Ein schwer verletzter Mann wird auf einer Trage von Hand zu Hand zu einem Hubschrauber weitergereicht. Einsatzkräfte aus fünf Nationen helfen zusammen. Die Bilder der Höhlenrettung des Forschers Johann Westhauser aus der Riesendinghöhle gingen im vergangenen Jahr durch die Medien. Nun referierten Dr. med. Nico Petterich und Nils Bräuning, die bei der Rettung als leitende Einsatzkräfte vor Ort waren, bei den Mitgliedern der Hilfsorganisationen aus dem Landkreis über den Einsatz. Veranstalter des Schulungsabends war die Freiwillige Feuerwehr Michelau in Zusammenarbeit mit dem Kreisfeuerwehrverband.
Petterich, der 1980 in Lichtenfels zur Welt kam, ist Bergwachtnotarzt und als Regionalausbilder und -arzt bei der Bergwacht Frankenjura aktiv. Seit 2012 ist er Mitglied der Bergwacht Ruhpolding und führt die Stabsfunktion der Notfallmedizin Bergwacht in Bayern. Der bereits seit 26 Jahren in der Höhlenrettung tätige Bräuning hat eine Sanitäter- und Einsatzleiterausbildung und ist selbst als Ausbilder dabei. Er ist Diplom-Ingenieur für Vermessung und Geoinformatik und seit fünf Jahren der Verantwortliche für die Höhlenrettungswache in Bayreuth.
Der Einsatz in der Riesending-Schachthöhle war selbst für die beiden erfahrenen Höhlenretter eine Herausforderung. „Es war anfangs ziemlich chaotisch, da wir nicht wussten, was eigentlich passiert. Die Infos kamen nur alle zwölf Stunden“, erzählt Petterich. „Dass ein Einsatz so lange dauert, war für mich ungewohnt. Der Ersthelfer, ein Forschungskollege, musste den Schwerverletzten über 30 Stunden versorgen“, beschreibt Bräuning die außergewöhnliche Situation. Es sei schnell klar gewesen, dass dies kein „Einsatz von der Stange“ war. Zwölf Tage dauerte die Rettungsaktion. Im Feuerwehrhaus in Berchtesgaden befand sich das Einsatzzentrum samt Pressestelle. Am Höhleneingang in 1800 Meter Höhe richteten die Einsatzkräfte ein Lager ein. Die über 700 Helfer benötigten im Lauf der Aktion immer mehr Ausstattung, um den Verletzten aus der Höhle zu bergen. Dabei hatten sie nicht nur mit technischen Schwierigkeiten, wie der Kommunikation und dem Transport des Patienten, zu kämpfen. Auch die medizinische Versorgung musste gewährleistet sein. Hinzu kamen beim sechstägigen Verletztentransport pflegerische Maßnahmen.
„Es ist hochinteressant, zu sehen, was auch international in Bewegung gesetzt wurde.“
Klaus Wrobel, Wasserwacht
Des Weiteren gab es zwischen den Organisationen unterschiedlicher Nationalitäten Sprach- und Mentalitätsbarrieren. Doch im Lauf der Zeit wurden auch diese überwunden. „Es war toll zu sehen, wie das die Leute zusammengeschweißt hat“, erinnert sich Petterich. Bräuning ergänzt: „Mein Dank geht an alle, die mitgeholfen haben. Sie sind über ihren Schatten gesprungen und haben zusammengeholfen, egal welches Abzeichen der andere trägt.“
Eine solche Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Organisationen im Landkreis will Timm Vogler, der Kreisbrandrat mit dem gemeinsamen Schulungsabend stärken. Die Veranstaltung fand großen Anklang. Ungefähr 230 Mitglieder sämtlicher Hilfsorganisationen waren anwesend und allesamt begeistert. „Es ist hochinteressant, die Hintergrundinfos zu erfahren, zu sehen, was auch international in Bewegung gesetzt wurde“, so Klaus Wrobel von der Wasserwacht. „Die Logistik, die dahinter steckt, ist faszinierend“, findet Klemens Jürgen von der Freiwilligen Feuerwehr. Die Mitglieder des Kriseninterventionsteams vom BRK Lichtenfels fanden vor allem die medizinischen Details interessant. Von nun an soll jedes Jahr ein gemeinsamer Schulungsabend stattfinden.