwendigkeit von qualifizierten Therapieeinrichtungen für Schmerzpatienten erhöht werden, damit der Schritt über die Therapie zurück ins Leben möglich wird: „Wir wollen Mut machen zum Wiederaktivwerden, zur Selbstbestimmung und zum Wiedererlangen der Autonomie“.

    Chronische Schmerzen als Volkskrankheit

    Zehn bis 20 Prozent der Bundesbürger – genauer: acht bis 16 Millionen – leiden an chronischen Schmerzen, weiß die Deutsche Schmerzgesellschaft. Häufigste Ursache sind Erkrankungen des Bewegungsapparates (16 Prozent). Etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung leiden an Rückenschmerzen. Fast die Hälfte (43 Prozent) der Patienten mit chronischen Schmerzen musste über ein Jahr auf eine Diagnose warten. 19 Prozent sind der Meinung, dass ihre Schmerzen nicht angemessen behandelt werden. 50 Prozent der Personen geben an, dass ihr chronischer Schmerz direkte Auswirkungen auf ihren Beschäftigungsstatus hat; durchschnittlich 18 Prozent der chronisch Schmerzerkrankten sind wegen ihres Gesundheitszustands nicht in der Lage zu arbeiten. 39 Prozent der Patienten mit chronischen Schmerzen meinen, dass ihr Gesundheitszustand negative Auswirkungen auf das Zusammenleben mit Familie und Freunden hat. 21 Prozent haben das Gefühl, aufgrund ihres Schmerzes gesellschaftlich isoliert zu sein. Dabei entfallen nur etwa sechs bis acht Prozent der Gesundheitsausgaben auf die Behandlung chronischer Schmerzen. Insgesamt resultiert aus den Kosten eine volkswirtschaftliche Belastung von 20,5 bis 28,7 Milliarden Euro. Um Besserung sorgt sich die Deutsche Schmerzgesellschaft. Seit 2012 ruft sie immer am ersten Dienstag im Juni in Kooperation mit Schmerzorganisationen den „Aktionstag gegen den Schmerz“ aus. Weitere Infos auf „www.bezirksklinikum-obermain.de“.

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