„Aus Oberfranken kommen hochwertige und schöne Produkte.“ Diese Feststellung von Christian Dahm, Geschäftsführer des Verbands der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung, unterstrich die Besichtigung zweier heimischer Unternehmen am Donnerstag. Auf Einladung des deutschen Möbelindustrieverbands gaben Machalke in Hochstadt und K+W in Lichtenfels einen Einblick in Geschäftsentwicklung und Fertigungsablauf, wobei die Präsentation erfolgreicher Produktlinien breiten Raum einnahm.
Mit der Beschreibung „Machalke steht für die Liebe zum Material Leder“ hatte Geschäftsführer Thomas Schlosser nicht zu viel versprochen. Für die teilnehmenden Verbands- und Pressevertreter wurde diese Leidenschaft bereits zu Beginn des Rundgangs spürbar.
Im früheren Verwaltungsgebäude der Polsterwerkstätten, die in zwei Jahren ihr 40-jähriges Bestehen feiern, ist das Lager untergebracht. Häute von 5000 Rindern im Wert von 1,2 Millionen Euro warten hier auf die Weiterverarbeitung. Kein Wunder, liegt doch der Anteil von Ledermöbeln im Machalke-Portfolio bei 85 Prozent. Zwei bis drei Häute sind notwendig, um ein 2,50 Meter breites Sofa zu beziehen. Zum überwiegenden Teil verwendet die Firma im Hochstadter Ortsteil Wolfsloch Material aus Europa, aber auch Leder aus Brasilien oder vom thailändischen Wasserbüffel hängt auf Hunderten von Ständern. Die teuersten von ihnen wurden nach einem neuartigen Verfahren gegerbt, mit Extrakten von Olivenblättern anstelle der verbreiteten chromhaltigen Substanzen, was vor allem Allergiker zu schätzen wissen.
Direkt nebenan, wo das Leder von Hand oder lasergenau per Maschine zurecht geschnitten wird, spricht Thomas Schlosser die steigenden Rohstoffpreise an. Komplett aufgebraucht wären die weltweiten Vorräte, „wenn sich jeder Chinese einmal im Jahr ein paar Lederschuhe kaufen würde“.
Auch deshalb hat sich die Entwicklung des Ledersofas vom Repräsentations- zum Massenobjekt wieder umgekehrt. Und das, obwohl die Hochstadter, deren rund 160 Mitarbeitern durchschnittlich 350 „Sitzeinheiten“ am Tag produzieren, nicht jede Preissteigerung an die Händler weitergeben wollen.
Mit dem bisherigen Geschäftsverlauf 2014 ist Schlosser „mittelmäßig zufrieden“. Das durchschnittliche Umsatzplus der oberfränkischen Branche für das erste Halbjahr (zwei Prozent) erreiche Machalke jedoch nicht.
Noch am Anfang stehe die Zusammenarbeit mit Internethändlern. Dank „Maßanfertigung“ und trotz der dadurch bedingten Lieferfrist von bis zu sechs Wochen erhofft sich der Geschäftsführer davon mittelfristig einen Anteil von bis zu 15 Prozent am Gesamtumsatz, der derzeit bei 30 Millionen Euro jährlich liegt.
Punkten will die Firma zudem mit „feinerer Linienführung“ bei seinen Produkten (Schlosser: „Der Trend geht weg von wuchtigen Möbeln, das acht Meter breite Sofa bauen wir nur noch selten“) und dezenten Variationen bei den Farben, wobei Naturtöne nach wie vor gefragt sind. Funktionselemente wie Dreharmlehne, Sitzauszug oder Kopfteilverstellung spielten ein „mittlere Rolle“, würden nur dann einsetzt, wenn sie dem Komfort dienen.
Apropos Komfort – mit einem immer noch weit verbreiteten Irrtum wurde beim Besuch eines weiteren Möbelproduktions-Aushängeschilds im Lichtenfelser Landkreis aufgeräumt: „K+W steht nicht für Krauss und Weinbeer, sondern für Komfort und Wohnen“, schärfte Vertriebsleiter Rainer Thiele den Gästen gleich am Anfang der Betriebstour ein.
Nicht ohne Grund fiel die Besichtigung der Produktion in Oberwallenstadt ungleich kürzer aus als die der „Showrooms“, wo die fertigen Möbel ansprechend präsentiert werden. Schließlich steht dort die Produktreihe, „ohne die es die Firma nicht mehr geben würde“, wie Thiele betont.
SiLaxx (Sitzen und Relaxen kombiniert) heißen die Möbel, mit denen K+W durchstartete, nachdem der oberfränkische Polstermöbel-Dino (Gründung: 1799) im Jahr 2007 Insolvenz angemeldet hatte und von der Taufkirchener Himolla-Gruppe übernommen wurde. Dabei handelt es sich beispielsweise um „Dinnersofas“, eine komfortable Eckbank-Variante, durch die man nach dem Essen nicht mehr aufstehen muss, um es sich auf der Couch bequem zu machen.
Die clevere Einrichtungsidee für Speisezimmer ermöglichte das, was Rainer Thiele heute „Erfolgsstory“ nennt: eine Umsatzsteigerung von elf auf zirka 55 Millionen Euro seit 2007; ein momentanes prozentuales Plus im zweistelligen Bereich; neue Standorte in Mitwitz (Teile der Polsterei), Paderborn (Lager) sowie in der Slowakei und Ungarn (jeweils Produktion); ein Anstieg der Mitarbeiterzahl von 91 in 2007 auf heute über 480 (davon 246 in Lichtenfels), die insgesamt 800 Möbeleinheiten täglich fertigen.
„2015 wird noch besser“, ist Vertriebsleiter Thiele überzeugt. Ein Selbstbewusstsein, das auf jüngsten Erfolgen basiert und in weiteren Innovationen mündet: „Softlook“-Wohnmöbel mit Kammersystem-Überzug sind ebensolche Verkaufsschlager wie der „Wave“-Stuhl, der laut Thiele „in so gut wie jedem deutschen Möbelhaus steht“; großes Potenzial steckt im „Wunschbank“-Konzept, an dem ein Jahr getüftelt wurde und mit dem der Kunde in zwölf Schritten seine individuelle Eckbank zusammenstellen kann.
„Klipp, klapp“ sind zwei Worte, die Rainer Thiele während der Führung oft verwendet. Kopfteile zum Umklappen oder Abnehmen, verstellbare Armlehnen, Rollen am Sessel oder Stauraum in der Sitzbank, im Gegensatz zu Machalke setzt K+W immer mehr auf Funktion, stattet 80 Prozent seiner Sofas damit aus.
Was nicht zuletzt beweist, dass man für hochwertige und schöne Produkte aus Oberfranken nicht die gleiche Philosophie haben muss.