Ein paar Stifte, Zeichenblätter, Aquarellfarben und Wasser - viel mehr braucht Martin Burkhardt nicht, wenn er zur Arbeit geht. Der 33-Jährige ist Gerichtszeichner. Mit Stift und Papier hält er fest, was während einer Gerichtsverhandlung passiert.
Der Richter trägt eine lange schwarze Robe. Als er den Gerichtssaal betritt, erheben sich alle anderen Personen im Raum. Einen Moment später wird ein Zeuge in den Saal geführt. Er schaut nervös auf den Boden, als er vom Richter befragt wird. Situationen wie diese hält Martin Burkhardt mit Stift und Papier fest. Der 33-Jährige arbeitet als Gerichtszeichner.
In Deutschland ist es verboten, in einem Gerichtssaal während einer Verhandlung zu filmen oder Töne aufzunehmen. „Sobald der Richter in den Saal kommt, müssen alle Kameras raus“, sagt Martin Burkhardt. Wenn im Fernsehen über einen wichtigen Prozess berichtet wird, wollen die Zuschauer aber oft auch Bilder von der Verhandlung sehen. Dann gibt es für die Fernsehleute nur eine Möglichkeit: Sie zeigen Zeichnungen. Denn die dürfen in der Regel auch während der Verhandlung angefertigt werden.
„Die Prozesse beginnen meistens um neun Uhr morgens“, sagt Martin Burkhardt. Wenn er einen Zeichen-Auftrag hat, ist er allerdings schon ein bisschen früher im Gericht. Kurz bevor es losgeht, bespricht er mit den Fernseh-Journalisten, welche Personen er unbedingt darstellen soll. „Dann suche ich mir im Gerichtssaal einen Platz aus, von dem ich einen guten Blick habe“, erzählt er.
Das geht ganz schnell
Wenn die Verhandlung beginnt, legt Martin Burkhardt sofort los: „Als Erstes mache ich eine Vorzeichnung mit Bleistift, dann koloriere ich das Bild mit Aquarellfarben. Zum Schluss zeichne ich wichtige Linien mit einem dünnen schwarzen Filzstift noch einmal nach.“ Nach der Verhandlung flitzt er dann aus dem Gerichtssaal. „Dort stehen die Kamerateams von den Sendern, die meine Zeichnungen abfilmen.“ Kurze Zeit später sind Martin Burkhardts Bilder häufig schon in den Fernseh-Nachrichten zu sehen.
Viele Gerichtszeichner arbeiten eigentlich als Designer, Illustratoren oder Künstler. Auch Martin Burkhardt ist nur ab und zu als Gerichtszeichner beschäftigt. Die meiste Zeit arbeitet er als Illustrator. Das heißt, er bebildert Bücher, Magazine und Internetseiten.
Wer als Gerichtszeichner arbeiten will, muss vor allem gut Personen zeichnen können. Außerdem muss man schnell sein. „Manchmal habe ich nur eine halbe Stunde Zeit, um eine Zeichnung zu machen“, erklärt der Profi. Martin Burkhardt hat zum ersten Mal vor über zehn Jahren als Gerichtszeichner gearbeitet. „Da habe ich noch studiert“, erzählt er. Seitdem war er schon bei einigen großen Verhandlungen dabei. „Toll ist, dass ich viel unterwegs bin. Denn ich zeichne bei Prozessen in ganz Deutschland“, sagt er. Was Martin Burkhardt außerdem gut findet: „Wenn ich als Illustrator arbeite, dauert das sehr lange und ich muss meine Zeichnungen häufig korrigieren. Als Gerichtszeichner ist das anders. Wenn ich aus dem Saal raus bin, ist mein Job getan.“ dpa