Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Obermain
Icon Pfeil nach unten
Lichtenfels
Icon Pfeil nach unten

LICHTENFELS: Mit Medaillensegen nach Hause

LICHTENFELS

Mit Medaillensegen nach Hause

    • |
    • |
    Auszeichnung: Für seine überragenden Erfolge bei der offenen Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaft durfte sich Axel Richter beim Empfang im Lichtenfelser Rathaus ins Ehrenbuch der Stadt Lichtenfels eintragen.
    Auszeichnung: Für seine überragenden Erfolge bei der offenen Deutschen Meisterschaft und der Weltmeisterschaft durfte sich Axel Richter beim Empfang im Lichtenfelser Rathaus ins Ehrenbuch der Stadt Lichtenfels eintragen. Foto: Klaus Gagel

    Drei Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen lautet die Erfolgsbilanz von Axel Richter nach seiner Rückkehr von der Weltmeisterschaft in Tschechien. Mit diesem Ergebnis unterstreicht das „Aushängeschild“ der königlich-privilegierten Scharfschützengesellschaft Lichtenfels seine Ausnahmestellung unter den deutschen und internationalen Silhouettenschützen.

    Zuvor hatte er bei der Deutschen Meisterschaft bereits sieben Mal Gold und fünf Mal Silber geholt: zwölf Medaillen innerhalb von drei Tagen - bei 405 Schuss. Für diese außergewöhnliche Leistung gab es nun einen Empfang im Lichtenfelser Rathaus mit einem Eintrag ins Gästebuch der Stadt.

    Beim Silhouettenschießen wird mit Lang- und Kurzwaffen auf große Entfernung auf Metallziele geschossen. Mit dem Kleinkaliber sind das 25 bis 100 Meter. Mit der großkalibrigen Kurzwaffe schießt man von 50 bis 200 Meter und mit dem Großkalibergewehr wird stehend freihändig auf Ziele geschossen, die 200 bis 500 Meter entfernt sind.

    Die Ziele zeigen Tiersilhouetten vom Huhn bis zum Widder. Treffer reißen sie mit einem metallischen Klang von den Füßen; Fehlschüsse wirbeln Staubfontänen auf. Mehrere Schützen sind gleichzeitig am Start. Für je fünf Schuss hat man drei Minuten Zeit. Silhouettenschießen ist auch für die Zuschauer ein sehr spektakulärer Sport.

    Der sportbegeisterte Bürgermeister Andreas Hügerich machte aus seiner Bewunderung für den Medaillensegen und die damit verbundene Energieleistung von Axel Richter kein Hehl. Auch wenn es sich beim Silhouettenschießen in Deutschland leider um eine Randsportart handelt. Das liegt an den hohen technischen und körperlichen Voraussetzungen, die man für diesen Sport mitbringen muss.

    Der finanzielle Aufwand für den Schützen ist nicht unerheblich. Zudem mangelt es in Deutschland an den entsprechenden Schießständen. „Wir haben knapp 200 Silhouettenschützen, davon etwa ein Drittel Aktive“, weiß Axel Richter. Dennoch ist schon die offene Deutsche Meisterschaft eine sportliche Herausforderung, von der WM ganz zu schweigen.

    Bei der „offenen“ Deutschen waren rund 70 Schützen aus ganz Europa angetreten. Die WM ist noch internationaler besetzt. Zur WM kommen Schützen aus 16 Ländern. Voraus gehen monatelange Ausscheidungswettkämpfe, um sich zu qualifizieren. „Das macht schon Spaß, wenn man sich mit diesen Leuten messen darf“, so der heimische Schütze.

    Die Vorbereitung auf diese internationalen Wettkämpfe ist extrem und zeitintensiv. „Wir machen im Prinzip alles selbst“, erzählt Axel Richter. „Wir müssen auf Grund der Seltenheit der Waffen sehr viel selbst reparieren und verbessern. Und wir laden auch alles selbst. Das gilt für die gesamte Munition mit Ausnahme der Kleinkalibermunition. Die Anforderungen sind so extrem, dass man ohne eine spezielle Vorbereitung gar nicht zurecht kommt.“

    Dazu kommt die eigene körperliche Fitness. Zwölf Starts an drei Tagen bei der Deutschen Meisterschaft, das ist eine ganz heiße Nummer in sportlicher Hinsicht. Da muss man schon fit sein, weil die Beanspruchung gerade bei den Großkaliberdisziplinen auf große Entfernung enorm ist.

    Schon ein dreiviertel Jahr vorher beginnt die intensive Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. „In der WM-Vorbereitung schieße ich dreimal die Woche und trainiere sportlich vier bis fünf Mal die Woche. Dazu gehört Schwimmen einmal die Woche, Mountain-Bike-Fahren und zusätzlich zwei bis dreimal Krafttraining sowie normale Fitnessübungen aus dem Biathlonbereich und Gleichgewichtsübungen. Jeder Tag in so einer Wettkampfvorbereitungswoche ist also gut ausgefüllt.“

    Nach der WM hat Axel Richter allerdings 14 Tage lang keine Waffe mehr angefasst. Die Reserven sind ebenso leer wie die Munitionsbehälter. Wir sind nach Tschechien gefahren mit 2100 Schuss Munition, verbraucht wurden zirka 1300. Dazu kommt ein enormes Waffenpotenzial von insgesamt 14 Lang- und Kurzwaffen. Die Bundespolizisten, die ihn bei seiner Rückkehr nach Deutschland kontrolliert haben, reagierten entsprechend nervös mit der Hand an der eigenen Waffe, ehe Axel Richter sein Waffenarsenal anhand der entsprechenden Dokumente legitimieren konnte.

    Die WM ist eine ganz besondere Hausnummer. Da muss man 14 Tage auf höchstem Niveau schießen. Jeder Schütze braucht dabei einen „Spotter“, der mit dem Spektiv genau verfolgt, wie der Schuss sitzt. Um angesichts der damit verbundenen Nervenanspannung Diskussionen mit seiner Ehefrau Ulrike zu vermeiden, bildete Axel Richter, nicht wie sonst mit seiner Frau Ulrike, sondern mit einem Österreicher, der zugleich sein Gegner im Wettkampf war, ein Spotter-Team. So ist das bei den Silhouettenschützen. Nachdem man sich tagsüber aufs Schärfste duelliert hat, sitzt man abends gemütlich beisammen, kocht und isst zusammen. Die Erfahrungen bei den Wettkämpfen und die Bekanntschaft mit anderen Weltklasseschützen haben bei Axel Richter tiefe Eindrücke hinterlassen. „Die Tochter des besten Gewehrschützen aus Österreich schießt, seit sie zehn Jahre alt ist, was bei uns leider nicht möglich ist. Das Mädchen hat letztes Jahr mit 16 Jahren angefangen uns zu ,vermöbeln' und hat heuer mit dem Großkalibergewehr auf 500 Meter die gesamte versammelte Weltelite deklassiert. Freistehend schießt die junge Frau von 40 möglichen Treffern 34. Unsereins schafft 28 bis 30, die Weltspitze 30 bis 31.“ Aber auch die eigenen Erfolge erzeugen ein Gänsehautgefühl. Etwa die Goldmedaille mit der Field Pistol. „Da war ich gar nicht darauf gefasst, dass ich in dieser Disziplin so weit vorne liege. Ich war dann mit einem Finnen, einem langjährigen sehr guten Pistolenschützen, punktgleich.“ Dann folgt ein „Shoot Off“, bei dem die punktgleichen Schützen auf die nächst weitere Distanz auf fünf Ziele schießen müssen. Stehend frei mit Kimme und Korn, also eine der schwierigsten Disziplinen.

    „Der Kerl hat drei gleiche Durchgänge im Stechen geschossen. Mit dem letzten Schuss im dritten Durchgang hab ich ihn um einen Treffer geschlagen. Darauf hin habe ich ihm gratuliert. Er hat mich nur angegrinst und mir dann mitgeteilt, dass er jetzt hätte aufgeben müssen, weil dies sein letzter Schuss war. Niemand konnte erwarten, dass er in dieser Disziplin dreimal stechen muss. Er hat bis zu diesem Schuss gekämpft, und ich habe ihm nicht angemerkt, dass er gerade am Ende war.“ „Eine ganz heiße Nummer, die nur funktioniert, wenn man absolut fit ist. Nach diesem Durchgang konnte ich nicht einmal mehr mein Visier verstellen. Die Haare standen zu Berge und alles war kalt. Alles war plötzlich leer.“

    Und dies waren die Erfolge von Axel Richter bei der Weltmeisterschaft: Gold: BigBorePistol Unlimited (Int-Class); FieldPistolProduction (Int-Class), BigBoreRifle Silhouette (Master Class).

    Silber: SmallBoreRifle Light (Master Class); Steyr Trophy.

    Bronze: BigBorePistol Revolver (Int-Class); SmallBorePistol Aggregate; Standing Aggregate; SmallBoreRifle Silhouette (Master Class), AirPistol.

    Seine Ehefrau Ulrike Richter, die ebenfalls zu den besten Silhouettenschützinnen in Deutschland zählt, gewann bei der DM in Philippsburg eine Bronzemedaille: Small Bore Handgun Standing (Kleinkaliber-Pistole Stehend, 25/50/75/ 100m), 23 von 40 Treffer. Dreimal lag sie in anderen Disziplinen auf dem siebten Platz. Bei der WM in Tschechien konnte sie mit einem 7. und einem 11. Platz als beste Platzierungen hervorragend mithalten. Dabei schießen die Damen gemeinsam mit den Herren und das mit „schwerem Gerät“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden