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LICHTENFELS: „Es ist normal, verschieden zu sein“

LICHTENFELS

„Es ist normal, verschieden zu sein“

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    „Was wir zu lernen haben ist so schwer und doch so einfach und klar: Es ist normal, verschieden zu sein“: Dieses Zitat des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker fasst sehr gut zusammen, um was es dem Behindertenbeauftragten im Landkreis, Manfred Robisch, geht. Menschen mit Behinderung sind Partner in unserer Gesellschaft. Sie sollen nicht ausgegrenzt sein oder sich ausgegrenzt fühlen.

    Robisch berichtete bei der Abschlusssitzung des Kreistages am vergangenen Montag über seine Arbeit im ablaufenden Jahr. Dabei war er auch durchaus selbstkritisch, denn er meinte, viele Bürgerinnen und Bürger würden die vorhandenen Hilfsangebote nicht finden oder gar nicht erst kennen.

    Das erscheint verwunderlich, denn Robisch arbeitet an vielen Fronten, wenn es um die Belange von behinderten Menschen geht. Dabei sind die regelmäßigen Sprechstunden im Landratsamt nur ein kleiner Teil. Viele Gespräche führt der Behindertenbeauftragte bei seinen Beratungen, um zu unterstützen und zu beraten.

    Barrierefreiheit

    Weiterer Schwerpunkt ist die Forderung, die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum voranzubringen. „Gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel wird die barrierefreie Gestaltung von Straßen, Wegen, Plätzen, öffentlichem Nahverkehr und öffentlichen Gebäuden immer wichtiger und bringt Erleichterungen und Vorteile für alle“, so Manfred Robisch. In diesem Zusammenhang habe er in diesem Jahr 20 Stellungnahmen abgegeben.

    Robisch nannte einige beispielgebende Projekte, wie Barrierefreiheit im Landkreis umgesetzt wird. „In der Heimat wohnen“ in Altenkunstadt sei ein behindertenfreundliches und barrierefreundliches Mietwohngebäude. In Bad Staffelstein soll bis Sommer 2017 eine weitere barrierefreie Wohngemeinschaft für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung unter dem gleichen Motto wie in Altenkunstadt entstehen. Das ehemalige Schwesternhaus in Lichtenfels nahe der Stadtpfarrkirche werde von der Caritas zum neuen barrierefreien Heim für Mitarbeiter der Behindertenwerkstätten.

    Robisch meinte allerdings, dass gegenwärtig die Barrierefreiheit bei Neubauten hauptsächlich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrer abgestellt werde, nicht so sehr aber auf Menschen mit Sehbehinderung und Hörbehinderung. Trotz aller Anstrengungen gebe es zudem noch einige öffentliche Gebäude im Landkreis, die nicht barrierefrei erreichbar seien. Der ÖPNV, hauptsächlich Züge, seien oft nicht rollstuhlgerecht. Bahnhöfe wie Burgkunstadt und Bad Staffelstein seien nicht barrierefrei. Für Ebensfeld sei, auch dank des Einsatzes von Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner, im Zusammenhang mit der ICE-Neubaustrecke eine Lösung für barrierefreien Zugang gefunden worden.

    Der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht behinderter Kinder ist laut Robisch ebenfalls ein wichtiges Thema für die Zukunft. Damit verbunden sei der Begriff Inklusion. Damit Inklusion funktioniere, müsse zunächst eine „breite Akzeptanz“ in der Bevölkerung geschaffen werden. Robisch meint, dass Einzelintegration in die Kindertagesstätte und die Schule Vorrang vor Eingliederung in integrative Einrichtungen haben soll. Im Landkreis gebe es vier integrative Kindertagesstätten an acht Standorten, in denen Kinder mit einer drohenden Behinderung gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung betreut und gefördert werden. Nahezu alle Kitas böten auch Einzelintegration an. Leider seien nur 17 von 49 Kitas im Landkreis baulich barrierefrei.

    An den Grundschulen und den weiterführenden Schulen werde der Inklusionsgedanke weiterentwickelt. Ein großer Fortschritt sei die Einrichtung einer neuen Inklusionsberatungsstelle für den Landkreis in der Johann-Puppert-Schule in Michelau. Das staatliche Schulamt wolle damit das integrative Schulmodell entwickeln.

    Aus dem Bericht des Behindertenbeauftragten

    Im Landkreis Lichtenfels leben laut Behindertenbeauftragtem Manfred Robisch rund 9500 Menschen mit einem festgestellten Grad der Behinderung. Das sind 14 Prozent der Landkreisbevölkerung.

    Von diesen Menschen seien knapp 7300, etwa 11 Prozent, mit einem Behindertengrad über 50 Prozent schwerbehindert. Der Großteil der Menschen mit Behinderung sei gehbehindert und über 60 Jahre alt.

    Im Landkreis sind, so Robisch weiter, laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit 832 Pflichtarbeitsplätze bei privaten Arbeitgebern durch Menschen mit Behinderung besetzt. Das Soll liege bei 830. Öffentliche Arbeitgeber beschäftigen im Landkreis 99 Menschen mit Behinderung. Das liegt deutlich über dem Soll von 65. Beim Landkreis Lichtenfels sind derzeit 13 schwerbehinderte Bedienstete beschäftigt, so Robisch weiter.

    Im Landkreis gibt es darüber hinaus rund 400 Arbeitsplätze in den Werkstätten für Behinderte in Burgkunstadt, Lichtenfels und Michelau. Die Arbeitsplätze verteilen sich auf Industriemontage, Metallbearbeitung, Verpackung, Korbflechterei, Näherei, Wäscherei, Schreinerei, Hauswirtschaft, Garten und weitere Außenarbeitsplätze.

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