„Stell dir vor, du bist im dritten oder vierten Stock eines Gebäudes. Die Wände sind noch nicht hochgezogen, und du errichtest einen Stützpfeiler. Im Prinzip siehst du jetzt die ganze Stadt um dich herum und die Umgebung unter dir. Dieses Gefühl ist total cool.“ Mit diesen Worten beschreibt der 21-jährige Michael Friedrich seinen Arbeitsplatz. Er ist Stahl- und Betonbauer bei der Firma dechant aus Weismain und hat seine Ausbildung hier vor kurzem abgeschlossen.
Durch Ferienjobs, die er während der Sommerferien in seiner Schulzeit bei verschiedenen Einrichtungen, wie zum Beispiel dem Bauhof und der Firma dechant gemacht hat, hat er relativ schnell herausgefunden, dass ihm diese Art von Arbeit liegt. „Man arbeitet an der frischen Luft und kommt deutschlandweit viel herum. Ich habe schon ziemlich viel gesehen“, erzählt er. So war er bereits in Pfaffenhofen beim Bau einer Dreifachturnhalle dabei. Aber auch bei Bauarbeiten in der Region hat er seine Kollegen unterstützt.
„Im Sommer werde ich immer schön braun, man könnte meinen, ich komme gerade aus dem Urlaub.“
Michael Friedrich über die Vorzüge seines Berufs
Besonders gefallen Michael die abwechslungsreiche Arbeit und die immer wieder neuen Herausforderungen. „Man muss den ganzen Tag über 100 Prozent Leistung bringen und konzentriert sein. Man hat schließlich nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für seine Kollegen. Da dürfen einem keine Fehler passieren.“
Stahl- und Betonbauer werden bei den unterschiedlichsten Bauten gebraucht. Egal, ob Hochhäuser oder Schächte, sie kommen fast überall zum Einsatz. Räumliches Vorstellungsvermögen und mathematische Kenntnisse sind nötig, um die Baupläne umsetzen zu können. Die Arbeit im Team gehört auf dem Bau ebenso dazu, wie Eigeninitiative und selbstständiges Arbeiten. Und man sollte auch unter Zeitdruck in der Lage sein, gewissenhaft und genau zu arbeiten, da die meisten Bauarbeiten zu einem festgesetzten Termin abgeschlossen sein müssen.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Stahl- und Betonbauer ist Schwindelfreiheit. „Du solltest auf keinen Fall Angst vor großen Höhen haben. Man muss schließlich oft hoch hinaus“, so Michael. Die einzige Sache, die gewöhnungsbedürftig ist, ist das Arbeiten draußen bei jedem Wetter. „Egal ob es im Sommer 30 Grad oder im Winter Minusgrade hat, man ist immer draußen.“ Das Werken an der frischen Luft hat aber auch durchaus seine Vorteile: „Im Sommer werde ich immer schön braun, man könnte meinen, ich komme gerade aus dem Urlaub“, erzählt er mit einem Schmunzeln.
Fragt man ihn nach der körperlichen Belastung, winkt Michael ab. „Alles ab 25 Kilogramm wird mechanisch gehoben, da plagt sich keiner mehr damit ab.“ Allerdings sei die erschöpfende Arbeit eines der Vorurteile, die sich weiterhin hartnäckig über den Alltag auf dem Bau halten. „Wenn der Vater oder Großvater als Bauarbeiter arbeitet und abends immer fluchend nach Hause kommt, schrecken viel junge Leute davor zurück, sich mit diesem Beruf zu beschäftigen“ erklärt er. Ein weiteres Problem ist laut Michael die Tatsache, dass immer weniger Jugendliche während ihrer Schulzeit Praktika machen. „Viele unterschätzen unsere Arbeit auch, einfach weil sie keine Ahnung davon haben. Sie denken es ist leicht verdientes Geld und schmeißen alles hin, sobald sie bemerken, dass sie sich doch anstrengen müssen.“ Praktika und Ferienjobs empfiehlt er allen, die mit seinem Beruf liebäugeln. „Macht vor der Ausbildung unbedingt mindestens ein Praktikum, um zu sehen, ob euch der Beruf wirklich gefällt, und um Erfahrungen zu sammeln. Denn nur so kann man sicher sein, dass es das Richtige für einen ist,“ sagt Michael Friedrich.
Nach seiner Ausbildung stehen ihm weitere Türen offen: Er kann auf die Meister- oder Technikerschule gehen und danach studieren. Ob Michael das machen wird, weiß er noch nicht sicher. Derzeit arbeitet er bei seiner Ausbildungsfirma in Weismain weiter. „Studieren will ich nicht, aber meinen Meister möchte ich schon eventuell noch machen. Schließlich soll man seine Chancen nutzen, solange man noch jung ist.“