Ein Ebola-Verdacht bestätigte sich gestern glücklicherweise nicht. Jedoch lösten die Krankheitssymptome eines 29-jährigen Asylbewerbers aus der Unterkunft in der Nordgauer Straße einen Großeinsatz von Polizei, Rotem Kreuz und Feuerwehr aus. 10.42 Uhr. Ebola-Verdachtsfall im Landkreis Lichtenfels. Ein Bewohner des Asylbewerberheims schildert telefonisch bei der Integrierten Leitstelle den Zustand des äthiopischen Mitbewohners. Die Disponenten können eine Ebola-Erkrankung nicht ausschließen. Sie zögern nicht lange: Großalarm für Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei. Besser auf Nummer sicher gehen, lautet die Devise. Weiträumig riegeln die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lichtenfels das Gebiet um das Heim in der Nordgauer Straße ab. Orangene Pylonen versperren den Weg. Ganz routiniert gehen die Mannen zu Werke, weisen freundlich, aber sehr bestimmt die Autofahrer ab. Kein Durchkommen für Fließverkehr und Passanten. Nur Anwohner werden in den angenommenen Gefahrenbereich gelassen. Auskünfte über den Grund der Absperrung werden nicht gegeben. Informationssperre. Sonderfahrzeug angefordert Die Rettungskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes Lichtenfels holen sich die Kollegen der Schnellen Einsatzgruppe des Katastrophenschutzes Kronach zur Unterstützung. Der dortige BRK-Kreisverband hat ein Sonderfahrzeug für die „Infektionsgruppe 4“. Selbst angeschafft, eine freiwillige Leistung. Ein Rettungsfahrzeug mit spezieller Beladung – und eben der benötigten Schutzausrüstung sowie Desinfektionsmöglichkeiten für Einsätze dieser Art. Stundenlang währt die Ungewissheit in der Nordgauer Straße. Auch wenn aufgrund der Herkunft und der Tatsache, dass der Erkrankte schon seit September in Deutschland ist, vieles gegen Ebola spricht. Ein Restrisiko bleibt. Man will alles ausschließen. Mit speziellen Schutzanzügen betreten die Amtsärzte und Sanitäter das Gebäude, untersuchen den Patienten im zweiten Stock des Asylbewerberheims. Wer Kontakt zum Patienten hat, gilt vorsichtshalber als kontaminiert. Die sonnengelben Schutzanzüge werden nach Verlassen des Gebäudes sorgsam desinfiziert. Wer von den zirka 50 Einsatzkräften nicht in den unmittelbaren Gefahrenbereich muss, hält Abstand. Zu den Symptomen, die der 29-jährige Äthiopier aufweist, gibt es keine Details. Nach Informationen des Obermain-Tagblatts leidet der Mann, der seit dem 1. September dieses Jahres in Deutschland lebt, an hohem Fieber. Ein markantes Symptom der Krankheit. Deswegen kann zu Beginn der Ebola-Verdacht nicht ausgeschlossen werden, so das Landratsamt. 14.45 Uhr. Die Amtsärzte geben Entwarnung, der Verdacht auf Ebola hat sich nicht bestätigt. Auch der Würzburger Tropenmediziner Professor August Stich von der Missionsärztlichen Klinik, der telefonisch hinzugezogen wurde, schließt laut Angaben des Landratsamtes Lichtenfels eine Ebolainfektion aus. Vorsorglich ins Klinikum Aufatmen bei BRK-Einsatzleiter Tobias Eismann und Kreisbrandrat Timm Vogler. Der Rettungsdienst bringt den 29-jährigen Äthiopier vorsorglich ins Helmut-G.-Walther-Klinikum. Für ihn und die aktuell 45 Bewohner des Asylbewerberheims besteht keine Gefahr. „Ich bin froh, dass sich der Verdachtsfall nicht bestätigt hat, und danke allen Einsatzkräften für ihr besonnenes, professionelles Verhalten während des Einsatzes“, sagt Landrat Christian Meißner, der sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation macht. „Wir haben uns im Rahmen der jüngsten Sitzung der Führungsgruppe Katastrophenschutz bereits mit dem Thema Ebola beschäftigt, so dass hier eine umfassende Information an alle Mitglieder gegeben wurde.“ Was aber würde passieren, wenn sich der Verdacht tatsächlich erhärten würde, dass ein fieberkranker Mensch das hochgefährliche Ebola-Virus in sich trägt? Dann würde, sagt Dr. Johann Löw, der Leiter des Würzburger Gesundheitsamts, das zuständige Gesundheitsamt die neugegründete, dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit unterstehende Task Force „Infektiologie Flughafen“ informieren, die die Ermittlung und Untersuchung in einem solchen Fall übernehmen würde. Auch in Lichtenfels wurde diese Task Force telefonisch hinzugezogen. Diese besteht aus fünf Ärzten und einem Hygiene-Inspektor. Seit Ende Oktober ist diese Task Force im Dienst. Bis zum Eintreffen des Teams müsste laut Löw der Patient selbstverständlich isoliert werden; die Kontaktaufnahme müsste aus einer gewissen Distanz erfolgen. Der Transport eines möglicherweise hochinfektiösen Patienten unterliegt massiven Sicherheitsvorschriften. Laut dem Leiter des Würzburger Gesundheitsamtes muss ein Patient, der auf bayerischem Boden Ebola-Symptome zeigt, ins Ebola-Behandlungszentrum gefahren werden, das Klinikum München-Schwabing, das auf lebensbedrohliche Infektionskrankheiten spezialisiert ist. Von dort müsste auch das spezielle Krankenfahrzeug der Feuerwehr kommen, mit dem der Patient nach München gebracht würde.
LICHTENFELS