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OBERLANGHEIM: „Die Elster als Nutzvogel akzeptieren“

OBERLANGHEIM

„Die Elster als Nutzvogel akzeptieren“

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    Riesig: Das Elsternest im Garten der Familie Zientek in Oberlangheim.
    Riesig: Das Elsternest im Garten der Familie Zientek in Oberlangheim. Foto: Fotos: Christa Schröder

    Brigitte Zientek aus Oberlangheim war überrascht, als sie in ihrem Garten kürzlich ein Riesennest entdeckte. Es befindet sich in einer Buche direkt neben dem Gartenteich. Jupp Schröder, aktives Mitglied im Landesbund für Vogelschutz, wurde zu Rate gezogen. Für ihn war es gleich klar, dass das Nest von Elstern gebaut wurde.

    Brigitte Zientek hatte Bedenken, wie sich die Anwesenheit der Elstern auf die Vogelwelt auswirkt. „Mein Garten ist ein reines Vogelparadies. Meisen verschiedenster Arten, Kleiber, Amsel, Hausrotschwanz, Bachstelzen und viele andere Arten kann ich beobachten. Viele nisten sogar auf meinem Gelände. Wenn jetzt die Elstern im Garten zuhause sind, haben die Singvögel überhaupt noch Chancen, erfolgreich zu brüten? Lassen sich die anderen Vogelarten dann noch bei uns blicken? Soll ich die Elstern gewähren lassen?"

    Solche Äußerungen bekomme er oft zu hören, meint der frühere Kreisfachberater. Nicht nur die Elster „räubert", meint er in Anspielung auf das, was man dem Vogel in schwarz-weiß nachsagt. Die Elster sei wahrlich nicht die einzige Art, der auch das“Plündern" von fremden Nestern (übrigens auch der eigenen Art) nicht fremd sei.

    Auch Amsel räubert

    „Das machen auch Eichelhäher, Raben, Steinmarder und die Katzen oder Dohlen und Eichhörnchen, denen man so etwas gar nicht zutrauen möchte“, sagt Schröder. Selbst Grün- und Buntspechte gingen an die Nester, und auch die Amsel hole Eier aus dem in der Hecke benachbarten Grasmückennest, wenn sich die Gelegenheit dazu biete.

    Da die Elster tagsüber recht ungeniert Vogelnester ausnehme, werde ihr weit mehr an Nesträuberei angelastet, als dies tatsächlich zutreffe. „Elstern können gar nicht ihre Beutetiere ausrotten. Würden sie so handeln, wie man ihr unterstellt, wären ihre Tage als erfolgreiche Vogelart längst vorbei. Mit laufender Abnahme der Beute wird die Suche nach ihr immer schwerer. Es bleibt dann kaum oder gar keine Zeit mehr für das eigene arterhaltende Geschäft. Eine einseitige Spezialisierung wäre also für die Elster eine echte Sackgasse", sagt Schröder.

    Eine Ausrottung von Singvogelarten, die man ausschließlich der Nesträuberaktivität der Elster zuweisen könne, sei nicht zu erwarten und habe wissenschaftlich bislang auch tatsächlich nicht nachgewiesen werden können. Eine Übervermehrung der Elster sei gar nicht möglich, so Schröder. Dies würde es im biologischen Sinne auch gar nicht geben. Wenn eine Tierart zunehme, habe sie im Augenblick die günstigeren Bedingungen in ihrem Lebensraum ausgenutzt. Das könne eine verbesserte Nahrungsgrundlage sein, wie zum Beispiel bei vermehrt anfallendem Aas entlang der Autobahn, oder auch verbesserte Nistangebote.

    „Ökologisch nicht sinnvoll“

    Eine direkte Bekämpfung der Elstern sei aus Artenschutzgründen abzulehnen und zudem ökologisch nicht sinnvoll. Es würde kein einziges Vogelnest weniger geplündert werden. Marder, Eichhörnchen und die vielen anderen Tiere würden sich den Beuteanteil der Elstern sehr schnell aufteilen. Wenn schon eine Reduzierung, dann müsste man also auch diese Tiere radikal bekämpfen.

    Elstern hätten neben dem Nesträubern auch noch eine ganz andere ökologische Rolle. „Elstern liefern zum Beispiel mit ihren Nestern auch Nistmöglichkeiten für Turmfalken, Baumfalken und Waldohreulen, die selbst alle nicht bauen. Eine radikale Abnahme der Elstern Population hätte auch für diese Vogelarten Konsequenzen,“ sagt Schröder. Um das Räubern im Garten etwas vorzubeugen, bleibe nur der direkte Weg zu einem vogelgerechten Garten. Wichtig sei es, stachelige Sträucher zu pflanzen. Sie böten, besonders, wenn sie durch häufigen Schnitt recht dicht wüchsen, guten Unterschlupf, Nist- und Fluchtmöglichkeiten für die kleinen Sänger. Sie hielten andere größerer Räuber ab.

    Katzen würden solche Sträucher ebenfalls meiden. Efeu, wilder Wein, Weinreben oder Spalierobst am Haus und Garten hochgezogen, brächten ebenfalls ein Mehr an optimalen Nistmöglichkeiten. Auch die Zwischenräume von Holzstößen und Reisighaufen seien eine große Unterstützung für kleine Singvögel.

    „Kein Unschuldslamm“

    Die Elster sei weder ein Unschuldslamm noch eine mordende Bestie, so Schröder. Sie gehe ihrem angeborenen Trieb nach, der weder gut noch böse sei. Es sei an der Zeit, dass man die Rolle der Elster als Regulator akzeptiere. Er habe aber sehr großes Verständnis dafür, dass dies manchen Vogelliebhabern schwerfällt. Brigitte Zientek sieht mit Hilfe der Informationen von Jupp Schröder die Elstern mit ganz anderen Augen. Sie betont, dass es sich um sehr schöne Vögel handelt, die dazu noch besonders intelligent sind. Sie werde das Nest in ihrem Garten schonen.

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