Vertreterinnen und Vertreter aus den zwölf oberfränkischen Großtagespflegen trafen sich im Zwergen-Café der Großtagespflege „Home Sweet Home“ in Lichtenfels. Dorthin hatte die SPD-Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld zum Fachgespräch: Der Status Quo in der Großtagespflege mit der familienpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Familie und Integration sowie im Ausschuss für Gesundheit und Pflege Doris Rauscher (MdL), eingeladen.
Die Großtagespflege ist eine Form der Kindertagespflege, bei der sich mehrere Kindertagespflegepersonen zusammenschließen und in geeigneten Räumen außerhalb des Zuhauses der Kinder oder der Pflegemütter Kinder betreuen. Die beiden Abgeordneten waren ganz angetan von der Lichtenfelser Einrichtung. Doris Rauscher war selbst 25 Jahre als Erzieherin beziehungsweise als Sozial- und Gesundheitsfachwirtin tätig und kennt die Sorgen und Nöte im Elementarbereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung.
Die familienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion findet es gut, dass Familien aus verschiedenen Betreuungsangeboten für die Jüngsten auswählen können, zu denen die Großtagespflegen gehören. Die Vertreterinnen und Vertreter machten deutlich, dass für das Betreiben einer Großtagespflege das Konzept schwieriger umzusetzen ist, als wenn sie als Tagesmütter oder –väter tätig wären. „In unserer Großtagespflege können meine Kollegin Sandra Müller und ich nur acht Kinder zwischen null und drei Jahren betreuen. Wären wir beide als Tagesmütter tätig, dann wären es jeweils fünf Kinder. Diese Regelung ist nicht nachvollziehbar“, führt Kinderpflegerin Galina Maier von „Home Sweet Home“ an. Die Begrenzung auf acht Kinder führe dazu, dass Anfragen mit einem geringen Betreuungsumfang nachrangig vermittelt werden können, beispielsweise niedriger Betreuungsumfang pro Woche, Betreuungen zu den Randzeiten oder Aufnahme zusätzlicher Kinder in den Ferien. Darüber hinaus kann die Aufnahme zusätzlicher Kinder im Rahmen der Ersatzbetreuung nicht mehr gewährleistet werden.
Galina Maier würde es begrüßen, wenn auch der Beruf der Kinderpflegerin eine entsprechende Anerkennung erfährt, da die Ausbildung umfangreicher als etwa die von einer Tagesmutter ist. Um in ihrer Einrichtung in Lichtenfels zehn Kinder betreuen zu können, müsste sich eine der beiden Kräfte zur Erzieherin fortbilden lassen. Hierfür ist aber Zeit notwendig.
Volle Belegung wichtig
Im Rahmen ihrer Tätigkeit wünschen sich die Vertreterinnen einen gesetzlichen Anspruch auf Urlaub. Auf Unmut stößt auch, dass in Verträgen, die mit Eltern geschlossen werden, der Verdienst neben weiteren finanziellen Details ersichtlich ist. „Das ist wie eine Offenbarung. Man muss sich erklären, denn manche denken, dass wir wahnsinnig viel Geld verdienen. Dabei liegt der durchschnittliche Stundenlohn brutto bei zehn Euro“, machten die Vertreterinnen der Großtagespflege deutlich.
Man wünsche sich aber einheitliche und gesetzliche Regelung für die zu schließenden Verträge, ebenso wie beim Pflegegeld und bei der Mitsprache der Kommunen. Die Kommunen können viel entscheiden, das Hauptrisiko und die Hauptlasten trügen allerdings die Großtagespflegen selbst, die auf die volle Auslastung ihrer Einrichtung angewiesen sind, denn die Kinder werden zu unterschiedlichen Zeiten gebracht und abgeholt. In der Großtagespflege „home sweet home“ sind ab September noch Plätze frei.