Während in Deutschland die Lokführer streikten und Reisende in Hotelzügen übernachten mussten, feierten die IG Metaller am vergangenen Freitag in der Stöwer-Kantine in Rödental ein großes Jubiläumsfest. Rund 400 Mitglieder ließen sich Freibier und kostenloses Essen schmecken und erfreuten sich an dem Gesang des Coburger Seemannschores.
Jubilare, die bis zu 65 Jahren ihrer Gewerkschaft treu geblieben sind, wurden mit Urkunden und Geschenken ausgezeichnet. In ihren Festreden erwähnten die Funktionäre die Aktion der Lokführer nur am Rande.
Hauptredner Klaus Ernst, Bundestagsabgeordneter der Linken, war überzeugt, dass die Bundesrepublik Deutschland als Exportweltmeister auf Kosten der abhängig Beschäftigten sei. Der Anteil der im Niedriglohnsektor Arbeitenden steige stetig, die Schere zwischen den Ärmsten und den Reichsten klaffe weit auseinander. „Hunger- und Dumpinglöhnen halten wir einen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde entgegen“, sagte der ehemalige Parteivize der Linken.
Die Bundesregierung diskutiere, kleinere Gewerkschaften zu disziplinieren. Die jüngste Idee sei, Streiks zum Beispiel von Zugführern oder Piloten, zwar nicht zu verbieten, aber die ausgehandelten Tarifverträge nicht mehr wirksam werden zu lassen. Ein Streik habe aber gerade den Sinn, einen Tarifvertrag zu erreichen.
Werde ein Tarifvertrag einer kleinen Gewerkschaft nicht wirksam, weil automatisch der Tarifvertrag der größeren Gewerkschaft gilt, werde ein Streik sinnlos, auch wenn er noch erlaubt wäre, sagte der 59-Jährige. Es gebe keine Notwendigkeit für eine gesetzliche Regelung. „Eine faktische Einschränkung des Streikrechts ist grundgesetzwidrig“, machte er deutlich. Das Ziel, zu einheitlichen Tarifverträgen in den Betrieben zu kommen, müssen die Gewerkschaften selber regeln.
Ernst kritisierte eine massive Nachfrageschwäche in Deutschland und Europa. Auch Investitionen blieben aus, denn Unternehmen investierten nur, wenn sie damit rechnen, dass sie die zusätzlich produzierten Güter auch verkaufen können. „1991 haben große Unternehmen fast die Hälfte der Unternehmensgewinne investiert, im letzten Jahr nur noch magere vier Prozent“, sagte er.
Die Bundesregierung verstärke diesen Trend. Im Rahmen ihrer Sparpolitik habe sie die staatlichen Investitionen runtergefahren. Seit 2003 lägen die Abschreibungen über den Investitionen, Substanzverzehr finde statt. Gegenmittel wäre zum einen eine kräftige Erhöhung der Realeinkommen bei Beschäftigten und Rentnern, zum anderen ein öffentliches Investitionsprogramm – zum Wohl der künftigen Generationen. Auch das europäische Ausland brauche dringend Impulse für die Konjunktur. Dieses könnte über höhere Steuereinnahmen bei jenen, denen es nicht wehtut, sozial gerecht finanziert werden.
Einen neuen Tarifvertrag zur Altersteilzeit brauchen wir schon allein deshalb, weil der bisherige aufgrund der Einführung der Rente mit 63 für langjährig Versicherte im März 2015 auslaufe, erläuterte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Coburg, Jürgen Apfel. Gerade angesichts zunehmender Belastungen und Veränderungen der Arbeitsbedingungen biete es sich an, im selben Zug auch dringend notwendige Verbesserungen für die Beschäftigten vorzunehmen.
Die Jubilare im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung
25 Jahre: Richard Hofmann, Kai Uschbanok (Zapfendorf); Sabine Schultheiß, Ingrid Krappmann, Hannelore Krause, Edgar Meusel, Bernd Heuschmann, (Lichtenfels); Rainer Rötzer, Anton Bauer (Burgkunstadt); Thomas Hutterer (Bad Staffelstein); Thomas Wagner, Vicenta Finsel, Dietmar Geßlein, Hubert Partheymüller, Christian Berner (Marktgraitz); Helga Gesslein, Birgit Schmidt, Jochen Heublein, Walburga Herzog, Uwe Körner, Volker Michalek, Gerhard Stumpf, Hans-Jürgen Geßlein (Redwitz); Cornelia Weberpals (Weismain); Peter Zantner (Altenkunstadt); Karl-Heinz Michel, Uwe Holewa (Marktzeuln).
40 Jahre: Hans-Jürgen Hopfenmüller (Zapfendorf), Otto Schoof, Hans Ritz (Seßlach); Willi Geiger, Hans-Dieter Helmbrecht, Heinrich Vetter, Udo Engelhardt, Klaus Günther (Lichtenfels); Robert Hofmann (Burgkunstadt); Peter Dumproff, Reinhold Beutel (Bad Staffelstein), Gunter Tremel.
50 Jahre: Ursula Barnikel, Walfried Ernst, Franz Nuffer, Paul Rölich (Lichtenfels).
60 Jahre: Georg Fritz (Zapfendorf); Gerda Sprotte, Rudolf Feil, Karl-Heinz Göhring, Rudi Eder (Lichtenfels); Horst Bormann (Burgkunstadt); Alfred Himmel (Michelau).
65 Jahre: Rudolf Held, Elfriede Held (Michelau).