Und wieder eine Jugendfeuerwehr: Nachdem kürzlich die „Redwitzer Löscherla“ aus der Taufe gehoben wurde, gibt es nun bereits zehn Kinderfeuerwehrgruppen im Landkreis Lichtenfels. Zusätzlich ist in Michelau eine Gründung für Mitte September angesetzt. Auch in Lichtenfels ist eine Kinderfeuerwehrgruppe im Gespräch. Ingrid Funk, Leiterin des Fachbereichs Kinderfeuerwehr im Landkreis, ist stolz auf diese Entwicklung.
„2008 hat sich in Schwürbitz die erste Kinderfeuerwehrgruppe 'Feuerwehr Kids‘ gegründet“, sagt sie. Danach folgte erst einmal eine Ruhephase, bis es schließlich boomte. Unter anderem gebe es nun in Mistelfeld, Ebensfeld, Bad Staffelstein und Weidnitz Kinderfeuerwehrgruppen, sagt Funk. Sie stünde den Gruppen mit Rat und Tat zur Seite, vor allem in Gründungszeiten.
„Alles soll locker bleiben“
„Die Vereinssatzung muss bei einer Gründung geändert werden. Außerdem gebe ich Tipps, was man alles mit den Kindern machen könnte.“ Um den Überblick über die Vielzahl an Gruppen zu behalten, dokumentiert sie alles. Dabei sieht sie sich jedoch weniger als Kontrolleurin, sondern als Begleiterin. „Es ist mir wichtig, dass alles locker bleibt. Ich schreibe den Gruppen nicht vor, was sie machen sollen“, erzählt sie. Das können die Leiter und Betreuer der Gruppen selbst festlegen.
„Wir versuchen genug Betreuer für die unterschiedlichen Gruppen zu finden. Ideal wären vier Betreuer für zehn Kinder.“ In Schwürbitz seien es momentan drei Betreuer für zwölf Kinder. Jedoch arbeiten sie eng mit dem Kreisjugendring zusammen und bilden weitere Jugendleiter aus. Ingrid Funk hofft, dass die Kinder in den Feuerwehrgruppen Teamfähigkeit und Engagement erlernen. „Je früher man ihnen diese Eigenschaften nahebringen kann, desto besser“, sagt sie. Die Kinder müssten jung erreicht werden. Mit zwölf Jahren, dem Mindestalter für die Jugendfeuerwehr, könne man sie nicht mehr so schnell begeistern. Viele seien dann bereits in Fußballgruppen, Judomannschaften oder Musikgruppen verankert und hätten auch nicht mehr so viel Zeit.
Die Kinder in den Kinderfeuerwehrgruppen sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Spielerisch sollen sie an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt werden und lernen, wie sie sich im Notfall verhalten sollten. Das geschieht beispielsweise über Malvorlagen, Puzzles oder dem „Zielspritzen“. Dabei wird den Kindern unter anderem beigebracht, welche Nummer sie im Notfall wählen sollten, was sie am Telefon sagen müssen oder wie Feuerlöscher funktionieren.
Fettbrand und Eisrettungen
„Wir haben einmal den Fettbrand besprochen“, berichtet Ingrid Funk. Der dürfe nicht mit Wasser gelöscht werden, sondern nur mit Pulver und Sand. Die Kinder konnten sich dann ansehen, wie ein Pulverfeuerlöscher funktioniert. Aber auch Dinge, die nicht direkt mit der Feuerwehr zu tun haben, werden gelehrt, wie beispielsweise ein Erste Hilfe Kurs oder Eisrettungen. Obwohl der Feuerwehrmann oft als „Männerberuf“ gesehen wird, sind Mädchen ebenso dabei wie Jungs. „Wir machen da keinen Unterschied, wenn wir die Kids an die Feuerwehr heranführen“, sagt Ingrid Funk, die selbst seit 1989 bei der Feuerwehr ist. „Das ist auch nicht nötig, denn die Mädchen sind genauso interessiert wie die Jungs.“
Ausflüge beliebt
Meist werden die Kinderfeuerwehrgruppen intern noch einmal aufgeteilt. „Damit sich die Älteren nicht langweilen“, begründet Ingrid Funk, „manche Übungen wiederholen sich natürlich mit der Zeit.“ In der jüngeren Gruppe sind dann Kinder von sechs bis neun Jahren und die ältere Gruppe geht bis zwölf Jahre.“ Die Älteren könnten dann ab und zu bereits etwas mit der Jugendfeuerwehr unternehmen.
Ausflüge mit den Kinderfeuerwehrgruppen werden gerne gemacht. Beliebte Ziele seien die Polizeistation, verschiedene Feuerwehrstationen oder die Atemschutzstrecke in Burgkunstadt. „Jährlich fahren wir dorthin“, so Funk. Dort gebe es Gittertunnel, durch die die Kinder und auch interessierte Eltern durchkrabbeln können. „Der Raum mit den Gittertunneln wird verdunkelt, mit Nebel gefüllt und durch Geräusche, wie beispielsweise Hilfe-Rufe, untermalt. Das wirkt schon sehr realistisch“, erzählt sie. Durch diese spielerische Simulation werden zudem Teamgeist und Kameradschaft gefördert. Manche Stellen könne man mit Hilfe von anderen nämlich besser überwinden, zum Beispiel wenn ein Kind sich irgendwo hochziehen müsse.
Viel Zusammenhalt
Die Kinderfeuerwehr-Gruppen wurden von der „richtigen“ Feuerwehr gut aufgenommen. „Wenn ich anrufe und frage, ob die Kinder zu einer Besichtigung vorbeikommen können, ist das nie ein Problem“, freut sich Ingrid Funk. Sie selbst stamme aus einer Feuerwehr-Familie: Schon ihr Uropa war bei der Feuerwehr. Auch ihr Sohn engagiert sich in der Jugendfeuerwehr. „Es gibt viel Zusammenhalt in den Feuerwehrgruppen“, sagt Funk weiter. „Es ist wie eine große Familie.“ In einer Jugendfeuerwehrgruppe war sie selbst nicht, weil es zur damaligen Zeit noch keine gab. Erst ihr Bruder habe schließlich eine gegründet.
Ingrid Funk hofft, dass mit den Kinderfeuerwehr-Gruppen etwas mit Wert aufgebaut wird, was Zukunft hat. „Die Kinder sollen etwas fürs Leben lernen“, meint sie. Zusätzlich sei es ihr sehr wichtig, dass das Ehrenamtliche der freiwilligen Feuerwehr erhalten bleibe. Doch bei diesem Nachwuchs sei sie optimistisch. In Schwürbitz sind momentan 16 Kinder bei den Feuerwehr Kids. In Bad Staffelstein waren es bei der Gründung bereits 30 Kinder. „Die musste man anfangs schon in Gruppen unterteilen, sonst wären das zu viele auf einmal gewesen“, sagt Ingrid Funk. Der Andrang in die Kinderfeuerwehr-Gruppen steige weiter. In Schwürbitz seien drei bis vier Kinder der Feuerwehr Kids mit der Zeit in die Jugendfeuerwehr übergetreten. Dort sind im Moment fünf Jugendliche dabei. „Wir ermutigen die Kinder dazu weiterzumachen“, erzählt Ingrid Funk, „aber zwingen kann man sie natürlich nicht.“
Die neu gegründete Gruppe Löscherla in Redwitz hat ihr nächstes Treffen am 20. September um 15 Uhr am Feuerwehrhaus in Redwitz. Interessierte Kinder können gerne vorbeischauen.