„Schö', dass ihr da seid.“ Wolfgang Buck, seines Zeichen Liedermacher, Vollblutfranke und Schweinebratenexperte ist im Lichtenfelser Stadtschloss ein gerne gesehener Gast. In seinem neuen Programm „Kummdmernaham“ gibt der im Landkreis Fürth aufgewachsene Songpoet tiefe Einblicke in die fränkische Mentalität und Seele.
Das Thema Heimat zieht sich wie ein roter Faden durch sein Programm. Der 56-Jährige definiert den Begriff Heimat abseits bayerischer „Mir-san-mir“-Mentalität, auch nicht an eine bestimmte Nationalität gebunden, sondern als einen Ort, an dem Karpfen, Käsekuchen und der Dönerstand zwei Häuser weiter zu finden sind. Und was heißt schon Einheimischer. Auch die Franken sind schließlich ein buntes Gemisch aus den vorherigen Völkerwanderungen und Zuwanderern, wie beispielsweise den Hugenotten aus Frankreich.
Wolfgang Buck singt seine Lieder in einem weitgehend verständlichen Dialekt und ergänzt sie mit aufschlussreichen Bemerkungen zu Hintergründen und Entstehungsgeschichte. Auf der Bühne steht ein Mann mit zwei Gitarren, der durchaus etwas zu sagen hat. Victor von Scheffels Frankenlied erfährt eine Anpassung an die Neuzeit. Vielleicht würde der im 19. Jahrhundert viel gelesene Dichter heute statt lieblicher Landschaften und einer stromdurchglänzten Au auch Maisfelder, Lärmschutzwälle und sonstige Eiterblasen entdecken. Den Refrain darf das Publikum mitsingen.
Heiligste Refugien
Die Küche und der Biergarten sind des Franken heiligste Refugien. Wenn die Schäfleswolken am Himmel ihre Bahn ziehen, die Sonne durchs grüne Laub scheint und das Bier golden in den Gläsern glänzt, wird selbst der Wirt jener durchaus realen Idylle zu Tränen gerührt. Dessen Kommentar „Wer da fortfährt, gehört erschlagen“, hat Buck in einem Lied verarbeitet. Dabei ist der Franke doch wahrlich kein Ausbund an Sentimentalität. Allerdings scheint er auch nicht ganz dem Frieden zu trauen, wenn es einmal gar zu gut läuft.
Zu den Highlights Buckscher Philosophie zählt unbestritten seine musikalisch-kulinarische Liebeserklärung an die Leibspeise der Franken, den „Schweinebrodn“. Keinem Anderen als ihm gelingt es, die fränkische Leibspeise so in Worte zu fassen, dass man die krosse Kruste des Schäufeles, die zarten Klöße, den Wirsching und die dunkle Soße beinahe schon auf der Zunge spürt. Und die Vegetarier? „Kein Respekt vorm Kochen, deshalb sind sie Haut und Knochen“, konstatiert der Liedermacher. Und dann wäre da noch jener weibliche Gast einer fränkischen Wirtschaft, der kein Fleisch essen wollte. Als Alternative bot ihr die Wirtin ein Paar Bratwörscht an.
„Du di ned oh“ lautet sein Rat, wenn es mal nicht so läuft, wie gewünscht. Wenn der Bau des Flughafens in Berlin fünf Jahre länger dauert und fünf Milliarden Euro mehr kostet. Oder der Nachwuchs mit zwei Fünfen aus der Schule kommt. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn der Club verliert und die Fürther besser sind: dann du di oh.
„Kein Respekt vorm Kochen, deshalb sind sie Haut und Knochen.“
Wolfgang Buck über Vegetarier
Glaubt man Wolfgang Buck, wirkt sich eine frühkindliche Prägung auch im fortgesetzten Alter noch aus. Beispielsweise wenn Eltern auch mit 80 Jahren noch genau wissen, wie sie einem 55-jährigen ein schlechtes Gewissen einreden können. Mit einer Mischung aus Vorwurf und Verwöhnen („Ich mach mir so viel Arbeit, und dir schmeckt’s net“). Bedenklich sei auch, wenn mit Heimat und Hilfe („Kummdmernaham“) gedroht wird.
Nachdenkliche Töne werden in dem Lied „Wenn die Party vorbei ist“ laut. Dann fließt der Golfstrom andersrum, rosten Fässer mit Plutonium vor sich hin, dann rama die Kinder und Enkel die Umweltsünden vorheriger Generationen weg.
Voller Widersprüche
Auch wer bislang nicht wusste, dass der fränkische Dialekt voller Widersprüche steckt, der wird am Freitagabend eines besseren belehrt. Oder wie anders lassen sich Ausdrücke wie „gscheid blöd“, „geh zu, bleib da“, „du amoll schnell wardn“ und „schneid amoll des Holz zam“ erklären. Überhaupt sei der Franke der einzige, der das Holz nicht auseinander schneidet, sondern zam.